Steffen Baumgart benutzte mal wieder markante Worte. «Aus finanziellen Gründen geht mir das total am Arsch vorbei», hatte der Trainer des 1. FC Köln vor dem Playoff-Hinspiel in der Fußball-Conference-League gegen den Fehérvár FC aus Ungarn erklärt: «Und das meine ich, wie ich es sage.»
Eine Replik der Geschäftsführer Christian Keller und Philipp Türoff auf die Aussagen vom Montag habe es nicht gegeben, erzählte Baumgart am Mittwoch. «Aber warum auch? Ich bin ja Trainer hier und nicht Finanzvorstand.» Und als Trainer sei er für den sportlichen Erfolg zuständig. «Alles andere kommt dann von selbst», sagte Baumgart: «Wenn wir weiterkommen, können Sachen kommen, die dem Verein helfen können. Aber erst geht es um Fußball. Und ich finde es wichtig, darüber zu reden. Wir können den Sport nicht immer an der nächstmöglichen Million aufhängen.» Aber deshalb, so Baumgart, gebe es «hier das eine Büro und das andere».
Köln braucht die finanzielle Gesundung
In diesem anderen Büro, bei Keller und Türoff, ist bei aller sportlichen Begeisterung der finanzielle Aspekt wohl mindestens ebenbürtig. Während der Pandemie habe der Verein 85 Millionen Euro Umsatz verloren, hatte Vorgänger Alexander Wehrle vorgerechnet. Und Keller hatte in der Sommerpause eingestanden: «Viel kränker können wir auch nicht mehr werden.»
Und die bisherige Saison verhalf noch nicht wie erhofft zur Gesundung. Das Ziel eines zweistelligen Transfer-Plus wurde trotz der Verkäufe von Salih Özcan und Anthony Modeste für insgesamt rund elf Millionen Euro an Borussia Dortmund bisher verfehlt, denn der FC gab auch etwa sechs Millionen aus. Und im DFB-Pokal sind die Kölner ausgeschieden, was Keller offen als «richtig scheiße» bezeichnete.
Es ist also sehr wohl ein großer wirtschaftlicher Druck da vor den Spielen gegen die Ungarn mit dem deutschen Trainer Michael Boris. Rund acht Millionen würde eine Qualifikation für die Gruppenphase dem FC bescheren, ohne weitere Erfolgsprämien und TV-Einnahmen. Ob davon abhängig ist, ob noch ein neuer Stürmer kommt, scheint fraglich. Ohne Zusatz-Einnahmen scheint es unmöglich. Aber auch sonst scheint sich der FC festgelegt zu haben, nicht nachzubessern. Langfristiger Modeste-Ersatz soll der schon im Sommer aus Dortmund geholte Steffen Tigges werden, der nach einem Sprunggelenkbruch am Donnerstag erstmals im Profi-Kader steht.
Baumgart will den maximalen sportlichen Erfolg
Bei den Kölner Fans herrscht derweil schon Europacup-Euphorie. Unter dem Motto «Alle in Rot» rief die «Südkurve Köln» in einem Schreiben alle Fans auf, zu den Europacup-Spielen komplett in Rot gekleidet ins Stadion zu kommen. «Lasst uns die roten Klamotten rausholen und den Jungs auf dem Platz zeigen, dass wir ihnen den Weg nach Prag notfalls mit unseren eigenen Händen pflastern.» In der tschechischen Hauptstadt findet am 7. Juni das Endspiel statt.
Baumgart will aktuell noch nicht mal über die Gruppenphase reden. Seine Freude über das erste Europacup-Spiel seiner Trainer-Karriere ist aber greifbar. «Wer mich kennt, dem muss ich nicht erklären, was in mir gerade los ist», sagte er: «Man sieht mich sehr, sehr viel lächeln und auf das Spiel hinfiebern.» Und dabei denkt Baumgart nicht an Geld, sondern nur an Fußball.
Voraussichtliche Aufstellungen:
1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector – Skhiri – Maina, Ljubicic, Kainz – Adamyan, Dietz
Fehérvár FC: Kovács – Fiola, Schabanow, Stopira – Bumba, Pinto – Nego, Heister – Dardai, Bamgboye – Zivzivadze
Schiedsrichter: Tiago Martins (Portugal)
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