21. November 2024

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Ein Markt, zwei Ligen: Fronten im Football bleiben verhärtet

Zwei Wochen nach dem Finale der neuen European League of Football steigt nun das der German Football League. Der Hype um den Sport in Deutschland hält an. Dennoch ist fraglich, wie es mit ihm weitergeht.

Es ist, als stünden sie am selben Feld, aber auf unterschiedlichen Seiten. Und mittendrin die Spieler und Fans, um die sie werben. Der Hype um den American Football in Deutschland hält an.

Das spüren sowohl die Vertreter der German Football League (GFL) als auch die der neuen European League of Football (ELF). Wer ihn wie für sich nutzen kann, ist die Frage. Die Fronten zwischen den Ligen sind verhärtet. Am Samstag (18.00 Uhr/Sport1) steigt in Frankfurt das Finale der GFL zwischen den Schwäbisch Hall Unicorns und den Dresden Monarchs. Noch spannender als der German Bowl selbst dürfte aber sein, wie es mit der Trendsportart hierzulande danach weitergeht.

Die neue Football-Liga

Mit acht Teams – sechs aus Deutschland, einem aus Spanien und einem aus Polen – ging die neugegründete ELF im Juni in ihre erste Saison. «Wir sind sehr, sehr zufrieden», sagt Geschäftsführer Zeljko Karajica rückblickend. «Dass trotz Corona alle 44 Spiele mit Publikum durchgeführt werden konnten, ist fast schon eine Sensation.» Beim Finale, in dem die Frankfurt Galaxy die Sea Devils Hamburg bezwangen, waren vor knapp zwei Wochen rund 20.000 Besucher im Düsseldorfer Fußballstadion. «Gemessen an den Zuschauerzahlen, den Followern in den sozialen Medien oder den Fernseh-Quoten haben wir schon einiges bewegt», betont Karajica. «Die Leute haben diese Liga angenommen.»

Und sie soll weiter wachsen. «Wir sind gekommen, um zu bleiben», sagt Karajica. Mit Düsseldorf, Innsbruck und Wien kommen 2022 drei neue Teams und ein neues Austragungsland dazu. «Unser Ziel ist es, auch noch ein zwölftes Team dazu zu kriegen, vielleicht werden es ja sogar 14 oder 16», sagt der 50 Jahre alte Geschäftsführer der ELF. «Wir führen verschiedene Gespräche und geben uns bis Ende November Zeit.»

«Im großen Austausch sind wir nicht»

Mit der im American Football-Verband Deutschland (AFVD) beheimateten GFL hingegen wird kaum noch gesprochen. «Im großen Austausch sind wir nicht», sagt Karajica. Axel Streich, im GFL-Vorstand für Strategie und Kommunikation zuständig, berichtet von «recht oberflächlichen» Gesprächen im letzten Winter. Man habe den ELF-Vertretern «mehrfach angeboten, dass man sich gemeinsam innerhalb des organisierten Sports organisiert – ähnlich einer Champions League im Fußball oder anderen Sportarten», sagt er. «Offenbar bestand daran aber kein Interesse.»

So arbeitet jeder erst einmal weiter an seinem eigenen Projekt. Streich ist froh, dass die GFL-Saison nach dem coronabedingten Ausfall 2020 diesmal durchgebracht wurde. Die gesunkenen Zuschauerzahlen führt er auf die Einschränkungen durch die Pandemie und eine Zurückhaltung der Leute beim Stadionbesuch zurück, nicht auf die neue Konkurrenz. «Auf dem Niveau, auf dem wir uns aktuell bewegen, kann das mit zwei Ligen parallel auf Dauer nicht gut gehen», prophezeit er jedoch. Er sei sich sicher, dass die GFL wegen der ELF «nicht zum Erliegen kommt, aber es wird spannend, wie sich beide parallel entwickeln werden».

Sie setze «auf die Strukturen, die gemeinnützige Vereine über Jahre hinweg aufgebaut haben, gibt aber nichts zurück», wirft Streich der ELF vor. Die GFL, der aktuell 14 Vereine angehören, habe durch den Mitbewerber Spieler, Trainer und Teams verloren.

Weichen für die Zukunft stellen

Karajica kann mit der Kritik wenig anfangen. «Kein Spieler wird zu einem Wechsel gezwungen», sagt er und fragt: «Wenn wir jetzt nichts für die Popularität dieses Sports in Deutschland getan haben, wer dann?» Der Verband würde doch profitieren. «Wenn ein Jugendlicher die European League of Football gesehen hat und beschließt, Football spielen zu wollen, landet er in einem der im AFVD verankerten Nachwuchsteams», sagt Karajica. Er verweist auf Jugendcamps und Kooperationen mit unterklassigen Teams, die organisiert wurden.

Zudem seien 14 ELF-Spieler für kommende Woche zum Sichtungstraining der amerikanischen NFL nach London eingeladen worden. «Sollte einer von ihnen den Sprung in die NFL schaffen, wäre das ein Gütesiegel für den Football in Deutschland und Europa», sagt Karajica. Die NFL ist die größte Bühne des Footballs – und eine gewaltige Show. 2022, spätestens 2023, will sie ein Spiel in Deutschland austragen. Hier sei «Europas wichtigster Markt», sagt der NFL-Europa-Chef Brett Gosper.

Bei der GFL werde der «Schwerpunkt immer der Sport und die deutsche Meisterschaft sein», betont Streich. «Aber auch wir wissen nicht erst seit gestern, dass wir uns verändern und professionalisieren müssen.» Auch die GFL sei an einer besseren Vermarktung interessiert und habe diesen Prozess bereits vor einem Jahr konkret eingeleitet. Seitdem wurden unter anderem ein Liga-Sponsor gewonnen und ein Ligaverbund gegründet. In der nächsten Versammlung der Vereine wolle man «weiter daran arbeiten, Weichen für die Zukunft zu stellen».

Von Christoph Lother, dpa