Jetzt kommt der «Greek Freak»! Auf dem Weg zur ersten Medaille seit 17 Jahren und dem größten Erfolg seit der Ära von Superstar Dirk Nowitzki müssen Deutschlands Basketballer bei der Heim-EM einen der schwersten Brocken ausschalten.
Vor dem mit Spannung erwarteten Viertelfinal-Duell mit Griechenland um Superstar Giannis Antetokounmpo hat Bundestrainer Gordon Herbert aber keine Angst. «Wir glauben nicht, dass unsere Reise endet», sagte der selbstbewusste Herbert vor dem Duell am Dienstagabend (20.30 Uhr/Magentasport) in der großen Arena in Berlin.
Große Zuversicht beim DBB-Team
Die Zuversicht wurde am Montag gestärkt, denn die Eindrücke vom Training wirkten wie ein Mutmacher. NBA-Jungstar Franz Wagner konnte zwei Tage nach seinem Umknicken beim 85:79 gegen Montenegro schon wieder Würfe verwandeln und Sprints über das Feld anziehen. Bundestrainer Gordon Herbert sagte noch vorsichtig: «Das ist das Turnier der Überlebenden. Wir haben zwei Verletzte und einen Kranken. Wir müssen sehen, wie die Situation morgen ist.»
Neben Wagner (Knöchel) sind auch Nick Weiler-Babb (Schulter) und Co-Kapitän Johannes Voigtmann fraglich, der wegen einer Erkältung als einziger Akteur bei der eineinhalbstündigen Einheit aussetzte. Beim regen Trainingsbetrieb war im deutschen Team um Kapitän Dennis Schröder aber große Zuversicht zu spüren, dass alle drei Akteure beim vorläufigen EM-Höhepunkt mitwirken können.
«Wenn du was erreichen willst, musst du gegen die besten Teams gewinnen. Das wird eine geile Challenge sein, wir nehmen das mit Stolz», sagte Schröder. Nach Ende des Trainings führte der 28 Jahre alte Führungsspieler ein längeres Gespräch mit Chefcoach Herbert, ehe sich das Duo scherzend und lachend in die Kabine verabschiedete.
Um gegen den Mitfavoriten mit Antetokounmpo konkurrenzfähig zu sein, dürfte ein Mitwirken des Trios unerlässlich sein. Wagner und Weiler-Babb gelten als sehr gute Flügelverteidiger und dürften auch gegen den NBA-Superstar zum Einsatz kommen. Voigtmanns Präsenz und Erfahrung wird dringend unter dem Korb benötigt. Personal hin oder her, der 63 Jahre alte Herbert versprühte am Montag Vorfreude: «Wir fordern die besten Teams und die besten Spieler der Welt. Es geht darum, Giannis zu kontrollieren. Ich weiß nur noch nicht wie», sagte Herbert mit einem süffisanten Grinsen.
Schröder: «Giannis zu stoppen, ist fast unmöglich»
Der Meister von 2021 und zweimalige MVP steht im Fokus und ist selbst in der Hochglanzliga NBA ein absolutes Aushängeschild. «Er ist Giannis Antetokounmpo. Er ist einer der besten Spieler der Welt. Er hat eine Gewinner-Mentalität, die er über Jahre in der NBA bringt. Es wird für mich eine Herausforderung», sagte Schröder über den 27 Jahre alten Profi der Milwaukee Bucks, der auch unter dem Spitznamen «The Greek Freak» bekannt ist.
Einige deutsche Profis werden herhalten müssen, um die 110 Kilogramm schwere Naturgewalt der Griechen aus dem Rhythmus zu bringen. Oder es zumindest zu versuchen. «Es ist bei ihm genauso wie bei LeBron James. Die werden ihr Spiel machen – im Endeffekt musst du versuchen, die anderen herunterzuschrauben. Giannis zu stoppen, ist fast unmöglich», sagte Schröder. Eine weitere Möglichkeit ist die Zonen-Verteidigung, die Tschechien am Sonntag über lange Zeit erfolgreich praktizierte. Antetokounmpo ist aber nicht nur offensiv dominant, sondern zählt auch defensiv zur absoluten Elite weltweit.
Das bisher bei der EM so überzeugende deutsche Team bleibt trotzdem gelassen. Schröder und Co. bezwangen in der WM-Quali Luka Doncic mit Europameister Slowenien, bei der EM gab es Siege gegen Litauen und den Olympia-Zweiten Frankreich. «Wir müssen 40 Minuten zusammenspielen und dieses Spiel auch genießen», sagte Herbert, der gleich in seinem ersten Turniersommer nach Edelmetall greift. Umso erstaunlicher war, dass es in der Hauptstadt auch einen Tag vor dem Viertelfinale noch reichlich Karten zu kaufen gab.
Duell mit Griechenland ein Schlüsselspiel
Turnierbotschafter Nowitzki dürfte wie schon am Wochenende auf der Tribüne sitzen und gespannt schauen, wie sich seine Nachfolger schlagen. Tatsächlich dürfte die Begegnung mit den Griechen zu einer Art Schlüsselspiel im Kampf um die selbst als Ziel ausgegebene Medaille sein. Denn in einem möglichen Halbfinale wären weder Spanien noch Finnland eine unschaffbare Hürde – und Topfavorit Serbien ist seit Sonntagabend gar nicht mehr im Turnier. Gelingt also der Coup gegen Griechenland, wäre nicht nur eine Medaille, sondern der erste internationale Titel seit 1993 möglich.
«Es wird eines der schwierigsten Spiele für uns», sagte Center Jonas Wohlfarth-Bottermann, der unter dem Korb wohl direkt mit Antetokounmpo konfrontiert sein wird. «Wobo» nennt den Führungsspieler der Griechen «einen der härtesten Brocken» im internationalen Basketball und lobt: «Seine Athletik ist von einem anderen Stern.» Antetokounmpos große Baustelle aber ist der inkonstante Wurf, den er oft mit seinem Tempo, seiner Wucht und seiner Athletik zu kompensieren versucht. «Wir müssen wachsam sein und Stops bekommen», mahnte Schröder.
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