Nach seinem sicher gelandeten Reckabgang im letzten Durchgang der deutschen Meisterschaften von Dortmund war sich Lukas Dauser sicher, zum zweiten Mal nach 2017 den nationalen Titel im Sechskampf gewonnen zu haben.
Der Turner des TSV Unterhaching schrie seine Freude heraus, klopfte sich einmal aufs Herz und legte, eine Faust ballend, noch einen Brüller nach.
«Ich habe zwar noch mal nachgefragt, wie weit ich nach Barren vorne lag», sagte der 27-Jährige. Doch realistisch gesehen war er zu diesem Zeitpunkt von niemandem seiner Konkurrenten mehr zu überholen. Mit 82,75 Punkten triumphierte der EM-Dritte am Barren souveräner, als es während des Wettkampfes in der Westfalenhalle lange ausgesehen hatte.
Medaillenwürdig
Wie erwartet lieferte sich Dauser bis zum fünften Gerät ein spannendes Rennen mit dem Hannoveraner Andreas Toba. Doch mit einer Glanzleistung am Barren, die laut DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam mit Blick auf die Olympischen Spiele in Tokio mit einem Endwert von 15,25 Punkten finalwürdig war und von ihrem Ausgangswert von 6,7 Punkten sogar auf die Möglichkeit eines Medaillengewinnes hindeutet, setzte sich der in Halle trainierende Turner mit 1,2 Punkten Vorsprung vom übrigen Feld ab.
Toba, der nach den Ringen noch genau gleichauf mit Dauser war, stürzte bei einem Flugelement (Kolman) vom Reck und musste sich mit 80,20 Punkten und Rang drei hinter dem Erfurter Nils Dunkel (80,40) zufrieden geben. Der Hallenser Nick Klessing, wie Dunkel Trainingskollege von Dauser, kam mit 79,90 Punkten auf den vierten Rang.
Wieder auf dem Podest
«Ich habe mich vor allem darüber gefreut, einen echt guten Wettkampf geturnt zu haben», sagte der Sieger. «Dass das auch noch für Gold gereicht hat, ist echt eine coole Sache.» 2017 hatte er in Berlin schon einmal im Sechskampf ganz oben gestanden, sich dann aber in den Gerätefinals im Anschluss einen Kreuzbandriss zugezogen. Erst jetzt stand Dauser bei einem nationalen Titelkampf wieder auf dem Podest.
Nach den kontinentalen Titelkämpfen im April in Basel und dem dortigen Bronzemedaillengewinn hatte er erst einmal ein paar Blessuren auskurieren müssen. Prellungen am Knöchel und Knie sind überstanden, Probleme bereitet noch der Unterarm. «Deshalb habe ich an den Ringen eine etwas leichtere Übung geturnt.»
Noch vor der zweiten Olympia-Qualifikation am 12. Juni in München dürfen er und Toba davon ausgehen, die Reise nach Tokio antreten zu dürfen. Die Lücke, die der Olympia-Zweite von London, Marcel Nguyen, durch seinen Ausfall nach einem Kreuzbandriss gerissen hat, ist nach Aussage von Olympia-Trainer Valeri Belenki von den übrigen Turnern schwer aufzufüllen.
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