Hansi Flick sieht in seiner Analyse des WM-Scheiterns in Katar eigene Fehler, aber auch eine unfaire Behandlung der Fußball-Nationalmannschaft. Für den Neustart Richtung Heim-EM 2024 setzt der Bundestrainer nun große Hoffnungen in Rudi Völler (62) als neuer DFB-Sportdirektor.
«Rudi war in den vergangenen Jahrzehnten eine feste Größe im deutschen Fußball. Er hat Erfahrung, er weiß, welche Hebel er bedienen muss», sagt der 58 Jahre alte Flick kurz vor der Nominierung seines Kaders für die ersten Länderspiele 2023 in einem Interview dem «Kicker». «Mir macht der Austausch mit ihm Spaß, wir sind auf einer Wellenlänge», betonte der Bundestrainer.
Völler soll als eine Art Puffer für Flick wirken
Völler könnte in den kommenden Monaten viele Dinge klarer ansprechen und ihm auch den Rücken freihalten, hofft Flick. «Ich mag ihn total. Er war selbst Profi, Trainer und Funktionär, und er sagt, was er denkt. Das finde ich gut, gerade im Unterschied zu mir. Ich taktiere manchmal zu viel. Ich habe manchmal das Gefühl, meine Worte sehr genau abwägen zu müssen und manche Gedanken lieber für mich zu behalten», sagte Flick in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung».
Völler war nach dem WM-Aus als Nachfolger von Geschäftsführer Oliver Bierhoff auch mit dem Auftrag berufen worden, als eine Art Puffer für Flick zu wirken. Für den Bundestrainer bleiben die vielen Themen abseits des sportlichen Geschehens wie die Debatte um die One-Love-Kapitänsbinde in Katar ein großer Malus.
«Das war einfach nicht gut, und ich hoffe, dass wir aus dieser Situation lernen. Alle. Ich, aber auch die Politik und der Verband. Man hätte im Vorfeld klären können: Ist das Tragen erlaubt, oder ist es nicht erlaubt? So ein Thema muss vorher abgeräumt werden, das ist die klare Lehre aus dieser WM», sagte Flick über die Binden-Diskussion. «So viel Druck darf es nie mehr geben – weder auf einen einzelnen Spieler noch auf eine Mannschaft», forderte er.
«Müssen ab sofort klare Schwerpunkte setzen»
Eigene Fehler wollte Flick nicht verschweigen. Die defensive Spielweise habe er den Spielern nur «in der Theorie» vermitteln können. «Was die Automatismen in der Viererkette angeht, müssen wir ab sofort klare Schwerpunkte setzen», kündigte Flick in der «SZ» an. In diesem Jahr wolle er in den Länderspielen bis Juni auch experimentieren, möglicherweise auch Spieler einsetzen, die in ihren Vereinen keine Stammspieler seien. Danach gelte es ab September, System und Formation für die Heim-EM im Sommer 2024 einzuspielen.
Mit guten Leistungen werde sich auch die Stimmung wieder verbessern. «Das Wichtigste ist, dass wir guten Fußball zeigen, leidenschaftlichen Fußball. Wenn der Fan merkt, dass wir für Deutschland alles geben und mit Herz spielen, kann die Stimmung schnell wieder umschwingen» sagte Flick dem «Kicker». Erste Bewährungsprobe werden die Spiele am 25. März in Mainz gegen Peru und am 28. März in Köln gegen Belgien.
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