Der finnische Nationalspieler Glen Kamara hat wenige Tage vor dem Beginn der Fußball-EM seine Erfahrungen mit Rassismus im Sport und vor allem mit Rassismus im Alltag beschrieben.
«Das ist ein so schwieriges Thema, weil manche Menschen in ihrem Leben nie Rassismus erleben werden. Sie werden nie erfahren, wie es sich anfühlt», sagte der 25-Jährige, dessen Eltern aus Sierra Leone stammen, in dem finnischen Podcast «Pallokerho».
Kamara beklagt Verharmlosung
Als Spieler der Glasgow Rangers wurde Kamara im März während des Europa-League-Spiels gegen Slavia Prag von seinem Gegenspieler Ondrej Kudela rassistisch beleidigt. Der europäische Verband UEFA sperrte Kudela daraufhin zwar für zehn internationale Spiele, auch Kamara wurde wegen einer Tätlichkeit gegen einen anderen Spieler nachträglich belangt. Der Finne beklagt jedoch im Nachhinein vor allem die Versuche des Tschechen und seines Vereins, die Beleidigung zu verharmlosen oder zu leugnen. «Wenn ich etwas ändern könnte, würde ich es tun. Aber ich befürchte, dass wir in unserem Leben beim Thema Rassismus keine großen Veränderungen sehen werden», sagte Kamara.
Der Mittelfeldspieler wurde in Finnland geboren und zählt dort zusammen mit Lukas Hradecky von Bayer Leverkusen und dem Ex-Schalker Teemu Pukki von Norwich City zu den bekanntesten Fußballprofis. Zum ersten Mal nimmt sein Land ab diesem Samstag an einem großen Fußball-Turnier teil und trifft in der EM-Vorrunde auf Dänemark, Russland und Belgien.
Als besonders schmerzhaft beschreibt Kamara vor allem die Erfahrungen mit Alltagsrassismus, die er während seiner Kindheit erlebt hat. «Wenn mich eine Person auf dem Bürgersteig sieht und auf die andere Straßenseite wechselt. Oder ich in einen Laden gehe und plötzlich der Wachmann die ganze Zeit nach mir späht»: Das sei «eine Spirale, die durchbrochen werden muss», sagte Kamara.
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