23. November 2024

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Emotionaler US-Open-Abschied von Petkovic

Andrea Petkovic kämpft bei ihrem Abschied mit den Emotionen. In ihrem letzten Match auf großer Bühne muss sie sich selbst daran erinnern, wie sie als Spielerin in Erinnerung behalten werden will.

Immer wieder brach Andrea Petkovic in Tränen aus, die hochemotionale Achterbahnfahrt zum Abschied von der großen Tennis-Bühne hinterließ tiefe Spuren in ihrem Gesicht.

Während Ikone Serena Williams den enormen Trubel um ihren angekündigten Rücktritt scheinbar cool weggesteckt hat, wirkte Petkovic sehr mitgenommen. «Ich frage mich, wie Serena das gemacht hat», sagte die 34-Jährige nach ihrem Erstrunden-Aus bei den US Open: «Ich habe gerade so viel Empathie und Sympathie für sie.»

Genau wie die 23-malige Grand-Slam-Turniersiegerin hatte auch Petkovic vor den US Open bekanntgegeben, im Anschluss ihre Karriere beenden zu wollen. «Ich war die letzten fünf Tage wirklich am Boden zerstört», gab die siebenmalige WTA-Turniersiegerin zu.

Diese «pure Traurigkeit» hätte sie beinahe auch bei ihrem letzten Grand-Slam-Spiel gegen Olympiasiegerin Belinda Bencic aus der Schweiz übermannt – doch dann richtete Petkovic die richtigen Worte an sich selbst: «Wofür kennen dich die Leute? Wofür stehst du? Für Kämpfen! Nach jedem Ball rennen! Niemals aufgeben!» Nach dem ultranervösen Start bot sie der Favoritin beim knappen 2:6, 6:4, 4:6 einen harten Kampf. «Ich habe mich zusammengerissen», sagte Petkovic, «so möchte ich auch in Erinnerung behalten werden.»

Grand-Slam-Abschied für Petkovic

Nach 16 ereignisreichen Jahren im Profitennis ist für die frühere Weltranglisten-Neunte nun Schluss – es sei denn, sie hängt noch ein kleines Turnier in Europa ran. Doch einen 49. Grand Slam wird es für die Darmstädterin nicht mehr geben – und allein der Gedanke daran bricht ihr das Herz. «Wenn mein Körper es zulassen würde, würde ich noch 35 Jahre weiter spielen», sagte sie scherzhaft bei Eurosport. Verletzungen hatten die aktuelle Nummer 92 der Welt zuletzt immer wieder ausgebremst.

Und was kommt jetzt? Langweilig dürfte der vielseitigen Petkovic, die sich in den vergangenen Jahren unter anderem schon als Sportmoderatorin, Autorin und Kolumnistin ausprobiert hat, nicht werden. Auf jeden Fall wolle sie weiter als eine Art Mentorin für Talente wie Jule Niemeier agieren, die in der Nacht zum Mittwoch gegen die frühere Australien-Open-Siegerin Sofia Kenin für den einzigen deutschen Erstrundensieg in New York gesorgt hatte. «Ich habe an Jule Niemeier geglaubt, bevor sie irgendeiner auf dem Schirm hatte», betonte Petkovic.

Beim Rücktritt war ihr aber eine andere zuvorgekommen: Serena Williams (40). Eigentlich wollte die Deutsche ihren Fans schon vor drei Wochen vom geplanten Karriereende berichten, doch der US-Star war schneller. «Am nächsten Morgen wache ich auf, mein Handy blinkt zu verrückt, weil das Serena-Stück bei der Vogue herauskam», erzählte Petkovic: «Okay, dachte ich mir, es wird also niemanden mehr interessieren.»

Sie habe dem Spiel zwar ganz offensichtlich «nicht so viel gegeben wie Serena», sagte Petkovic, «aber in meiner eigenen kleinen Welt habe ich das Gefühl, dass ich alles zu Ende gebracht habe.»

Von Jörg Soldwisch, dpa