Lena Dürr streckte einen Arm weit aus und lächelte. Sie sagte, dass sie den Druck von sich wegschiebt, was ihr gut gelingt. Die 33-Jährige ist sich jedoch bewusst, was am Abschluss-Wochenende der Ski-WM in Österreich von ihr erwartet wird. Zusammen mit Linus Straßer sind sie die letzten großen Hoffnungen des deutschen Teams in Saalbach-Hinterglemm. Sollte es ihnen und der ebenfalls noch im erweiterten Kandidatenkreis befindlichen Emma Aicher im Slalom nicht gelingen, Medaillen zu gewinnen, wäre es die erste alpine WM ohne Medaille für den Deutschen Skiverband (DSV) seit 18 Jahren.
Slalom-Spezialisten im Fokus
„Mir ist bewusst, dass ich vorne mitfahren will, dass ich es kann – und dass einige von mir erwarten“, sagte Dürr vor dem Damen-Rennen am Samstag (9.45 und 13.15 Uhr/ZDF und Eurosport). Straßer, der am Sonntag im Torlauf der Herren startet, sieht sich selbst „nicht als Top-Favoriten“. Er fühlt sich jedoch seit einigen Wochen wieder deutlich besser und sicherer auf den Skiern. Vielleicht kann er „überraschen“, äußerte der 32-Jährige optimistisch.
Bereits vor der WM war klar, dass das Duo Dürr und Straßer die größten Medaillenchancen für Deutschland mitbringt. Nach elf von 13 Wettkämpfen am Zwölferkogel stehen die beiden noch stärker im Fokus. Während die Schweizer und Österreicher regelmäßig bei den Siegerehrungen gefeiert wurden, waren die Deutschen bereits im Hotel und beschäftigten sich mit der Fehleranalyse.
Rückschläge für die Speed-Herren
Insbesondere die angeschlagene Speed-Herren-Mannschaft hat weitere Rückschläge erlitten. Der erfahrene Romed Baumann könnte seine letzte WM bestreiten, während der junge Luis Vogt laut Bundestrainer Christian Schwaiger „noch einen weiten Weg nach oben vor sich hat“. Simon Jocher blieb hinter den Erwartungen zurück und Andreas Sander war wie die gesamte Saison über krankheitsbedingt abwesend. Die Aussichten für die Abfahrts-Mannschaft sind trübe.
Die junge Aicher war der große Lichtblick für das deutsche Team bei der WM. Nach zwei sechsten Plätzen im Super-G und in der Abfahrt hatte sie Dürr in der Team-Kombination zur möglichen Medaille verholfen – doch die Münchnerin konnte diese Chance nicht nutzen.
Dürrs Herausforderungen und Hoffnungen
Dürr hat sich mit dem Hang in Saalbach-Hinterglemm „versöhnt“. Ein Vorsprung zu verteidigen, ist nicht unbedingt ihre Stärke. Dies zeigte sich schmerzhaft, als sie im Slalom der Olympischen Spiele in Peking 2022 im zweiten Durchgang von Platz eins auf vier zurückfiel. Angreifen aus der Lauerposition liegt ihr eher.
Kann Dürr ihren Bronze-Coup von der WM in Méribel vor zwei Jahren wiederholen? Ihre Leistungen in dieser Saison, in der sie nur in zwei Weltcup-Slaloms nicht ins Ziel kam und die einzigen drei deutschen Podestplätze sicherte, geben ihr Mut. Ihre solide Fahrt auf Rang neun im Riesenslalom am Donnerstag hat ihr zudem geholfen, sich mit dem Hang zu versöhnen.
Optimismus bei Straßer
Und wie sieht es bei Straßer aus? In Kitzbühel und Schladming, wo er im vergangenen Winter sensationelle Siege feierte, erzielte er kürzlich einen fünften und einen vierten Platz. Er spürt einen „hohen Grundspeed“ und eine „gute Selbstverständlichkeit“ auf der Piste. Die drei Nullnummern vor Weihnachten sind für ihn abgehakt.
In der Team-Kombination fuhr Straßer den zweitschnellsten Slalom. Seine Analysen über die deutlich schnellere Fahrt des Schweden Kristoffer Jakobsen haben ihm neue Einsichten gegeben. Gibt es nach den vielen Analysen im Hotel doch noch eine Feier für die Deutschen auf dem Podium? Zwei Hoffnungen bleiben.
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