24. November 2024

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Duell der Erfolgstrainer: Terzic und Rose auf Bayern-Jagd

Mehr Teamgeist und höhere Konstanz - die Trainer Edin Terzic und Marco Rose haben ihre Teams aus Dortmund und Leipzig zu echten Konkurrenten des FC Bayern gemacht. Das sorgt für prächtige Stimmung.

Von den Fans gefeiert, von den Spielern gelobt, von den Vereinsbossen geachtet – Edin Terzic und Marco Rose bescheren ihren Clubs aus Dortmund und Leipzig derzeit Frühlingsgefühle.

Beide Fußball-Lehrer scheinen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und nach imposanter Aufholjagd auf gutem Weg zu sein, die jahrelange Alleinherrschaft des FC Bayern München ins Wanken zu bringen. Ein Sieg im direkten Duell am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) könnte den Glauben an einen Machtwechsel weiter verstärken. «Edin hat mit seinem Team herausragende Arbeit geleistet. Man merkt, dass bei uns gerade etwas zusammenwächst», schwärmte Sportdirektor Sebastian Kehl.

Neun Pflichtspielsiege in Serie wecken beim Revierclub Erinnerungen an selige Meisterzeiten unter Jürgen Klopp und bestärken die Clubführung in ihrem Glauben, mit Terzic auf ihrer langen Suche nach einem passenden Chefcoach endlich fündig geworden zu sein. Seit dem Abschied des einstigen Kult-Trainers Klopp im Jahr 2015 genoss keiner seiner insgesamt sechs Nachfolger bei den Fans größere Anerkennung als der 40-Jährige, der sich vor wenigen Tagen ins Goldene Buch seiner Geburtsstadt Menden eintragen durfte.

Beim BVB ist der Winter-Blues vorbei

Dass der vor der Winterpause abgeschriebene BVB mittlerweile als Titelaspirant gehandelt wird, gilt als Verdienst von Terzic. Anders als Vorgänger wie Thomas Tuchel, Lucien Favre oder Rose scheint er eine Strategie zum Abbau der Mentalitätsdefizite seines Teams gefunden zu haben. Wie schon in seiner Zeit als Interimscoach von Dezember 2020 bis Sommer 2021, als der BVB mit einem erfolgreichen Schlussspurt noch die Champions-League-Qualifikation schaffte und im Pokalfinale über Leipzig (4:1) triumphierte, überzeugt das Team neuerdings mit bedingungsloser Gegenwehr. Aus dem Winter-Blues ist Selbstbewusstsein geworden. Spieler wie Emre Can, Karim Adeyemi oder Nico Schlotterbeck wirken wie ausgewechselt.

Die Tatsache, dass sein Team nach 22 Spieltagen nicht mehr Punkte (46) eingefahren hat als unter der Regie von Rose im Jahr zuvor, geht in der neu entfachten Euphorie unter. Immerhin ist der BVB – anders als vor 12 Monaten – diesmal noch im Achtelfinale der Champions League und im Pokal-Viertelfinale dabei. Das Vorhaben, durch entsprechende Transfers im vergangenen Sommer für eine neue Leistungskultur zu sorgen, macht sich offenbar langsam bezahlt. «Ich glaube, dass dieser Weg, den wir mit Edin gegangen sind, uns aktuell recht gibt», urteilte Kehl. Ähnlich sieht es Terzic: «Wenn wir es schaffen, unsere Qualität konstant auf den Platz zu bekommen, ist in dieser Saison einiges möglich.»

Doch die Schlüsselspiele stehen erst noch bevor. Viel wird davon abhängen, ob die Borussia in den Partien gegen Leipzig sowie beim FC Chelsea (7. März) und FC Schalke 04 (11. März) den positiven Trend bestätigt. «Das wird die wichtigste Woche der aktuellen Saison. In diesen drei Spielen ist eine Tendenz zu sehen, wie es weitergeht. Aber wir hoffen, dass es noch wichtigere Wochen gibt», kommentierte Terzic.

Lobeshymnen auch für Leipzig-Coach

Ähnliche Lobeshymnen sind aus Leipzig über Rose zu hören. Nach seinem überraschenden Aus im Sommer 2022 beim BVB scheint der 46-Jährige in seiner Heimatstadt den für ihn passenden Verein gefunden zu haben. Seit seinem RB-Debüt am 10. September 2022 ausgerechnet gegen Dortmund (3:0) verbuchte kein anderer Bundesligist mehr Punkte als Leipzig. Dass er die RB-Philosophie bestens kannte, machte es Rose leichter. Von 2013 bis 2019 war er zunächst als Jugendtrainer und später als Cheftrainer bei RB Salzburg tätig. Mit 18 Spielen ohne Niederlage egalisierte er den Club-Rekord von Ralf Rangnick, dem diese Serie in der Spielzeit 2018/2019 gelungen war.

Erfolgsfaktoren gibt es viele. So setzte Rose – anders als sein Vorgänger Domenico Tedesco – von Beginn an stark auf seine Salzburger Musterschüler wie Xaver Schlager, Dominik Szoboszlai und Amadou Haidara. Die zahlten es mit Leistung zurück. «Wenn ich nicht alles gebe, lässt er mich nicht spielen. Es war ein Vorteil, dass er uns nicht erklären musste, wie er über Fußball denkt und was er verlangt. Die halbe Mannschaft kannte ihn und seinen Stil», sagte Szoboszlai.

Laufbereitschaft, Tempo und Mentalität fordert Rose – und Lösungen im Strafraum. «Wir haben mehr Vorgaben für die Abläufe im letzten Drittel. Der Trainer gibt viele Sachen vor, wie seine Handschrift ist», sagte Schlager, der unter Rose als Kapitän 2017 mit Haidara überraschend die UEFA Youth League gewann. Zwar sei Rose ein Kumpeltyp, wahre aber stets Distanz. Zudem behandle er alle gleich.

Die Vita beider Trainer erhöht die Brisanz der Partie des Tabellenzweiten gegen den Vierten aus Leipzig. Schließlich musste die damalige Interimslösung Terzic im Sommer 2021 seinen Platz an Rose abtreten und wurde beim BVB zum Technischen Direktor. Erst nach dem Abschied von Rose aus Dortmund ein Jahr später kehrte Terzic auf die Trainerbank zurück. Dieses personelle Wechselspiel hat dem gegenseitigen Respekt nicht geschadet. «Wir verstehen uns richtig gut. Er ist ein herausragender Trainer und ein toller Typ», lobte Terzic.

Rose äußerte sich über seinen Kontrahenten vergleichbar achtungsvoll: «Er ist ein Dortmunder Jung, also ähnlich, wie ich aus Leipzig komme. Da spürt man natürlich auch, wie sehr er mit dem Verein verwurzelt ist. Edin ist ein ganz feiner Mensch, ein toller Trainer. Ich kann nach wie vor nur sagen, dass die Zusammenarbeit in dem Jahr richtig gut war. Ich freue mich, ihn zu sehen.»

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Borussia Dortmund: Kobel – Wolf, Süle, Schlotterbeck, Ryerson  – Can, Özcan – Brandt, Reus Bellingham – Haller

RB Leipzig : Blaswich – Simakan, Orban, Gvardiol, Raum – Schlager, Kampl – Szoboszlai, Nkunku, Werner – Silva

Schiedsrichter: Jablonski (Bremen) 

Von Heinz Büse und Frank Kastner, dpa