Jan-Lennard Struff breitete im Münchner Schmuddelwetter nach dem Matchball zu seinem ersten Titelgewinn auf der Tennis-Profitour strahlend die Arme aus. Nach dem frühen Aus von Topfavorit Alexander Zverev schlüpfte der entfesselnd und nervenstark aufspielende Routinier bei den BMW Open in die Hauptrolle und beglückte die deutschen Fans beim 7:5, 6:3 gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz mit dem Heimsieg. 79 Minuten dauerte das von Struff klar dominierte Match.
«Absolut verrückt, es fühlt sich sehr gut an. Emotional war das ein wichtiger Sieg für mich. Ich habe Super-Spieler geschlagen – unglaublich. Ich habe so lange auf diesen Turniersieg gewartet. Es ist mein 14. Jahr», sagte Struff vor der Siegeszeremonie auf dem Center Court. «Die Bedingungen waren sehr schwierig.» Das machte den Erfolg noch mal wertvoller.
Neben dem Preisgeld von 88.125 Euro wurde der von den Zuschauern um Fußball-Nationalspieler Thomas Müller auf dem Center Court gefeierte «Struffi» der langersehnte Premierenerfolg mit einem teuren Sportwagen des Hauptsponsors sowie der obligatorischen Lederhose versüßt.
Regen, Kälte, Wind – «Struffi» kann nichts stoppen
Regen, Kälte, Wind, Unterbrechungen – der deutsche Davis-Cup-Spieler ließ sich bei dem Traditionsturnier auf der Anlage des MTTC Iphitos weder von den schwierigen äußeren Bedingungen noch den vier Gegnern stoppen, die er ohne Satzverlust bezwingen konnte.
Auch beim Endspiel tröpfelte es mal mehr, mal weniger. Struff trug eine wärmende Leggins und wirkte extrem fokussiert. Er machte den ersten und auch den letzten Punkt der Partie. Vor allem mit der krachenden Vorhand punktete er häufig. Hinzu kam Nervenstärke: Im ersten Durchgang wehrte Struff drei Satzbälle seines Gegners ab. Der 26 Jahre alte Kalifornier Fritz hatte im Halbfinale den Chilenen Cristian Garin besiegt, der zuvor wiederum den topgesetzten Zverev bezwungen hatte.
Das Doppel-Finale verliert Schwerarbeiter Struff
Seine drei vorangegangenen Endspiele bei ATP-Turnieren hatte Struff verloren, eines davon 2021 ebenfalls beim Sandplatz-Event in München. «Ich hoffe, ich kann den letzten Schritt gehen», hatte er am Samstag gesagt, nachdem ihm beim 6:2, 6:0 im Halbfinale gegen Vorjahressieger Holger Rune aus Dänemark «ein perfektes Match» gelungen war.
Trotzdem wurde Struff am Final-Wochenende zum Schwerarbeiter. Denn er musste gleich fünfmal auf den Platz, da er am Samstagvormittag erst mal sein Viertelfinale erfolgreich zu Ende spielen musste. Drei Einzel-Matches, zwei Doppel – die Zuschauer erlebten Struff im Dauereinsatz.
Im Anschluss an das Einzelfinale konnte Struff nur kurz durchpusten, ehe er an der Seite von Andreas Mies den zweiten Titelgwinn des Tages verpasst. Im Finale der Doppel-Konkurrenz verlor das deutsche Duo nach zwei Tiebreaks gegen Yuki Bhambri aus Indien und den Italiener Albano Olivetti erneut auf dem Center Court mit 6:7 (6:8), 6:8 (5:7).
47.500 Zuschauer – neues Stadion bis 2027
47.500 Zuschauer sorgten für neun ausverkaufte Tennistage. Und das Traditionsturnier soll auch nach der Aufwertung zum größeren 500er-Event seinen Charme nicht einbüßen. «Ja, wir wollen größer werden, aber familiär und bodenständig bleiben», sagte Fabian Tross, der Vorsitzende des MTTC Iphitos. Bis 2027 soll das neue, deutlich größere Stadion fertig sein. Das Preisgeld steigt von rund 600 000 auf mehr als 2,5 Millionen Euro.
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