Marvin Schwäbe und Davie Selke waren mit ihrem Coach Steffen Baumgart nicht einer Meinung. Eine Trainerdiskussion? Unnötig, meinten die Profis des 1. FC Köln auch nach dem ernüchternden 0:2 beim 1. FC Union Berlin im Bundesliga-Abstiegskampf.
Baumgart selbst war da realistischer und in seiner gewohnt knurrigen Art auch erstaunlich offen für das unbarmherzige Fußball-Geschäft. Natürlich werde auch über seinen Posten gesprochen, gerade über diesen, raunzte er ins Mikrofon.
«Alles hinterfragen»
«Es ist klar, in der Situation, in der wir sind, dass wir alles hinterfragen, auch den Trainer. Es geht nicht um meine Person, sondern es geht um die Gesamtheit und die sieht für uns nicht gut aus», sagte der 51-Jährige.
Es blieb im individuellen Deutungsbereich der Zuhörer, wer in Köln nun alles hinterfragen werde und mit wem Baumgart selbst in medias res gehen will. Mit seinem Trainerteam? Mit den Club-Verantwortlichen? Und war das alles, was da ausgerechnet in den Katakomben seines eigentlichen Herzensclubs Union Berlin passierte schon eine verklausulierte Bereitschaft zum geordneten Rückzug?
Auf die Frage bei Sky, ob er mit dem Gedanken spiele, die Flinte ins Korn zu werfen, antwortete der 51-Jährige: «Köln ist mein Verein. Wenn du zweieinhalb Jahre bei so einem Verein arbeitest, dann geht es nicht darum, ob ich die Flinte ins Korn werfe, sondern nur darum, was das Beste für den FC ist. Wir haben alle eine Verantwortung, und der müssen wir uns stellen.»
Spieler stehen hinter Baumgart
Die in solchen Gemengelagen üblichen Fragen, ob der Trainer bereits die Kabine verloren hat, stellt sich in Köln wohl nicht. «Klare Ansagen» und eine «super Ansprache» hatte Selke dem Fußball-Lehrer attestiert. Eine Trennung sei kontraproduktiv, war den Worten des Stürmers zu entnehmen. Noch deutlicher wurde Torwart Schwäbe: «Wir stehen voll und ganz hinter dem Trainer und wissen, was wir an ihm haben. An ihm liegt es nicht.» Baumgart selbst wirkte angefasst und empfahl, «die Emotionen wegzunehmen».
Wenn es in der Bundesliga schon am 13. Januar weitergeht, spielt Köln gegen den 1. FC Heidenheim, den Aufsteiger, der mit 20 Punkten doppelt so viele holte wie der 1. FC Köln. Die Schere zwischen Leistung und Ergebnissen ist die Krux. Gegen Union spielte Köln fast eine Stunde besser, ließ sich aber vom ersten Gegentor komplett verunsichern. «Wenn man die ganzen 90 Minuten sieht, interessiert das keinen, dass ich meine, das Ergebnis ist unverdient», haderte Baumgart.
Als 17. in die Weihnachtspause
Die Kölner gehen als Tabellen-17. in die Weihnachtspause. Nur der zweite Aufsteiger Darmstadt 98 war in den bisher 16 Spielen noch schlechter. Der einzige Sieg in den vergangenen neun Pflichtspielen gelang eben gegen Darmstadt. Ob er die Mannschaft noch erreiche, müsse ganz unabhängig von den freundlichen Worten der Spieler besprochen werden. «Deswegen lasst uns die Diskussionen führen, bevor wir in irgendeine Richtung eine Antwort geben», sagte Baumgart.
Möglicherweise trifft auch Christian Keller die Entscheidung, den bis zum 30. Juni datierten Vertrag mit dem Coach vorzeitig zu beenden. «Die Mannschaft kann mehr, als sie bislang geleistet hat», kommentierte der Sport-Geschäftsführer vielsagend, bezeichnete Baumgart aber als «sehr, sehr guten Trainer». Entscheidend sei jedoch, ob bei der nun anstehenden Analyse «noch alle vom gemeinsamen Weg überzeugt» seien. «Wir müssen und werden die kommende Zeit nutzen, um Sachen aufzuarbeiten. Wir sind uns bewusst, dass es einige Punkte gibt», sagte Keller.
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