23. November 2024

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«Fiasko» am «Stade de Farce»: Chaos und Tränengas vor Finale

Das Finale der Champions League wird überschattet von großen Problemen beim Einlass. Vor dem Stade de France herrscht zeitweise Chaos. Die Polizei setzt Tränengas ein.

Die verstörenden Bilder des Tränengaseinsatzes gegen Fußball-Fans beim Einlass-Chaos am Stade de France wirken lange nach.

Ein «katastrophales Bild von Frankreich» sei vor dem verspätet angepfiffenen Champions-League-Finale des FC Liverpool gegen Real Madrid gezeichnet worden, schrieb die Zeitung «Le Figaro». Die Polizei registrierte rund um das Endspiel 238 Verletzte und 105 Festnahmen. In den Sozialen Medien kursieren etliche Fotos und Videos, die einen mindestens unverhältnismäßigen Einsatz der Ordnungskräfte am Stadion zeigten.

Die Europäische Fußball-Union UEFA erklärte das Chaos durch das hohe Aufkommen von Fans ohne gültige Tickets. Die Drehkreuze am Eingang von Liverpool seien blockiert gewesen, weil Tausende Anhänger mit gefälschten Tickets diese nicht passieren konnten, teilte die UEFA am späten Samstagabend mit. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, wütend und verzweifelt hielten Anhänger ihre Tickets in die Kameras. Die Anstoßzeit wurde um 36 Minuten verschoben. Fanvertreter kritisierten eine einseitige Darstellung der UEFA.

Auch schon Probleme beim Europa-League-Finale

Der Dachverband kündigte eine Aufarbeitung mit der französischen Polizei und dem französischen Verband an. Bereits rund um das Finale der Europa League in Sevilla mit gravierenden Mängeln bei der Getränke-Versorgung der Fans von Eintracht Frankfurt sowie beim Endspiel der Conference League in Tirana mit sich prügelnden Anhängern aus den Niederlanden und Italien vor einem zu kleinen Stadion war große Kritik an der UEFA aufgekommen.

Die britische Boulevardzeitung «The Sun» schrieb vom «Stade de Farce». Laut Polizei habe es sich bei den Verletzungen um «leichte» Blessuren gehandelt, die Versorgung habe vor Ort stattgefunden. Die Festnahmen zählte die Polizei im Stadtgebiet, also auch bei den Fanfesten. Die französische Sportzeitung «L’Équipe» sah «ein absolutes Fiasko». Es sei eine «Inkompetenz der französischen Organisatoren» gewesen, die «dramatische Folgen hätte haben können, wenn die Liverpool-Fans nicht unendlich geduldig gewesen wären». Und das zwei Jahre vor den Olympischen Spielen in der Metropole.

Polizisten der englischen Merseyside Police, die ebenfalls vor Ort waren, verteidigten die Fans, wie die BBC berichtete. Deren Verhalten an den Drehkreuzen sei «vorbildlich unter schockierenden Umständen» gewesen und sie seien «zu 100 Prozent nicht zu spät gekommen», betonten die Einsatzkräfte.

Schnelle Aufarbeitung gefordert

Der FC Liverpool forderte eine schnelle Aufarbeitung. «Wir sind sehr enttäuscht von den Problemen beim Stadion-Einlass und dem Zusammenbruch des Sicherheitsbereichs, dem Liverpool-Fans heute Abend im Stade de France ausgesetzt waren», teilte der englische Club noch während der Partie mit. «Wir fordern eine offizielle Untersuchung zu den Gründen dieser inakzeptablen Probleme.» Trainer Jürgen Klopp berichtete, dass er wisse, «dass einige aus den Familien Probleme hatten. Wir müssen weitere Untersuchungen abwarten, um zu wissen, was passiert ist. Einige Dinge waren nicht gut und nicht schön. Mehr weiß ich noch nicht.»

Zunächst war der Anpfiff um 15 Minuten und dann noch zwei weitere Male verzögert worden, schließlich ging es 36 Minuten später als geplant los. Zunächst hatten die Veranstalter auf der Anzeigetafel Sicherheitsgründe angegeben, danach hieß es, dass es am «verspäteten Eintreffen von Fans» liege.

«Ich bin nicht sicher, dass es möglich ist, ein Event schlechter zu organisieren, sogar falls man es versuchen würde. Absolut chaotisch und gefährlich», twitterte die englische Fußball-Legende Gary Lineker mit der UEFA als Adressat. Die Begründung der Verzögerung durch eine späte Ankunft der Fans bezeichnete er als «Bullshit».

Kritik von Matip

«Die Organisation um und im Stadion ist nicht nur eines Champions-Leagues-Finales unwürdig», sagte der frühere Fußballprofi Marvin Matip, Bruder von Liverpools Joel Matip, bei Sky. «Tränengas in Bereichen mit Kindern und unbeteiligten Fans einzusetzen ist gemeingefährlich.»

Die Pariser Polizei twitterte am Abend auf französisch, englisch und spanisch, dass Fans nicht versuchen sollten, sich den Zugang zu erzwingen. Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf Twitter: «Tausende von britischen «Fans» haben sich ohne oder mit falschen Tickets den Eintritt erzwungen und manchmal die Ordnungskräfte angegriffen.»

Zahlreiche Anhänger des FC Liverpool befanden sich auch zum ursprünglich geplanten Anpfiff um 21.00 Uhr noch nicht auf den Rängen, beim Anpfiff mehr als eine halbe Stunde später gab es noch einige Lücken. Die Fan-Bereiche von Real Madrid waren hingegen frühzeitig gut gefüllt.

Die Mannschaften kamen kurz nach 21.00 Uhr wieder aus der Kabine und machten sich ein zweites Mal warm. Die Eröffnungsfeier startete um 21.23 Uhr begleitend von einem lauten Pfeifkonzert der Anhänger. Real gewann das Finale mit 1:0. Das Finale war wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von St. Petersburg nach Frankreich verlegt worden.

Von Holger Schmidt, Florian Lütticke und Jan Mies, dpa