Nils Politt musste nach einem gebrauchten Tag bei der 110. Tour de France auch noch zur Dopingkontrolle. Der 29 Jahre alte Radprofi erlebte eine bittere 19. Etappe, da ihm nach einem Kettenriss keines der von einem neutralen Fahrzeug gereichten drei Ersatzräder passte.
So verlor er 90 Kilometer vor dem Ziel seinen Platz in der Spitzengruppe. «Das war echt nicht gut heute. Wir hatten kein Teamauto hinter uns», sagte der Kölner nach dem Etappensieg des Slowenen Matej Mohoric.
«Das ist einfach ärgerlich, dass so etwas passiert, wenn ich in der Fluchtgruppe sein will», schob er hinterher. Die Fahrräder des neutralen Autos hätten die falschen Pedalen gehabt, bedauerte Politt. Auch bei seinem Team Bora-hansgrohe war die Enttäuschung groß. «Bis er wieder auf seinem Fahrrad war, dann ist die Gruppe vorbei und selbst das Hauptfeld vorbei gewesen. Dann ist natürlich Game over», sagte der sportliche Leiter Rolf Aldag.
Mohoric sprintet zum Etappensieg
Der Slowene Mohoric siegte auf der langen Schlussgeraden der 172,8 Kilometer nach Poligny in einem Fotofinish hauchdünn vor dem Dänen Kasper Asgreen. «Wir haben stark daran geglaubt, ich bin super glücklich und stolz», sagte der emotionale Tagessieger. «Ich wusste, dass ich stark genug bin, eine Tour-de-France-Etappe zu gewinnen, aber die anderen 150 Jungs im Feld auch», schob er hinterher.
Der Australier Ben O`Connor holte den dritten Platz. Zunächst wusste Mohoric nicht, ob er oder sein Kontrahent gewonnen hatte. Umso ergriffener feierte er das Ergebnis bei der Verkündung. Für ihn war es insgesamt der dritte Etappensieg bei einer Frankreich-Rundfahrt.
Georg Zimmermann wurde Elfter. Der Augsburger verfolgte zum Schluss die dreiköpfige Spitzengruppe um Mohoric. «Die vorne waren so stark unterwegs, dass wir nicht mehr hingekommen sind», bedauerte er. «Heute bin ich all-in gegangen, ich habe nichts unversucht gelassen», fügte Zimmermann hinzu. Hinsichtlich seiner Kraftreserven für die anspruchsvolle Etappe am Samstag sagte er. «Ich bin ziemlich kaputt.» Auf der zehnten Etappe war der 25-Jährige als Zweiter hauchdünn am Sieg gescheitert.
Vingegaards Gelbes Trikot ungefährdet
Politt hatte zuletzt 2021 für einen deutschen Tagessieg gesorgt. Der Bora-Fahrer hatte vor dem Etappenstart motiviert erklärt, dass er angreifen wolle. «Es wird hoffentlich eine Ausreißergruppe und dafür werde ich kämpfen.» Der Plan ging auch zunächst für den Kölner auf. Etwa 125 Kilometer vor dem Ziel schloss sich Politt gemeinsam mit Zimmermann einer Ausreißergruppe mit sieben anderen Fahrern an. Hinten im Peloton drosselten Team-Kollegen der Fluchtgruppe an der Spitze des Hauptfelds das Tempo. So fuhr die Spitzengruppe ein Polster von etwas mehr als einer Minute heraus, wurde allerdings etwa 67 Kilometer vor dem Zielstrich eingeholt.
An der Spitze der Gesamtwertung änderte sich wie erwartet nichts. Der dänische Titelverteidiger Jonas Vingegaard liegt weiter 7:35 Minuten vor seinem Rivalen Tadej Pogacar. Der Tour-Sieg ist Vingegaard bei zwei verbleibenden Etappen bis Paris wohl nur noch durch einen Sturz zu nehmen.
Von den sieben deutschen Profis waren nur noch fünf im Rennen. Am Mittwoch hatte Phil Bauhaus aufgegeben, einen Tag später beendete der gesundheitlich angeschlagenen Simon Geschke die Tour. Auch der Belgier Wout van Aert zog sich zu seiner schwangeren Frau Sarah zurück. Am Freitag verkündete er die Geburt seines Sohns Jerome.
Harte Vogese-Etappe wartet zum Abschluss
Vor dem Schlussakt in Paris erwartet die Fahrer noch einmal eine harte letzte Gebirgsetappe. Auf der Fahrt durch die Vogesen müssen sechs Anstiege bezwungen werden, die beiden anspruchsvollsten am Ende. Nach 133,5 Kilometern und fast 3500 Höhenmetern wird dann am Samstagabend im Skigebiet Le Markstein nahe der deutschen Grenze der Tour-Sieger feststehen. Aufgrund der Lage im Klassement könnte Spitzenreiter Jonas Vingegaard Ausreißern einen großzügigen Vorsprung gewähren.
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