Der Stahlkoloss von knapp 15 Metern Höhe und 68 Tonnen Gewicht auf dem Red-Bull-Ring ist in Angriffslaune.
Er passt in die Welt des Sport- und Marketing-Imperiums. Mächtig, ein wenig angsteinflößend mit seinen riesigen goldenen Hörnern, steht er nur noch auf den Hinterbeinen. Mein Stier, meine Formel-1-Teams, meine Rennstrecke. Oder auch: Meine Fußball-Clubs, meine Athleten, mein Spektakel, meine Vermarktung. Ein Imperium aus der Dose.
Eine Marke mit einem Konzept, das für vieles steht, vor allem aber nicht unumstritten ist. Die real gewordene Vision von Multi-Milliardär Dietrich Mateschitz hat die Sportwelt verändert. Und womöglich wird Red Bull in absehbarer Zeit eine rasante und klangvolle Partnerschaft eingehen.
Kommt der Red-Bull-Porsche?
Fast alle Voraussetzungen sind dafür geschaffen, dass Formel-1-Weltmeister Max Verstappen noch während seines aktuellen Vertrags mit einem Red-Bull-Porsche seine Titelsammlung erweitern kann. Doch so sehr eine Verkündung am Wochenende beim Spektakel in der Steiermark in die perfekt inszenierte Red-Bull-Sportwelt passen würde, so sehr müssen sich die Fans wohl noch gedulden.
Das Problem ist, dass das Motorenreglement, das ab 2026 gelten soll, noch immer nicht abgesegnet ist. Dann sollen die Rennwagen mit vollsynthetischen Treibstoffen fahren, der 65 Prozent der Treibhausgas-Emissionen einsparen soll. Entwickelt wird dieser in Zusammenarbeit übrigens mit der größten Erdölfördergesellschaft der Welt aus Saudi-Arabien.
Mit «Nachhaltigkeit» zu neuen Herstellern?
Bis 2030 will die Formel 1 jedenfalls klimaneutral unterwegs sein. «Ich denke, wir sind der einzige internationale Sport, der einen klaren Weg in die Zukunft eingeschlagen hat. Mit Blick auf Nachhaltigkeit», sagt Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali. Das soll Hersteller locken.
So wie VW. Die beiden Töchter, Porsche und Audi, haben nach Angaben von Volkswagen-Chef Herbert Diess bereits begonnen, Motoren zu entwickeln. Spannend findet das Red Bulls Teamchef Christian Horner. «Extrem spannend» sogar eine mögliche Verbindung mit seinem Rennstall. Motorsportberater Helmut Marko betonte schon mal, dass Red Bull «der attraktivste Partner» sei für einen Hersteller, «das ist glaube ich logisch».
Ansonsten lassen sich die Verantwortlichen des Rennstalls, der 2005 in die Formel 1 einstieg und nun an die Hochzeiten unter Sebastian Vettel mit den vier WM-Titeln in Serie von 2010 bis 2013 anschließen will, aber nichts entlocken. Für eine Verkündung beim Heimrennen fehlen die Sicherheiten. Eine Sitzung am Freitag mit den Teams in Spielberg wird noch nicht die nötige Grundlage schaffen, dafür braucht es den Segen des Internationalen Automobilverbands. «Ursprünglich hat man gesagt Ende Juni, zuletzt hat es geheißen Ende Juli, aber das ist auch eher schwierig», sagte Marko zu einem Abschluss der Diskussionen um das neue Reglement.
Dass Max Verstappen aber mal in einem Red Bull mit Porsche-Power Gas gibt, gilt fast schon als ausgemacht. Der Vertrag des Niederländers ist noch bis Ende 2028 gültig.
Red-Bull kooperiert mit vielen Sportlern
Er mag der weltweit bekannteste Red-Bull-Sportler sein. Die Zahl an Athletinnen in Athleten von Adventure Racing bis Wingsuit Flying ist aber riesig. Der am Donnerstag als Führender mit dem Gelben Trikot in die nächste Etappe der Tour de France gestartete Wout van Aert gehört ebenso dazu wie Deutschlands Nordischer Kombinierer und Olympiasieger Vinzenz Geiger oder Italiens Fußball-Nationalkeeper Gianluigi Donnarumma.
Das Unternehmen mit Sitz in Fuschl ist längt weltumspannend. 2021 zählte Red Bull nach eigenen Angaben 13.610 Beschäftigte in 172 Ländern. 9,804 Milliarden Dosen Red Bull wurden verkauft, ein Plus von 24,3 Prozent gegenüber 2020. Der Konzernumsatz stieg nach Firmenangaben um 23,9 Prozent 7,816 Milliarden Euro.
Dose, Fußballvereine wie RB Leipzig, Formel-1-Rennställe, TV-Sender – Marketing und Sport mit Actionfaktor praktisch all inclusive. Alles nicht unumstritten. Den Fans auf dem malerisch gelegenen Red-Bull-Ring ist das eher egal. Und Sorgen um die Zukunft der Rennstrecke mit dem ikonischen Stier machen sich die Bosse auch nicht. «Wenn man 20 Prozent des Feldes stellt, einen Fernsehsender hat, der überträgt und mit dem Rennen in den vielen Grand-Prix-Bewertungen weit oben im Spitzenfeld ist … dann sehe ich keine Gefahr für die Zukunft», sagte Marko in einem Interview der «Kleinen Zeitung». Red Bull eben.
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