Knapp drei Wochen vor Beginn der Fußball-WM ist Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit einer Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) um Präsident Bernd Neuendorf zu einem Besuch im Gastgeberland Katar eingetroffen. Vor Beginn der Reise hatte es diplomatische Verstimmungen gegeben, die am Wochenende jedoch weitgehend aus dem Weg geräumt wurden.
Bevor die für Spitzensport-Förderung zuständige SPD-Politikerin am Montag in der katarischen Hauptstadt Doha landete, waren die Misstöne auch in der lokalen Presse thematisiert worden. Das Bundesinnenministerium hatte angekündigt, im Mittelpunkt der Reise stünden «die Menschenrechtsfragen, die rund um das Turnier diskutiert werden, etwa der Schutz von queeren Menschen vor Diskriminierung und Verfolgung sowie die Verantwortung für Wanderarbeiter, die die WM-Stadien gebaut haben».
In den vergangenen neun Jahren habe es zwar deutliche rechtliche Verbesserungen für die Arbeiter gegeben, sagte Dietmar Schäfers, Vizepräsident der Bau-und Holzarbeiter Internationale. Es werde aber nicht regelmäßig genug kontrolliert, ob der neue Mindestlohn von rund 250 Euro im Monat auch gezahlt und Arbeitsschutz-Vorschriften eingehalten würden.
Faeser im WM-Gastgeberland Katar
Nach ihrer Ankunft wartete auf Faeser zunächst eine Gesprächsrunde, bei der es um die Situation der vorwiegend aus Südasien stammenden Bauarbeiter gehen wird. Das Treffen, an dem unter anderem ein Vertreter der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) teilnehmen soll, wird in einem Hotel organisiert. Ursprünglich war die Veranstaltung in einem Museum geplant, das der Geschichte der Sklaverei – in Katar und anderswo – gewidmet ist. Das Gebäude, in dem das seit 2015 „Bin Jelmood House“ untergebracht ist, war früher das Haus eines bekannten Sklavenhändlers. Grund für die Verlegung sei ein Feueralarm, hieß es.
Am Dienstag will Faeser unter anderem mit FIFA-Präsident Gianni Infantino und Innenminister Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani sprechen. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, hatte ihre Teilnahme an der Reise mit Faeser kurzfristig abgesagt. Zuvor hatte sich die katarische Regierung beim deutschen Botschafter in Doha über eine kritische Äußerung Faesers zur WM-Vergabe an Katar beschwert. Die Reise stand daher zwischenzeitlich auf der Kippe.
Botschafter Claudius Fischbach schaut lieber nach vorne. Auf der Website der Botschaft wird er mit den Worten zitiert: «Hier in Doha freuen wir uns auf die deutschen Fans und auf einen erfolgreichen Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar.» Das Turnier beginnt am 20. November. Am 18. Dezember steigt das Finale.
Weitere Nachrichten
Plädoyer für mehr Menschlichkeit von Fußball-Profi Konaté
Plädoyer für mehr Menschlichkeit von Fußball-Profi Konaté
Drohendes Unwetter nimmt Einfluss auf Public Viewing