Zur ganz großen Olympia-Geschichte und einem verrückten Medaillen-Coup fehlten Manuel Faißt nur 2,7 Sekunden.
Erst im packenden Schlussspurt verpasste der ins eisige China nachgereiste und nur wegen der langen Corona-Quarantäne von Teamkollege Terence Weber ins Team gerückte Nordische Kombinierer Bronze.
«Einer muss halt Vierter werden und heute hat’s leider mich getroffen», sagte Faißt in Zhangjiakou. Von Trauer und Ärger war er aber weit entfernt: «So ist der Sport, aber ich bin trotzdem sehr stolz auf mich und auf meine Leistung.»
Gold nach einem Sprung von der Großschanze und einem Skilanglaufrennen über zehn Kilometer gewann der Norweger Joergen Graabak. Der als Führender gestartete Topfavorit Jarl Magnus Riiber, der gerade erst eine Corona-Quarantäne überstanden hatte, verlief sich in der Anfangsphase des Rennens. Der Norweger bog nach der ersten Runde falsch ab und verlor dadurch viel Zeit. Am Ende ging ihm die Kraft aus. Bei Temperaturen von um die Minus 20 Grad wurde der 24-Jährige Achter.
Olympia-Debütant Faißt verpasst Medaille knapp
Silber sicherte sich Jens Luraas Oftebro aus Norwegen vor dem Japaner Akito Watabe. Zur Siegerehrung erschienen die Medaillengewinner dick eingepackt. Die Kragen ihrer Winterjacken reichten fast bis zur Nasenspitze.
«Es war wieder unglaublich spannend. Auf der Höhe und in der Kälte ist soviel möglich in der Loipe. Von daher war es wieder ein Wahnsinn», sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch über das Rennen, das wie schon der Winterspiele-Auftakt der Kombinierer in der vergangenen Woche Werbung für die Sportart war. Bis kurz vor Schluss war der Ausgang völlig offen. «Leider haben wir diesmal nicht das Glück auf unserer Seite gehabt», sagte Weinbuch.
Vinzenz Geiger, der im Normalschanzen-Wettkampf Gold gewonnen hatte, zeigte erneut ein außergewöhnliches Langlaufrennen. Der Oberstdorfer machte zwischen Start und Ziel rund 1:45 Minuten auf Platz eins gut und wurde am Ende Siebter. Drittbester Deutscher war Julian Schmid auf Rang zehn. Johannes Rydzek lief abgeschlagen als 28. ins Ziel. Vor vier Jahren in Pyeongchang hatte er Gold in dem Wettbewerb gewonnen. «Es wird schwierig bei der Kälte, wenn man merkt, der Saft ist nicht so da heute», sagte er.
Frenzel: «Möchte das olympische Feeling spüren»
Rydzek und seine Teamkollegen wurden an der Strecke in den chinesischen Bergen auch von Weber und Eric Frenzel angefeuert. Weber hatte erst am Tag des Wettkampfes die Quarantäne verlassen dürfen. Er und Frenzel, der bereits tags zuvor aus der Isolation gekommen war, fieberten mit ihren Kollegen mit und schrien sie nach vorne. Beide waren bei der Einreise positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Faißt bedankte sich für die Unterstützung. Er habe schon ein schlechtes Gewissen gehabt, Weber «die Akkreditierung weggenommen» zu haben, sagte er. Wie das Team zusammenhalte, begeisterte ihn. «Mit der ganzen Vorgeschichte bin ich einfach froh, dass ich den Tag heute so erleben durfte», sagte er.
Anders als der für die Restdauer der Spiele aus der Mannschaft genommene Weber darf Frenzel noch auf einen Einsatz im Teamwettkampf am Donnerstag hoffen. «Die Gesundheitschecks waren gut», sagte der dreimalige Olympiasieger auf einer Pressekonferenz des deutschen Teams. «Die Ärzte haben das „Go“ gegeben, mich zu belasten.»
Vor vier Jahren bei den Winterspielen in Pyeongchang war Frenzel teil einer sehr dominanten deutschen Mannschaft gewesen. Die Kombinierer des Deutschen Skiverbands (DSV) hatten im Einzel von der Großschanze alle drei Medaillen abgeräumt. Damals hatte Rydzek vor Fabian Rießle und Frenzel gesiegt. Anschließend hatten die drei gemeinsam mit Geiger Gold im Team gewonnen.
Auch in diesem Jahr zählt die deutsche Mannschaft zu den Favoriten im olympischen Abschlusswettbewerb der Kombinierer. Daran ändert auch die verpasste Medaille im Großschanzen-Einzel nichts.
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