Jürgen Klopp ließ sich im legendären Wembley-Stadion von Prinz William zum Alles-Gewinner krönen und genoss den Rückflug mit dem Pokal des ältesten Fußball-Wettbewerbs der Welt auf dem Schoß.
Mit dem Triumph im FA Cup gegen Thomas Tuchel und den FC Chelsea komplettierte der 54-Jährige seine Trophäen-Sammlung mit dem FC Liverpool und setzte einen weiteren Meilenstein in seiner von Erfolgen geprägten Amtszeit.
«Es war ein unglaubliches Spiel, ein nervenaufreibendes Elfmeterschießen. Meine Fingernägel sind weg», sagte Klopp nach dem 6:5 gegen den ebenbürtigen Gegner aus London. Der griechische Nationalspieler Konstantinos Tsimikas hatte den entscheidenden Elfmeter versenkt, nachdem auch nach der Verlängerung keine Tore gefallen waren. Er könne kaum stolzer auf seine Jungs sein, betonte Klopp. Und der Weg dieser Saison ist noch nicht zu Ende. Liverpool kann theoretisch noch Meister werden und die Champions League gewinnen.
Trophäe vom Prinzen
Am Samstagnachmittag tauchten die Fans des FC Liverpool Wembley in roten Bengalo-Rauch, Klopp feierte vor der Kurve und schlug sich immer wieder mit der Faust auf das über dem Herzen platzierte Clubwappen. Von Prinz William, Präsident des englischen Fußball-Verbandes FA, erhielt Klopp oben auf der Tribüne schließlich als Erster die Siegermedaille. Der Schwabe ist nun der erste deutsche Trainer, der sich Sieger des FA Cups nennen darf.
Der Verlierer hieß mal wieder Tuchel. Schon das Ligapokal-Finale hatte Chelsea gegen Liverpool im Elfmeterschießen verloren. Folglich nahm der 48-Jährige die königlichen Glückwünsche auf der Tribüne mit versteinerter Miene zur Kenntnis, lobte dann seine Mannschaft. «Wir sind traurig und stolz zugleich. Wir bereuen nichts», sagte Tuchel. Nach der von Sanktionen gegen den früheren Besitzer Roman Abramowitsch geprägten Saison blieb Chelsea ein Happy End verwehrt.
Immerhin gab es Lob und Mitgefühl von Klopp. «Zum zweiten Mal spielst du 120 Minuten und bekommst nichts. Das ist richtig hart», sagte der Coach. «Wir sind Mentalitätsmonster, aber da waren heute auch Mentalitätsmonster in blau. Am Ende war es ein Elfmeter, der den Unterschied machte.» Mason Mount war vor Tsimikas‘ Schuss ins Glück an Alisson gescheitert.
Erfolg dank Neurowissenschaftler
Dass Siege im Elfmeterschießen offenbar kein Zufall sind, offenbarte Klopp nach dem Schlusspfiff. Der Club arbeitet seit geraumer Zeit speziell für solche Situationen mit einer kleinen Firma zusammen. «Einer von ihnen ist Neurowissenschaftler und er sagte: „Wir können Elfmeterschießen trainieren“», berichtete Klopp, der das Unternehmen daraufhin zu sich einlud.
Dass sein Superstar Sadio Mané das Spiel bereits entscheiden konnte, aber seinen Elfmeter vergab, nahm Klopp auf sich. Dafür sei er «zu mindestens 50 Prozent verantwortlich, denn man muss die Jungs machen lassen, was sie denken, aber bei ihm habe ich gesagt: „Er kennt dich genau, der Torwart, also mach es andersherum.“» Mané und Chelseas Torwart Édouard Mendy gewannen mit dem Senegal im Februar den Afrika-Cup im Elfmeterschießen gegen Ägypten. Damals gelang dem Stürmer des FC Liverpool der entscheidende Treffer.
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