Fan-Vertreter Dario Minden wird die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft in Katar auch am Fernseher boykottieren.
Selbst wenn Deutschland im Finale stünde, würde er das Spiel nicht schauen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Fan-Dachorganisation «Unsere Kurve» im Interview der «Frankfurter Rundschau».
«Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass sich durch private Konsumentscheidungen irgendetwas ändert an den großen Problemen, die wir im Zusammenhang mit diesem Turnier erleben. Es ist vielmehr eine Frage der individuellen Herangehensweise. Bei diesem Turnier kommt zu viel Übel zusammen, ich denke, ich möchte einfach verhindern, komplett abzustumpfen», sagte der 28-Jährige.
Der angehende Jurist erwartet in dem Wüstenstaat auf «dem grünen Rasen vermutlich ein Spektakel», aber das sei nicht sein Gradmesser.
Stattdessen begrüßt er, dass es an den letzten Bundesligaspieltagen viele Proteste in den Fankurven gab. «Das sind starke Bilder, die mich froh und stolz machen. Die viel gescholtenen Fußballchaoten in Deutschlands Kurven verfügen offenbar über einen intakten moralischen Kompass, den der Spitzenfußball in seinen Entscheidungszentren verloren hat», meinte Minden.
Dario Minden – das Gesicht der Katar-Kritiker
Zumindest dokumentiere der Protest, «dass es sich bei diesen Fans nicht um eine stumpfe Konsumentenmasse handelt, die dem Profifußball ihr Geld hinterherwirft und sich einfach nur bespaßen lassen will. Das macht mir Mut».
Minden war durch eine verbale Konfrontation mit dem katarischen Botschafter in Deutschland bei einem DFB-Kongress im September zum Gesicht der Katar-Kritiker geworden. «Ich habe Sex mit anderen Männern. Das ist normal. Gewöhnen Sie sich daran oder verschwinden Sie aus dem Fußball», hatte Minden auf dem Podium dem Diplomaten gesagt und dafür im Netz viel Lob erhalten.
Vertreter der LGBTIQ*-Community raten bislang von einer Reise nach Katar ab. Die englische Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, intergeschlechtliche sowie queere Menschen. Das Sternchen ist Platzhalter für weitere Identitäten und Geschlechter.
Katar steht vor dem WM-Turnier vom 20. November bis 18. Dezember wegen Menschenrechtsverstößen und des Umgangs mit Arbeiterinnen und Arbeitern aus anderen Ländern schon lange in der Kritik. In der Vergangenheit war es auch zu tödlichen Unfällen auf den Baustellen gekommen. Die Regierung des Emirats verweist auf eigene Reformen und weist Teile der Kritik zurück.
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