Hansi Flicks Kampf gegen die große WM-Hypothek beginnt. 114 Tage nach dem Vorrunden-Aus trotz des 4:2 gegen Costa Rica im Beduinenzelt-Stadion von Al-Bayt steht der Bundestrainer wieder bei einem Länderspiel an der Seitenlinie.
Der erste Prüfstein für die Fußball-Nationalmannschaft auf dem Weg zur Heim-EM 2024 heißt Peru. Eines hat der Bundestrainer unmissverständlich klargemacht. Ein Sieg muss her am Abend (20.45 Uhr/ZDF) in Mainz. Nur so kann schnell der notwendige Stimmungsumschwung gelingen.
Neues Personal
Sechs Neulinge hat Flick berufen. Auch dafür kassierte der Bundestrainer allerdings Kritik. «Wir wollen den Kader auf breitere Füße stellen», rechtfertigte Flick die Auswahl des halben Dutzends möglicher Debütanten. Außenverteidiger Marius Wolf von Borussia Dortmund werden gute Chancen auf eine Premiere gleich in der Startelf eingeräumt. Mergim Berisha, Malick Thiaw, Felix Nmecha, Kevin Schade und Josha Vagnoman müssen sich womöglich etwas länger gedulden, sollen aber gegen Peru oder am Dienstag gegen Belgien zu A-Nationalspielern werden, kündigte Flick an.
Um den Nachwuchs spielen sehen zu können und sicher auch, um Reizpunkte zu setzen, ließ Flick bewährte Kräfte wie Thomas Müller, Ilkay Gündogan oder Leroy Sané zu Hause. Joshua Kimmich ist bei seinem 75. Länderspiel der Kapitän. Im Tor vertritt Marc-André ter Stegen den verletzten Manuel Neuer.
Neue Taktik
Niclas Füllkrug hält die Idee für gut. Mit einer Doppelspitze soll die Suche nach der Tor-Effizienz endlich zum Erfolg führen. Bei Werder Bremen spielt Füllkrug diese taktische Variante mit Marvin Ducksch. In der DFB-Elf steht ihm gegen Peru nun Rückkehrer Timo Werner, der die WM verletzt verpasste, ganz vorne zur Seite. Zwei zentrale Angreifer bieten Vor- und Nachteile, meinte Füllkrug und ergänzte: «Ich sehe die Vorteile.»
Im neuen 4-2-2-2-System kämen auf die Außenverteidiger neue Aufgaben zu, meinte Flick. Besonders im Fokus sieht der 58-Jährige aber die Sechser, neben Kimmich vermutlich noch Leon Goretzka. Diese müssten defensiv stabiler arbeiten und damit einen größeren Beitrag zur Behebung der chronischen Abwehrschwäche leisten.
Neuer Fokus
Kai Havertz war ehrlich. «Mich persönlich haben sie überfordert. Die Nationalmannschaft steht für Werte. Aber bei der WM war der Druck zu hoch; von uns Fußballern wurde erwartet zu lösen, was nicht einmal die Politik schafft», sagte der Chelsea-Profi den Zeitungen der Funke Mediengruppe in einem Interview zu den Diskussionen abseits des Fußballs in Katar.
Flick und auch der neue Sportdirektor Rudi Völler haben mehrfach klargemacht, dass jetzt wieder der Fußball im Zentrum stehen muss. Die schwarz-rot-goldene Kapitänsbinde statt des One-Love-Symbols am Arm von Spielführer Kimmich steht stellvertretend dafür. Der DFB will seiner gesellschaftlichen Verantwortung dennoch gerecht werden. Die Werbebanden in Mainz ziert der Slogan: «Wir haben was gegen Rassismus.»
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