23. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Ein «Endspiel» im Viertelfinale: RB gegen BVB

Es ist das Duell der beiden letzten Sieger und die Neuauflage des Finals von 2021. Wenn RB Leipzig und Borussia Dortmund im Pokal-Viertelfinale aufeinandertreffen, ist das für beide eine große Chance.

Edin Terzic weiß, wovon er spricht. «Wir haben immer gesagt, dass Borussia Dortmund immer um Titel spielen will. Und der DFB-Pokal bietet den kürzesten Weg», sagte der Trainer des BVB drei Tage nach dem Nackenschlag im Bundesliga-Topspiel beim FC Bayern München (2:4) unverdrossen.

Der Blick beim Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga ist nach vorne gerichtet, auf das Pokal-Viertelfinale am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky) bei RB Leipzig. Die Meisterschaft haben sie nicht abgehakt. Doch wenn die Bayern da schon nicht zu schlagen sind, dann soll es wenigstens der DFB-Pokal sein. 

So wie mit Terzic 2021. «Vor zwei Jahren den Pokal zu gewinnen, war unbeschreiblich, aber nicht vollständig. Weil unsere Fans nicht dabei waren», sagte der Trainer mit Blick auf das pandemiebedingt ohne Zuschauer ausgetragene Endspiel – übrigens gegen RB Leipzig mit Trainer Julian Nagelsmann: «Das wollen wir dieses Jahr vervollständigen.» 

Terzic selbst ist im DFB-Pokal noch ungeschlagen. Acht Spiele absolvierte er in diesem Wettbewerb, acht gewann er. Und für die Sachsen war das 1:4 im Endspiel vor zwei Jahren auch die einzige Niederlage in den letzten 15 Pokalspielen. Aktuell ist RB Titelverteidiger. Was zeigt: Im Pokal ist es leichter möglich, den Bayern den Titel wegzuschnappen. 

In den zehn Jahren, in denen die Münchner nun in Serie Meister wurden, gewannen sie nur fünfmal auch den Pokal. Deshalb sagt Leipzigs Trainer Marco Rose, der Terzic nach dem Finale 2021 beerbte, mit Dortmund im Vorjahr bei Zweitligist FC St. Pauli ausschied und dann wiederum von Terzic beerbt wurde: «Es ist ein Endspiel.»

Duell der Pokalsieger

Dass das direkte Duell für beide abseits der Münchner die vielleicht denkbar schwerste Hürde ist, ist allen bewusst. «Es ist diese Saison sowieso nicht einfach, weil wir bisher komplett auswärts spielen mussten», sagte Terzic: «Aber wenn wir den Titel holen wollen, müssen wir auch schwere Aufgabe lösen.»

Hinzu kommt: Beide erlebten gerade ein frustrierendes Wochenende. Terzic sieht aber «absolut keinen Grund, negativ oder pessimistisch in die nächsten Aufgaben zu gehen. Wir sind weiter eine der formstärksten Mannschaften in der Bundesliga und vielleicht in Europa.» Die Leipziger sieht er weiter als gefährlich an. «Für sie ist es wohl die einzige Chance, diese Saison einen Titel zu holen. Deshalb werden sie als Titelverteidiger alles tun, um ins Finale zu kommen», sagte er: «Aber wir wissen, was wir tun müssen, um zu gewinnen.»

RB im Krisen-Modus

In Leipzig haben die Spieler die jüngsten Misserfolge mit drei Niederlagen und 0:11 Toren erst einmal alleine aufgearbeitet. «Die Mannschaft hat sich zusammengesetzt und hat ein paar Dinge besprochen, ohne dass ich dabei war. Das ist, finde ich, etwas Normales», sagte Rose. «Wir haben zu wenig Erfolgserlebnisse, entsprechend sind Stimmung und Atmosphäre», erklärte der Coach, versicherte aber: «Die Mannschaft ist kein aufgeschreckter Haufen, der nicht weiß, wo hinten und vorne ist. Sie ist nicht in eine Depression verfallen.»

In Leipzig sind die Erinnerungen an den Pokalsieg vor knapp elf Monaten im damals vollen Berliner Olympiastadion gegen den SC Freiburg noch präsenter. Rose will diese aber nicht aus Motivationsgründen zusätzlich hochhalten. Das passe nicht zur Lage. «Ich muss die Mannschaft in die Pflicht nehmen», sagte der 46-Jährige. «Nur schöne Bilder zeigen und daran erinnern zu lassen, wie cool alles war, das hilft uns nicht weiter.»

Bei Rose selbst dürfte die aktuelle Konstellation übrigens böse Erinnerungen wecken. Als Trainer von Borussia Mönchengladbach schied er im März 2021 ebenfalls im Achtelfinale der Champions League gegen Manchester City aus, verlor danach noch sechs weitere Spiele nacheinander – inklusive des Pokal-Viertelfinals gegen Dortmund. Am Ende verpasste er mit Gladbach auch den Einzug in die Königsklasse. Ein Szenario, das in Leipzig unbedingt vermieden werden soll.

Von Holger Schmidt und Tom Bachmann, dpa