Eintracht Frankfurt hat die Ticket-Posse der italienischen Sicherheitsbehörden vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League bei der SSC Neapel gestoppt.
Der Fußball-Bundesligist sieht sich in dem Streit um das teilweise Verkaufsverbot von Eintrittskarten an Frankfurter Fans, das am Montag vom Verwaltungsgericht Kampanien bestätigt wurde, zwar im Recht. Dennoch erklärte der Verein schon vor dem Urteil den freiwilligen Verzicht auf das ihm zustehende Gästekontingent von 2700 Tickets für die Partie am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN).
Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem beispiellosen Fall, den Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann als «schweren und nicht hinnehmbaren Eingriff durch die italienischen Sicherheitsbehörden in die Durchführung und Kultur der europäischen Clubwettbewerbe» kritisiert hatte.
Wie ist der aktuelle Stand in der Causa?
Die Präfektur Neapel hat am Sonntagabend verfügt, dass der Spitzenreiter der italienischen Serie A keine Tickets für die Partie an Menschen mit Wohnsitz in Frankfurt am Main verkaufen darf. In einem Eilantrag erhob die Eintracht dagegen Einspruch, der am Montagnachmittag vom Verwaltungsgericht Kampanien abgelehnt wurde.
Am vergangenen Samstag hatte das Gericht einem Eilantrag der Hessen noch stattgegeben und das vom italienischen Innenministerium erlassene Verkaufsverbot für Personen mit Wohnsitz in ganz Deutschland für rechtswidrig erklärt. Das Gericht hatte seine Entscheidung unter anderem damit begründet, dass der generelle Ausschluss aller Fans aus Deutschland unverhältnismäßig sei.
Frankfurts Vorstandsmitglied Philipp Reschke bezeichnete den neuen Erlass «in Inhalt und Begründung nicht minder rechtswidrig und zudem auch völlig untauglich, weil zwei Drittel unserer Fans bekanntermaßen aus der Rhein-Main-Region und nicht aus Frankfurt kommen». Dennoch werde man «auf das Auswärtskontingent vollständig verzichten, sollte sich an der Verfügungslage nicht wider Erwarten noch kurzfristig etwas ändern». Dies ist nun ausgeschlossen.
Was wird mit dem Verbot bezweckt?
Die italienischen Sicherheitsbehörden befürchten rund um das Spiel Ausschreitungen zwischen den verfeindeten Fan-Lagern beider Vereine. Der neue Erlass ist ein ebenso verzweifelter wie umstrittener Versuch, die Eintracht-Anhänger von einem Trip nach Neapel abzuhalten. Nach Angaben der Präfektur wolle die Stadt damit «Risiken für den Schutz der Ordnung und der öffentlichen Sicherheit» vermeiden, die möglicherweise bei der Anreise von Fans der Frankfurter nach Süditalien drohen könnten.
Warum hat die Eintracht – unabhängig vom jüngsten Urteil – freiwillig auf die ihr laut UEFA-Regularien zustehenden 2700 Eintrittskarten verzichtet?
Zum einen wollte der Verein vermeiden, dass durch die Spielchen der italienischen Behörden ein Keil zwischen seine Fans getrieben wird. «Wir werden uns nicht in Postleitzahlengebiete aufspalten lassen», betonte Reschke. Zum anderen befürchten die Hessen eine aufgeheizte Stimmung in der Stadt am Vesuv und eine daraus resultierende Gefahr für die Sicherheit ihrer Anhänger. «Wir möchten niemanden vor Ort der offensichtlichen Gefahr behördlicher Willkür aussetzen, wie wir sie jetzt seit dem Hinspiel in beispielloser Form mit allen Verantwortlichen in Neapel erleben», sagte Reschke.
Ist damit zu rechnen, dass Frankfurter Fans trotzdem nach Neapel reisen?
Zumindest die italienischen Behörden gehen davon aus und haben ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Laut Medienberichten sollen am Flughafen Capodichino Passagiere auf Flügen aus Deutschland besonders überwacht werden. Die auf Terrorismusbekämpfung spezialisierte Polizeieinheit Digos habe zudem Nachrichten und Drohungen aus der Fanszene abgefangen, die nicht zu unterschätzen seien.
Was sagen die Vertreter der Fans?
Dario Minden aus dem Vorstand der Frankfurter Fanabteilung fordert im Streit Konsequenzen von der Europäischen Fußball-Union. «Die UEFA darf da nicht tatenlos zusehen. Da erwarten wir eine deutliche Positionierung. Es ist eine klare UEFA-Regel, dass fünf Prozent der Stadionkapazität sicher abgetrennt an den Gastverein gehen müssen. Ein Standort, der das nicht gewährleisten kann, der hat im europäischen Wettbewerb nichts verloren», sagte Minden der Deutschen Presse-Agentur. Minden befürchtet, dass der Fall auch über die Partie hinaus Folgen haben könnte. «Viele im Fußballgeschäft begreifen wohl noch nicht die Tragweite dessen, was Neapel gerade gegenüber Eintracht Frankfurt abzieht. Das gefährdet die ganze europäische Auswärtsfahr-Kultur, wenn es so einfach möglich ist, Gästefans auszuschließen», sagte er. «Letztlich geht damit die ganze Magie des Europapokals vor die Hunde.»
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