Den «unmittelbaren Ärger» vom Pokal-Schock hatte Thomas Tuchel mitten in wegweisenden Tagen des FC Bayern «nach ein bisschen Sport» hinter sich gelassen.
Vor dem schnellen Wiedersehen mit dem SC Freiburg und der ultimativen Champions-League-Prüfung gegen Manchester City wies der 49-Jährige demonstrativ auf die guten Seiten der überaus wechselhaften Auftritte des Bundesliga-Tabellenführers hin. «Du brauchst einen positiven Geist», sagte Tuchel vor Spiel drei seines schwierigen von Null-auf-hundert-Starts. Der Ausfall von Eric Maxim Choupo-Moting für das Freiburg-Match und möglicherweise auch für den City-Knaller beschert ihm neue Sorgen in einer ohnehin kniffligen Situation: «Wir haben nicht absolute Topform gerade.»
Vier Tage vor dem Duell mit dem Königsklassen-Favoriten von Pep Guardiola lag Tuchels Fokus nach der alarmierenden Einschätzung auf dem erneuten Kräftemessen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) mit Pokal-Bezwinger Freiburg. Nach viel Positivem in der Analyse der Cup-Pleite schloss der neue Bayern-Coach sein Statement mit einer Forderung an die Stars. Nur taktische und technische Ansätze würden nicht reichen. «Es kommt schon darauf an, dass wir eine Widerstandsfähigkeit und Biss zusammen entwickeln als Mannschaft. Da haben wir auf jeden Fall noch Luft nach oben», mahnte der Fußballlehrer. Die Rückkehr zur Topform erfordere «Geduld und Arbeit, vielleicht auch ein bisschen eine Galligkeit und Giftigkeit».
Emotionen bei Bayern-Spielern gefordert
Ähnlich sieht es Leader Joshua Kimmich. «Generell verlieren wir zu viele Spiele nach Führung», bemängelte der Mittelfeldchef. Man müsse Wut und Ärger über das Pokal-Aus in «Leidenschaft und Wille» umwandeln und «emotionaler spielen». Wie Kimmich selbst unterstrich auch Tuchel, dass Emotionen von der verteidigenden Mannschaft leichter zu verkörpern seien. «Ich glaube, leidenschaftliches Angreifen sieht manchmal weniger leidenschaftlich aus als Verteidigen, weil die Grätsche einfach irgendwie was hermacht.» Auch wenn es «wie das berühmte Pfeifen im dunklen Wald» klinge, seien zwei Gegentore gegen Freiburg unnötig gewesen.
Allerdings fehlte selbst auch die Durchschlagskraft im Angriff – und jetzt fällt noch der zweitbeste Liga-Torschütze aus. Das Fehlen des am Knie angeschlagenen Choupo-Moting trifft die Bayern in einer entscheidenden Saisonphase hart. Das 1:2 gegen Freiburg unterstrich beispielhaft, wie schwer sich die Münchner im Jahr eins nach Robert Lewandowski gegen gut organisierte Verteidigungsreihen mit dem Toreschießen tun.
Der letzte Pass, das Vertrauen oder die Leichtigkeit würden aktuell fehlen, führte Tuchel aus. «Form und Selbstverständnis kommen aber nur zurück, wenn wir positiv bleiben.» Mögliche Alternativen für den Choupo-Moting-Platz in der Spitze sind Kapitän Thomas Müller oder die formschwachen Serge Gnabry und Sadio Mané. Sturmtalent Mathys Tel fehlt weiter verletzt.
Musiala gegen Freiburg in der Startelf?
Ein Kandidat für die Startelf, in der der gelb-gesperrte Dayot Upamecano in der Abwehr fehlen wird, ist Jamal Musiala. Nach seinem Handspiel vor dem späten K.o.-Elfmeter gegen Freiburg habe der Nationalspieler «ein super Training» absolviert. «Wir brauchen eine Reaktion. Wir bräuchten aber auch eine Reaktion, wenn wir gewonnen hätten», sagte Tuchel. Sein Team soll die beim 4:2 gegen Dortmund zurück erkämpfte Tabellenspitze festigen.
Der Pokal-Abend «war sehr bitter für uns alle, aber Samstag geht es weiter», sagte Hasan Salihamidzic. Der Sportvorstand fordert für die weiteren Aufgaben einen Bayern-Motor über 90 Minuten auf Hochtouren. «Wir bringen die Energie nicht über einen längeren Zeitraum auf.» Salihamidzic dürfte mit Freude vernehmen, dass Tuchel von dem erst vor zwei Wochen von Julian Nagelsmann übernommenen Team trotz des Pokal-Ärgers weiterhin überzeugt ist. «Ich glaube nach wie vor an das Potenzial und die Zusammenstellung dieser Mannschaft», sagte der Champions-League-Sieger von 2021. Das gelte auch für das «allerhöchste Niveau», für die Königsklasse.
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