22. November 2024

Sport Express

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Expertin und DSV fordern externe Präventions-Anlaufstelle

Die Vorwürfe des früheren Wasserspringers Jan Hempel wiegen schwer. Die Rufe nach einer externen Anlaufstelle mit professionellen und hauptberuflichen Experten werden lauter.

Im Deutschen Schwimmverband macht sich ein Gefühl der Ohnmacht breit.

Die in der Öffentlichkeit vom ehemaligen Weltklasse-Wasserspringer Jan Hempel ausgesprochenen Missbrauchsvorwürfe müssen aufgeklärt, den seitdem eingegangenen neuen Fällen nachgegangen werden. Und das mit «ausschließlich ehrenamtlich tätigen Ansprechpersonen für den Bereich Prävention sexualisierter Gewalt», wie der Verband (DSV) darlegte.

Selbst bei höchsten moralischen Ansprüchen stoße man diesbezüglich «schnell an rechtliche, strukturelle und auch finanzielle Grenzen», teilte der DSV in einer Stellungnahme mit und schloss sich der Forderung nach einer unabhängigen Anlaufstelle «inklusive der notwendigen finanziellen Ausstattung durch die öffentliche Hand» an.

Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle

Dies sei genau die richtige Schlussfolgerung, findet Bettina Rulofs. Die Sportsoziologin von der Sporthochschule Köln sieht die Verbände beim Umgang mit solchen Fällen «in fachlicher und rechtlicher Hinsicht oft stark gefordert». Ein «Zentrum für Safe Sport könnte hier fachliche Orientierungen geben und rechtliche Vorgaben machen, so dass die Arbeit in den Verbänden optimiert wird», sagte Rulofs der Deutschen Presse-Agentur.

Die Expertin für die Erforschung von Gewalt und sexualisierter Gewalt im Sport spricht damit die unabhängige zentrale Ansprechstelle für Betroffene – das Zentrum für Safe Sport – an, das die Vereinigung Athleten Deutschland im vergangenen Jahr angeregt hatte. Der Aufbau des Zentrums ist im Koalitionsvertrag verankert, es sei «ein Mammutprojekt», sagte Athletensprecherin Karla Borger im ZDF-Sportstudio, aber es sei «im Kommen». Noch herrschen wohl Unklarheiten wegen der Finanzierung.

Eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln, des Universitätsklinikums Ulm und der Bergischen Universität Wuppertal, an der Rulofs beteiligt war, habe gezeigt, dass viele Sportverbände besonders im Umgang und der Aufarbeitung von Verdachtsfällen Unterstützungsbedarf hätten. Neben einem verbesserten Aufarbeitungsprozess ist es der Soziologin zufolge wichtig, dass Sportverbände auf Betroffene zugehen. «Denn die haben jahrelang mit den Belästigungen zu kämpfen.»

Schwimmverband bangt um Fördermittel

Der DSV versichert, dass er dies tut. So habe die Präventionsbeauftragte Franka Weber zum Beispiel seit Bekanntwerden der neuesten Vorwürfe alle in der ARD-Dokumentation «Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport» namentlich auftretenden Personen kontaktiert, ein Hilfsangebot unterbreitet und um weitere Informationen gebeten.

Außerdem entschuldigte sich der Verband bei allen Menschen, «die jemals Gewalt, gleich, ob körperlicher, seelischer oder sexueller Art, im deutschen Schwimmsport erleben mussten». Die aktuellen DSV-Verantwortlichen wollen «alles in unserer Macht Stehende» tun, «um solche unfassbaren Taten jetzt und in Zukunft zu verhindern».

Dabei hofft der Verband auch darauf, dass ihm eben nicht Finanzmittel gekürzt werden. Diese Andeutungen hatte der für den Sport zuständige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Mahmut Özdemir (SPD), zuletzt getätigt. Ein Verband, der sich nicht an Auflagen und Bedingungen für Fördermittel halte, «der sexualisierte Gewalt, Doping oder andere interpersonelle Gewalt duldet, nicht aufklärt, vertuscht – solche Verbände dürfen keinen Cent von Steuermitteln bekommen», sagte Özdemir in der Sportschau. Dabei beschuldigte er allerdings nicht konkret den DSV.