Gemeinsam mit dem geschockten Aaron Opoku gingen die Spieler des VfL Osnabrück und MSV Duisburg geschlossen vom Platz. Die Fans beider Clubs stimmten wenig später «Nazis raus»-Rufe an, die Stadionregie spielte den Antifaschismus-Song «Schrei nach Liebe».
Ein Rassismuseklat hat an diesem denkwürdigen Sonntagnachmittag erstmals in den höchsten drei deutschen Fußballligen zu einem Spielabbruch geführt. «Wir dürfen das im Fußball und in der Gesellschaft nicht akzeptieren», sagte VfL-Geschäftsführer Michael Welling bei Magenta TV.
Nach gut einer halben Stunde war Opoku (22) beim Stand von 0:0 Richtung Eckfahne gelaufen, da «wurden Affenlaute von der Tribüne gerufen», berichtete Schiedsrichter Nicolas Winter, der die Partie daraufhin in der 33. Minute zunächst unterbrach. Nach Beratungen im Kabinentrakt folgte der Abbruch. «Es kann nicht sein, dass wir immer nur Parolen formulieren, dass wir Sprüche auf T-Shirts kleben. Wir müssen reagieren, wenn so etwas passiert», sagte Welling.
Nun muss der DFB entscheiden
Die Anfeindungen galten womöglich auch dem Duisburger Abwehrspieler Leroy Kwadwo, das ging aus Wellings Ausführungen hervor. Der 25-Jährige war gemeinsam mit weiteren Spielern zur Unterstützung zur Eckfahne geeilt. «Aaron ist tatsächlich sehr, sehr fertig und nicht mehr in der Lage zu spielen», sagte Welling. «Das war mit ein Grund, dass wir gesagt haben, dann treten wir nicht mehr an. Egal, was das sportrechtlich für uns möglicherweise für Konsequenzen hat, um zu dokumentieren, dass wir das als Verein nicht akzeptieren.»
Über das weitere Vorgehen wird der Deutsche Fußball-Bund entscheiden, dessen Regularien «bei diskriminierenden Vorfällen jeglicher Form» einen Drei-Stufen-Plan vorsehen. Der Spielabbruch ist Stufe drei. Winter äußerte, Opoku und der Schiedsrichterassistent hätten die Affenlaute sofort wahrgenommen. «Das ist etwas, wo wir sehr sensibel sind und auch direkt reagieren. Ich habe versucht, mich direkt um ihn zu kümmern und habe gesehen, wie schockiert er war», sagte Winter. Der Referee kündigte einen Sonderbericht an: «Erst einmal sind wir alle geschockt, weil das ist einfach in eh schon schwierigen Zeiten ganz traumatisch.»
Fan identifiziert
Laut MSV-Sprecher Martin Haltermann konnte der beschuldigte Fan mit Hilfe weiterer Zuschauer schnell identifiziert werden: «Der VfL Osnabrück – und das ist mehr als nachvollziehbar – kann nicht mehr antreten, der Junge ist fix und alle, die ganze Mannschaft ist fertig, wir sind es ehrlicherweise auch nach diesem unfassbaren Vorfall.»
VfL-Geschäftsführer Welling äußerte: «Wir müssen auch dankbar sein, für viele Fans des MSV, die so reagiert haben, wie sie reagiert haben. Der MSV hat durch seine Fans den Täter oder die Täterin identifiziert.» Er sei sich mit den «Duisburger Kollegen einig, dass es uns am liebsten wäre, es gibt ein Wiederholungsspiel», kommentierte Welling.
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