23. November 2024

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EM-Beobachtungen: Eigentor-Flut und Elfmeter-Fehlschüsse

Nach der EM-Gruppenphase sind zwei Eindrücke besonders stark: Die vielen Eigentore - die vielen verschossenen Elfmeter. Der Torschnitt ist beachtlich. Dazu mischen einige Jungstars das Turnier auf.

Viele Eigentore, reichlich Elfmeter-Fehlschüsse und ein Tor-Schnitt, der Hoffnung auf mehr Treffer als bei der EM 2016 macht. Nach der Gruppenphase gibt es bei der Fußball-Europameisterschaft einige Auffälligkeiten.

So torreich wie der 4:2-Sieg Deutschlands gegen Portugal war bei der EM vor fünf Jahren zwar auch das Vorrunden-Spiel zwischen Ungarn und Portugal (3:3), doch ansonsten fielen damals überwiegend weniger Treffer.

Das für die meisten Fans spektakulärste Tor war das des Tschechen Patrik Schick, der beim 2:0 gegen Schottland aus mehr als 45 Metern das EM-Tor aus der größten Distanz erzielte. Auch der Außenrist-Schlenzer von Luka Modric beim 3:1 Kroatiens in Schottland gehört schon jetzt zu den EM-Höhepunkten. Das bislang kurioseste Eigentor geht auf die Kappe des slowakischen Torwarts.

EIGENTOR-FLUT: Auf die Steigerung dieses Rekordes hätten alle Beteiligten liebend gern verzichtet. Achtmal landeten Bälle in der Gruppenphase dieser EM im eigenen Netz! Vom Novum durch die deutsche Mannschaft, die als erstes Team in der EM-Geschichte ein Eigentor verschuldete und auch von einem Eigentor (genau genommen sogar zwei) profitierte, bis zum schlimmen Slapstick-Tor des slowakischen Torwarts Martin Dubravka bei der 0:5-Klatsche gegen Spanien – alles dabei. Und das zum Vergleich: Bei der EM 2016 in Frankreich gab es im gesamten Turnier nur drei Eigentore.

ELFMETER-FEHLSCHÜSSE: 14 Mal liefen die Schützen vom Punkt an – acht Mal landete der Ball im Netz. Als besonders wenig treffsicher erweist sich bislang Spanien: zwei Versuche, kein Tor. Bei der EM in Frankreich verschossen nur Mesut Özil und Cristiano Ronaldo, der diesmal schon drei Versuche versenkte. Acht Strafstöße – ohne Elfmeterschießen – wurden 2016 im gesamten Turnier verwandelt.

TOR-SCHNITT: In 36 Spielen fielen 94 Tore, das macht einen Schnitt von 2,6 Treffern pro Spiel. In der Vorrunde 2016 durften die Fans nur 1,92 Treffer pro Partie bejubeln. Inklusive K.o.-Runde wurde diese Bilanz dann auf 2,1 gesteigert, 108 Tore in 51 Spielen.

TORJÄGER: Cristiano Ronaldo ist mit insgesamt 14 Toren der Rekordtorschütze bei EM-Endrunden. Die Rangliste der aktuellen Torschützenliste führt Portugals Superstar mit fünf Treffern an. Je drei Tore haben Emil Forsberg (Schweden), Robert Lewandowski (Polen), Romelu Lukaku (Belgien), Patrik Schick (Tschechien) und Georginio Wijnaldum (Niederlande) auf dem Konto.

JUNG IST IN: Jude Bellingham freute sich bei den Engländern über sein Debüt mit 17 Jahren und 349 Tagen beim 1:0 zum Auftakt gegen Kroatien. Damit war der Profi von Borussia Dortmund zumindest für ein paar Tage der jüngste Spieler einer EM. «Historisch», twitterte der BVB schon. Kacper Kozlowski aus Polen löste Bellingham aber schon wieder ab. 17 Jahre und 246 Tage war er gerade mal alt, als er am Samstag gegen Spanien eingewechselt wurde. Jamal Musiala avancierte am Mittwoch beim 2:2 Deutschlands gegen Ungarn mit 18 Jahren und 117 Tagen zum jüngsten deutschen Turnierspieler. Jüngster deutscher Torschütze bei einer EM darf sich Kai Havertz mit 22 Jahren und acht Tagen seit seinem Treffer beim 4:2 gegen Portugal nennen.

KURZVIDEOS: Es geht meist recht fix. Pfiff, die Stimme im Ohr meldet sich, der Schiedsrichter wartet oder schaut sich schnell die Wiederholung an – und Entscheidung. Lange sind die Partien beim Einsatz des Videoreferees eigentlich nicht unterbrochen.

HEIMVORTEIL (FAST) DAHIN: Das mit dem Heimspiel ist ja eh so eine Sache bei einer EM in elf Ländern und dann noch angesichts meist herrschender Zuschauer-Beschränkungen. Jedenfalls gab es bisher bei 23 Partien mit einer Mannschaft im eigenen Land elf Siege. Fünfmal trennten sich die Gastgeber vom Gegner mit einem Remis, siebenmal verloren sie sogar.

Von Christian Kunz und Jens Marx, dpa