Sarah Voss schrie noch auf dem Podium ihre Freude in die Olympiahalle, ihre Teamkolleginnen fielen sich mit Tränen in den Augen in die Arme: Mit dem tadellosen Sprung der Kölnerin war die erste Mannschaftsmedaille für deutsche Turnerinnen bei einer Europameisterschaft perfekt.
Gemeinsam mit Kim Bui, Elisabeth Seitz (beide Stuttgart), Emma Malewski und Pauline Schäfer-Betz (beide Chemnitz) gewann die deutsche Mehrkampf-Meisterin bei der Heim-EM in München die Bronzemedaille. Mit 158,430 Punkten im Vierkampf musste sich die Riege des Deutschen Turner-Bundes (DTB) nur Italien (165,163) und Großbritannien (161,164) geschlagen geben.
«Ich glaube, man hat es mir angesehen, ich habe alles gefühlt gleichzeitig: Es war Erleichterung, es war Freude, es war Begeisterung, es war alles. Ich hatte vom ersten Schritt bis zur Landung das Gefühl, dass mein Team mich da durch schreit, über den Tisch schweben lässt. Es war so ein spezieller Moment, es waren alle Gefühle, die man haben kann», sagte Voss über ihren Gefühlsausbruch.
La Ola für die Turnerinnen
Mit der Fahne über den Schultern bestiegen die überglücklichen Turnerinnen noch einmal die Anlaufbahn zum Sprung, wo sie den ersehnten und teils erzitterten Erfolg perfekt gemacht hatten. Dann animierten sie die begeisterten Fans zur La Ola und ließen Kim Bui, die nach den EM ihre Karriere beendet, hochleben. Auf der Ehrenrunde wurde das Quintett mit stehenden Ovationen gefeiert.
«Es ist eines der schönsten Gefühle momentan zu wissen, dass wir das gemeinsam als so tolles Team erreicht haben. Wir haben uns gemeinsam durch diesen Wettkampf getragen», sagte Bui, die im Stufenbarren-Finale am Sonntag ein letztes Mal antritt. «Daran will ich noch gar nicht denken», sagte Elisabeth Seitz, die unter Tränen die weinende Teamkollegin den Arm nahm.
Nervenstarkes deutsches Team
Nicht frei von Patzern, aber nervenstark und mit dem viel beschworenen Teamgeist turnte sich die deutsche Riege durch Mannschaftsfinale. «Jeder wusste, dass wir einen gestärkten Rücken haben durch das Team. Das war heute ausschlaggebend», sagte Schäfer-Betz. Nach einer wackligen Übung von Malewski am Schwebebalken, einer im Vergleich zur Qualifikation schwächeren Darbietung von Bui am Stufenbarren und einem Sturz von Voss bei der letzten Akrobatikbahn am Boden war die ersehnte Medaille ungewiss.
Mit Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung, aber auch dank Patzern der Konkurrenz gelang der Coup. «So bald man auf das Podium geht, steht man allein auf dem Podium. Aber wenn man weiß, wenn man spürt, dass das ganze Team hinter einem steht und dort durch die Übung pusht und oft auch schreit, dann ist das so ein wahnsinnig gutes und beruhigendes Gefühl, dass die Übung einfach nochmal besser läuft. Wir haben uns gemeinsam durch jede einzelne Übung gepusht, weil natürlich nicht alles 1000-prozentig gut gelaufen ist», erzählte die deutsche Rekordmeisterin Seitz.
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