Die US Open bekommen ihren Jungstar-Showdown: Carlos Alcaraz und Casper Ruud können sich im Finale im legendären Arthur Ashe Stadium von New York gleich zwei Kindheitsträume erfüllen.
Der Sieger des Endspiels am Sonntag (22.00 Uhr MESZ/Europsport) gewinnt nicht nur seinen ersten Grand-Slam-Titel, er ist ab Montag auch die neue Nummer eins der Weltrangliste und damit Nachfolger des Russen Daniil Medwedew.
Ein direktes Duell wäre «am fairsten» und «die ideale Situation», hatte Ruud schon nach seinem 7:6 (7:5), 6:2, 5:7, 6:2-Halbfinalsieg gegen den Russen Karen Chatschanow gesagt. Der Spanier Alcaraz folgte dem Norweger kurze Zeit später ins Finale, er musste bei seinem Duell gegen den US-amerikanischen Publikumsliebling Frances Tiafoe aber erneut an seine Grenzen gehen.
Alcaraz, der Marathon-Mann
Nur zwei Tage nach seinem 5:15-Stunden-Viertelfinalkrimi gegen den Italiener Jannik Sinner kämpfte sich der 19-Jährige erneut zu einem packenden Fünfsatzsieg (6:7, 6:3, 6:1, 6:7, 6:3). In seinen sechs bisherigen Spielen stand Alcaraz insgesamt 20 Stunden und 19 Minuten auf dem Platz. «Wir sind im Halbfinale eines Grand Slams, da müssen wir alles geben, egal ob über vier oder fünf Stunden», sagte der Marathon-Mann zu seinen enormen Kraftreserven.
Tiafoe, der als erster US-Amerikaner seit 2003 (Andy Roddick) wieder ein Grand-Slam-Turnier gewinnen wollte und unter anderem von der früheren First Lady Michelle Obama angefeuert wurde, kämpfte mit den Tränen. «Ich fühle mich, als hätte ich alle enttäuscht», sagte der 24-Jährige ins Stadionmikrofon: «Ich komme wieder und werde das Ding gewinnen. Es tut mir leid, Leute!» Dass er die US Open mit der Tie-Break-Rekordbilanz von 8:0 beendete, dürfte Tiafoe wenig trösten.
Trotz der Strapazen wirkte Alcaraz spritziger und konzentrierter als sein Kontrahent. Er ist der jüngste US-Open-Finalist seit 1990, als der US-Amerikaner Pete Sampras im Alter von 19 Jahren und 28 Tagen die Trophäe holte. Ruud wiederum ist der erste Norweger, der beim legendären Hartplatzturnier im Endspiel steht. Der 23-Jährige will erneut seine taktische Variabilität ausspielen.
Ruud erwartet «Nervenspiel»
«Wenn ich Carlos besiegen will, muss ich mit allen Schlägen sehr präzise sein», sagte Ruud. Seine Bälle bräuchten eine «sehr gute Länge», denn: «Wenn Carlos im Feld ist, kann er alles mit dem Ball anstellen.» Der Sohn des früheren Tennis-Profis Christian Ruud erwartet kein perfektes Finalmatch, dafür stehe zu viel auf dem Spiel: «Es wird an die Nerven gehen – und wir beide werden es spüren.»
Hier könnte Ruud einen kleinen Vorteil haben, er sammelte durch das verlorene French-Open-Finale vor drei Monaten gegen Superstar Rafael Nadal bereits erste Erfahrungen auf dieser großen Bühne. Für Alcaraz ist es eine Premiere – doch bislang zeigte er sich in New York nervenstark. «Ich werde es genießen und dann sehen, was passiert», sagte das Ausnahmetalent.
In den zwei bisherigen Duellen hatte jeweils Alcaraz am Ende die Nase vorn. «Ich will die Revanche», sagte Ruud lächelnd. Doch noch viel mehr will er den Titel und die Führung in der Weltrangliste. Genau wie sein Finalgegner.
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