24. November 2024

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Eishockey-Team nach Auftaktpleiten beim Psychologen

Trotz zwei guter Auftaktleistungen steht das deutsche Eishockey-Team bei der WM unter Druck. Deshalb nimmt es nun psychologische Hilfe in Anspruch. Einige Dinge müssen noch besser werden.

Jetzt ist der Mentalcoach gefragt. Dem Eishockey-Nationalteam droht bei der WM in Finnland und Lettland angesichts der nächsten schwierigen Aufgabe am Montag (15.20 Uhr/Sport1 und MagentaSport) gegen die USA ein Horrorstart und viel Druck in den folgenden Vorrundenspielen.

Frust und Ratlosigkeit nach zwei überzeugenden aber punktlosen Auftaktspielen gegen den elfmaligen Weltmeister Schweden (0:1) und Titelverteidiger und Gastgeber Finnland (3:4) waren so groß, dass das Team von Bundestrainer Harold Kreis vor dem Training das Gespräch mit dem Sportpsychologen Tom Kossak suchte.

«Das hat uns schon sehr geholfen», sagte Kapitän Moritz Müller zu den Gesprächen, bei denen der neue Bundestrainer nicht dabei war. Kreis beobachtete am Sonntagmittag in Tampere das Training ganz entspannt, obwohl er am Samstag «viel Frust» bei seinem Team gespürt hatte. «Der Frust war gestern, heute ist das Mindset schon anders, heute schauen wir wieder nach vorne», sagte der 64-Jährige, der auch eine personelle Veränderung ankündigte.

Neuer Stürmer fürs DEB-Team

Wahrscheinlich dürfte der Berliner Stürmer Manuel Wiederer nachträglich lizenziert werden. Die bislang komplett enttäuschenden Daniel Fischbuch (Düsseldorf) oder Dominik Tiffels (München) könnten eine Pause erhalten. Zudem dürfte bereits gegen die USA in Leon Gawanke von Manitoba Moose aus der nordamerikanischen AHL ein offensivstarker Verteidiger sein Debüt geben. Der künftige Mannheimer kam am Sonntag in Tampere an und soll vor allem das deutsche Überzahlspiel verbessern.

Insgesamt ist Kreis aber demonstrativ bemüht, das Positive herauszustellen. «Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, was das Toreschießen angeht», sagte der Deutsch-Kanadier. «Die Gruppe an sich arbeitet sehr hart und konstruktiv zusammen, und das sind gute Voraussetzungen und ein Fundament, um eben zwei solch hart umkämpfte Niederlagen zu verarbeiten und zu sagen: Ok, wir gehen weiter gegen Amerika.»

Druck vor USA-Duell

Nur benötigt sein Team dringend Punkte, um nicht nach drei Spielen und null Zählern mit größtem Druck gegen die vermeintlich leichteren Gegner Dänemark, Österreich, Ungarn und Frankreich siegen zu müssen, um das Minimalziel Viertelfinale noch erreichen zu können. Die USA mit den beiden klaren Siegen gegen Finnland (4:1) und Ungarn (7:1) sind allerdings bislang das stärkste Team der Gruppe A.

«Wir wussten, dass wir in so eine Situation kommen können. Druck ist immer da bei einer Weltmeisterschaft», sagte Kapitän Müller und betonte nach der Teamsitzung mit dem Psychologen Kossak: «Die Mannschaft spielt gutes Eishockey. Wir spielen kompakt, haben aber auch noch viele Hausaufgaben vor uns.» Diese sind:

Noch bessere Defensivarbeit

«Wir haben gegen gut aufgelegte Finnen ein paar Situationen in der Defensivzone gehabt, wo sie zu klar zu guten Schussgelegenheiten gekommen sind. Da wollen wir die Defensivzone festigen», sagte Kreis. Wohl auch deshalb dürfte der defensiv stärkere Stürmer Wiederer ins Team kommen. «Ich glaube, die Gegentore waren ein bisschen zu leicht. Da müssen wir besser stehen», sagte auch der bislang mit Abstand beste Deutsche, Moritz Seider (Detroit Red Wings/NHL).

Mehr Schüsse aufs Tor

Beim Stand von 3:3 gegen die Finnen hatte Deutschland im Schlussdrittel zwar etliche Offensivaktionen, brachte dabei aber nur ganze drei Versuche auch wirklich aufs Tor. Die Qualität der Schüsse, die noch allzu oft am Gehäuse vorbeifliegen, muss dringend verbessert werden. «Vielleicht wollen wir es manchmal ein bisschen zu schön machen, auch gerade im Powerplay. Da müssen wir ein bisschen dreckiger werden», monierte Stanley-Cup-Sieger Nico Sturm. «Die Schussfrequenz wollen wir auch erhöhen», sagte Kreis. «Die Geradlinigkeit zum Tor, und allgemein den Verkehr vor dem Tor wollen wir noch ausbauen.»

Torwartleistung

Gegen die USA dürfte wieder die Nummer eins, Mathias Niederberger, spielen. Der hatte nach seiner starken Leistung gegen Schweden nur 24 Stunden später gegen Finnland eine Pause erhalten. Ersatzmann Dustin Strahlmeier patzte entscheidend beim ersten Gegentor. «Wenn ich einen Schuss mehr halte, gewinnen wir das Spiel», sagte der Wolfsburger selbstkritisch. Gegen die USA braucht Deutschland wieder einen Niederberger in Topform. Beim 3:6 im letzten Testspiel gegen die Amerikaner war er das allerdings nicht.

Carsten Lappe, dpa