Der erste EM-Auftritt mit der Schweiz war für Breel Embolos Fußballjahr irgendwie typisch.
Der Stürmer hatte gegen Wales sein ganzes Können gezeigt, sein Team in Führung geschossen – aber beim 1:1 eben auch mehrere Möglichkeiten zu einem zweiten Tor und damit zum Sieg vergeben. Auch in der Bundesliga war der dynamische 24-Jährige von Borussia Mönchengladbach oft stark aufgetreten, hatte aber nur fünf Saisontore erzielt. Die Chance, sich mit weiteren Treffern zum Matchwinner zu krönen, nutzte er oft nicht. Nach dem unnötigen Remis im ersten Spiel bei der Europameisterschaft stehen er und die Schweiz nun schon mächtig unter Druck.
«Ein wenig frustriert»
«Ich bin angesichts des Resultats ein wenig frustriert, da wir Chancen auf ein zweites Tor hatten, sie aber nicht genutzt haben», sagte Embolo, der sich über die Auszeichnung von der UEFA als «Star des Spiels» nicht so wirklich freuen konnte. Während für seinen Trainer Vladimir Petkovic «das Glas halb voll» und nicht halb leer war, sagte Embolo: «Es ist hart für uns. Wir haben zwei Punkte verloren.»
18 Abschlüsse hatte die Schweiz in rund 95 Minuten in Baku – doppelt so viele wie der Gegner. Der hatte jedoch in Danny Ward einen ganz starken Torwart, der ebenso gut als bester Spieler der Partie hätte ausgezeichnet werden können. Zudem schossen die Eidgenossen auffällig häufig am Tor vorbei oder darüber. Neben Embolo vergab auch Angriffspartner Haris Seferovic mehrere gute Chancen. «Wir müssen im letzten Teil des Spielfeldes konsequenter sein und uns in den kleinen Dingen verbessern», forderte Embolo daher auch.
EM als fulminanter Saison-Abschluss
Die Europameisterschaft ist für ihn der fulminante Abschluss eines Spieljahres, das nicht nur auf dem Platz extrem wechselhaft und aufregend war. Nach einem 2:2 beim VfB Stuttgart am 16. Januar fuhr Embolo zu einer in Corona-Zeiten illegalen Party nach Essen, auf der 23 Menschen ohne Masken und ohne Einhaltung der Abstandsregeln gefeiert haben sollen – das ist zumindest die Darstellung der Polizei, die Embolo immer bestritt.
Die Aktion brachte Embolo beißende Kritik, viel Ärger und eine hohe Geldstrafe ein. Inwieweit sie sich direkt auf seine Leistung auswirkte, weiß wohl nur der Fußballer selbst. Fakt ist: Embolo spielte anschließend nur noch viermal von Beginn an und traf nur noch in einer Partie für seinen Club. Die EM ist für ihn auch die Gelegenheit, die unrühmlichen Geschehnisse durch sportliche Leistungen weiter in den Hintergrund zu drängen.
Die nächste Chance dazu hat der gleichsam wuchtige und wendige Angreifer am Mittwoch. Dann geht es in Rom gegen die beim 3:0 im Eröffnungsduell mit der Türkei beeindruckend starken Italiener. «Wir müssen weiter dran glauben», sagte Petkovic. «Es immer wieder probieren, unsere Spielweise halten, und probieren, noch konkreter zu sein.» Das gilt auch für Torjäger Embolo.
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