23. November 2024

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Erfolgreiche Rückkehr von Zverev – Sechs Siege «wären schön»

Alexander Zverev besteht die erste Bewährungsprobe bei seiner Rückkehr zu den French Open. Knapp ein Jahr nach seiner schweren Verletzung läuft jedoch noch nicht alles rund.

Knapp zwei Stunden nach seiner holprigen, aber erfolgreichen Rückkehr bei den French Open riss Alexander Zverev noch einmal die Faust in die Luft. Die Frage zum NBA-Finaleinzug der Miami Heat ließ den Tennis-Olympiasieger jubeln.

Nach seiner ersten Partie im Stade Roland Garros seit der schweren Knöchelverletzung im Vorjahr schwärmte der 26-Jährige «extrem glücklich» über die den Erfolg seines absoluten Basketball-Lieblingsteams. Der eigene Zweitrunden-Einzug rundete den gelungenen sportlichen Tag dann vollends ab.

«Normalerweise spiele ich fünf Sätze in der ersten Runde bei den French Open, deshalb bin ich froh, in drei gewonnen zu haben», sagte Zverev nach dem 7:6 (8:6), 7:6 (7:0), 6:1 gegen Lloyd Harris. In den ersten beiden Durchgängen hatte er zwar einige Mühe, erreichte am Ende nach 2:43 Stunden und Verletzungsproblemen des Südafrikaners aber letztlich souverän die zweite Runde. Dort trifft Zverev auf den Slowaken Alex Molcan, muss sich trotz seiner erneuten Favoritenrolle aber deutlich steigern.

«Es ist sehr, sehr schön, wieder zurück zu sein», sagte Zverev im Interview auf dem Platz. «Es war ein großer Spaß da draußen.» Er sei allerdings nicht zufrieden mit seinem Spiel gewesen. Am Abend schaute er aber schon wieder zuversichtlich in die nahe Zukunft: «Sechs Siege in den nächsten zwei Wochen wären schön«, sagte er augenzwinkernd – dies würde seinen ersten Grand-Slam-Triumph bedeuten.

Ein großer Kontrahent auf dem Weg dorthin scheiterte am Dienstag früh: Der Weltranglistenzweite Daniil Medwedew aus Russland – möglicher Viertelfinalgegner Zverevs – schied überraschend in fünf Sätzen gegen den Brasilianer Thiago Seyboth Wild aus.

Hanfmann schafft es auch in zweite Runde

Als vierter deutscher Tennisprofi nach Zverev, Daniel Altmaier und Anna-Lena Friedsam schaffte es am späten Abend Yannick Hanfmann in die zweite Runde. Der 31 Jahre alte Karlsruher bezwang den Brasilianer Thiago Monteiro dank einer starken kämpferischen Leistung 6:3, 7:5, 6:7 (6:8), 6:7 (2:7), 6:4 und steht erst das zweite Mal in seiner Karriere bei einem Grand Slam unter den Top 64. Nun geht es gegen den Australier Francisco Cerundolo.

Bei Zverev war von Berührungsängsten mit der Anlage von Roland Garros, die Boris Becker für ihn angesichts des Unfalls im Vorjahr als «Ort des Grauens» bezeichnete, war keine Spur. Schon nach dem zweiten Satz nutzte der frühere Weltranglistenzweite eine Behandlungspause des Gegners zur Freude der Zuschauer für eine kleine Showeinlage. Mehrfach ließ er den Ball auf seinem Schlägerrahmen springen und musste dabei schmunzeln.

«Die Zuschauer freuen sich, dass er wieder bei uns ist und gewonnen hat – das ist die wichtigste Überschrift», sagte Eurosport-Experte Becker. «Dass er noch nicht in Bestform ist, war auch zu erwarten. Sein Aufschlag und seine Physis haben mir sehr gut gefallen. Er sah sehr frisch aus – auch nach zweieinhalb Stunden.» Vor Zverev hatten auch Daniel Altmaier und Anna-Lena Friedsam die zweite Runde erreicht.

Zverev war letztes Jahr schwer umgeknickt

Vor 361 Tagen war Zverev beim Sandplatzklassiker im Halbfinale gegen den Spanier Rafael Nadal schwer umgeknickt und mit mehrfachem Bänderriss mehr als ein halbes Jahr ausgefallen. Seit seinem Comeback Ende vergangenen Jahres sucht der Hamburger noch seine alte Form und konnte noch nicht wieder gegen einen Top-Profi gewinnen.

Auch gegen den Weltranglisten-294. ließ Zverev bei böigem Wind lange Zeit die Konstanz und Sicherheit vermissen – erst mit zunehmender Spieldauer dominierte er mehr und mehr. Für Zverev war es der vierte Sieg im vierten Duell mit dem 26-jährigen Südafrikaner.

Mit weißer Kappe saß sein Vater Alexander Zverev senior in der ersten Reihe und feuerte als Trainer an. Diesen Monat hatte sich der Hamburger vom Spanier Sergi Bruguera nach «Meinungsunterschieden» in der Ausrichtung getrennt, mehr Mut wünscht sich Zverev in seinem eigenen Spiel. Er wolle es Kritikern wie Becker und Michael Stich «relativ zeitnah beweisen», dass er wieder an der Spitze spielen könne.

Starke Aufschlagquote, viele unnötige Fehler

Zunächst war der Auftritt auf dem Court Simonne-Mathieu ganz im Westen des Stade Roland Garros jedoch noch von einigen Unsicherheiten geprägt. Zverev schlug mit starker Quote auf, erlaubte sich jedoch vor allem in langen Ballwechseln noch reichlich unnötige Fehler. Im zweiten Spiel rutschte er bei einem Stopp des Gegners leicht weg, musste sich mit der Hand auf der roten Asche abstützen.

Beim Stand von 5:5 wehrte Zverev zwei Breakbälle ab. Als im Tie-Break das Sirenengeheul von den umliegenden Straßen am Bois de Boulogne bis in die Arena wehte, donnerte Zverev einen Überkopfball weit ins Aus. Kurze Zeit später nutzte er jedoch nach 68 Minuten den dritten Satzball durch einen Vorhandfehler des Gegners.

Auch Harris war vergangenes Jahr lange wegen einer Operation am Handgelenk ausgefallen und muss sich wieder in der Weltrangliste nach oben kämpfen. In seiner kompletten ATP-Karriere konnte der 26-Jährige erst sechs Spiele auf Sand gewinnen. Doch Zverev hatte auch weiter Mühe, konnte den Südafrikaner bei dessen Aufschlag zu wenig unter Druck setzen.

Es blieb ein emotionales Auf und Ab. Nachdem er zwei Satzbälle abgewehrt und sein erstes Break geschafft hatte, gab Zverev bei 6:5-Führung seinen Aufschlag zu null ab. Doch Harris hatte immer mehr mit Wadenproblemen zu kämpfen, so dass sich Zverev den Tie-Break ohne Punktgewinn des Gegners sicherte. Im dritten Satz war die Gegenwehr von Harris vollends gebrochen.

Von Florian Lütticke, dpa