Leonie Beck lachte und freute sich über ihre beherzte olympische Premiere im Freiwasser. Die brütende Hitze im Odaiba Marine Park mit Blick auf die Hochhäuser Tokios machte der 24-Jährigen scheinbar überhaupt nichts aus.
«Ich glaube, das war das beste Freiwasserrennen meiner bisherigen Karriere», sagte Beck, die sich für ihren leidenschaftlichen Kampf unter extremen Bedingungen nicht mit einer Medaille belohnen konnte – am Ende fehlten 2,6 Sekunden zu Bronze. Die Würzburgerin schlug über zehn Kilometer nach 1:59:35,1 Stunden als Fünfte an.
Brasilianerin schwimmt zu Gold
Gold ging an Ana Marcela Cunha aus Brasilien vor Rio-Olympiasiegerin Sharon van Rouwendaal aus den Niederlanden und der Australierin Kareena Lee. Cunha war 4,3 Sekunden schneller als Beck. Die Magdeburgerin Finnia Wunram belegte als zweite deutsche Starterin den zehnten Platz.
Bei herausfordernden Bedingungen, die Mannschaftsarzt und Leonie Becks Vater Alexander Beck mit den Strapazen eines Marsches durch die Wüste verglichen hatte, hielt sich seine Tochter von Beginn an in der Spitzengruppe. «Schon immens» sei die Belastung, sagte auch Rekordweltmeister Thomas Lurz als Eurosport-Experte. Um 5.30 Uhr Ortszeit, eine Stunde vor dem Rennstart, betrug die offizielle Wassertemperatur 29,3 Grad. An Land suchte nicht nur der Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbands, Lutz Buschkow, einen schattigen Platz.
Schwimmerin Beck schienen die Temperaturen nicht zu stören. «Ich mag warmes Wasser lieber als kaltes Wasser. Ich hatte keine Probleme mit der Hitze», sagte sie. «Ich habe eigentlich gar nicht geschwitzt während des Rennens. Ich fand es ziemlich angenehm.»
Hoffen auf Wellbrock
24 Stunden vor dem Freiwasser-Auftritt von Weltmeister Florian Wellbrock in der deutschen Nacht zum Donnerstag machten die Leistung und die Erfahrungen von Beck auch Mut für die Herren-Konkurrenz. Nach seinem WM-Titel 2019 zählt Wellbrock zu den Gold-Kandidaten. «Es ist besser gelaufen als ich gedacht habe. Ich habe alles probiert, alles riskiert», sagte Beck. «Ein fünfter Platz bei Olympischen Spielen, darauf kann ich stolz sein.»
Nach gut der Hälfte des Rennens lag Beck zusammen mit der Amerikanerin Ashley Twichell auf Rang zwei hinter Cunha, die schon als 16-Jährige bei der olympischen Premiere der Disziplin in Peking dabei war.
Bei dem sehr harten Rennen kam der Versorgung durch Getränke an den sechs Stationen besondere Bedeutung zu, das hatten alle Protagonisten bereits zuvor beteuert. Beck kam gut durch – und riss das Feld durch eine Tempoverschärfung nach drei Viertel des Rennens auseinander. «Ich habe mich vier Runden ausruhen können im Sog, da wollte ich auch mal was probieren», sagte Beck. Doch die routinierte Konkurrenz konterte stark. Für die mehrmalige Weltmeisterin Cunha wurde es die ersehnte erste Olympia-Medaille, es wurde gleich Gold.
Außer Weltmeister Wellbrock ist auch dessen Magdeburger Teamkollege Rob Muffels am Start. Sie wollen die erste Medaille der Freiwasserschwimmer seit neun Jahren gewinnen. Lurz hatte 2012 in London mit Silber auch die bis dato letzte olympische Freiwasser-Medaille für den Deutschen Schwimm-Verband geholt.
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