Skeleton-Pilotin Hannah Neise hat dem deutschen Team bei den Winterspielen von Peking einen glänzenden Abschluss der ersten Olympia-Hälfte beschert.
Nach dem achten Gold beendete Deutschland auch den achten olympischen Wettkampftag mit Entscheidungen als Erster im Medaillenspiegel. Auch aufgrund dieser Bilanz war es zuvor für Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig ein optimaler Zeitpunkt, um eine Halbzeitbilanz zu ziehen. «Das ist eine komfortable Situation, wenn man oben im Medaillenspiegel steht», sagte der 59-Jährige, warnte aber davor, das Zwischenfazit «überzubewerten».
Mit acht Gold- und fünf Silbermedaillen sowie einer Bronzemedaille lag Deutschland nach 58 von 109 Entscheidungen vor Norwegen und den USA. «Es waren erfolgreiche Tage mit sehr emotionalen Momenten», befand Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, vor den drei Medaillen am Samstag.
2018 insgesamt 31 Medaillen
«Wir schauen nicht nur auf die Medaillen, sondern auch auf die Plätze eins bis acht. Und da stehen wir nicht an erster Stelle», relativierte Schimmelpfennig. Angesichts der Belastungen und Einschränkungen durch die Corona-Pandemie seien die Athleten gut vorbereitet und fokussiert an den Start gegangen: «Es war zu erkennen, dass das Team D begeisternde Leistungen abgeliefert hat.»
Von den Spielen 2018 in Pyeongchang hatte Deutschland 31 Medaillen (14/10/7) mit in die Heimat gebracht – und damit das beste Ergebnis seit der Wiedervereinigung. Nur Norwegen war mit 39 Edelplaketten erfolgreicher. Dass die Skandinavier und andere Länder vorbeiziehen könnten, hält Schimmelpfennig für möglich, ein signifikantes Zurückfallen nicht: «Unser Ziel, einen Platz im Korridor der Spiele von Sotschi 2014 und Pyeongchang, können wir gut erreichen.»
Übersetzt heißt das: Rang zwei bis sechs. Im russischen Sotschi fing es mit zwölf Medaillen, darunter sieben aus Gold, gut an. In der zweiten Hälfte kamen aber nur noch fünf Medaillen dazu.
Starke Rodler
Wesentlichen Anteil an der starken Halbzeitbilanz in Peking haben die Rodler um Rekord-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger. Sie holten in allen vier Medaillenkämpfen Gold und dazu noch zweimal Silber. «Dieser Favoritenrolle gerecht zu werden, war schwierig», meinte Schimmelpfennig. «Kompliment an die Athleten und den Verband.»
Die grandiose Siegserie setzen die Kopf voraus den Eiskanal hinunter sausenden Skeletonpiloten fort. Christopher Grotheer feierte den ersten deutschen Gold-Coup seit dem olympischen Comeback der Sportart vor 20 Jahren. Silber holte sich sein Teamkollege Axel Jungk.
Für Überraschungen sorgten mit Olympiasiegen bei den Peking-Spielen auch die Biathletin Denise Herrmann im Einzel über 15 Kilometer und der Nordische Kombinierer Vinzenz Geiger im ersten Einzelwettbewerb.
Hoffnung auf den Bobfahrern
Skispringerin Katarina Althaus verpasste auf der Normalschanze den Sieg knapp und holte wie 2018 Silber. Bitter war danach ihre umstrittene Disqualifikation im Mixed-Wettbewerb wegen nicht regelkonformer Anzüge. Frustriert war auch Skirennfahrerin Lena Dürr, die im Slalom Bronze nur um die Winzigkeit von 0,07 Sekunden verpasste. Bei den Pyeongchang-Spielen waren die alpinen Athleten ohne Medaille geblieben. Dies können vor allem noch Linus Straßer im Slalom und Abfahrt-Spezialistin Kira Weidle in Peking verhindern.
In der zweiten Olympia-Woche ruhen aber die größten deutschen Hoffnungen auf den Bobfahrern um Fahnenträger Francesco Friedrich, der in Südkorea zweimal siegte, und Mariama Jamanka. Sie will mit der Schubkraft von Alexandra Burkhardt, Deutschlands schnellster Sprinterin, den Olympiasieg von 2018 wiederholen. Die Oberhoferin Jamanka hat ebenso wie Laura Nolte eine Medaillenchance bei der Olympia-Premiere im Monobob. «Wir haben noch die Möglichkeit, den einen oder anderen Erfolg zu landen», sagte Schimmelpfennig.
Im Biathlon haben die Team-D-Starter die besten Aussichten auf weiteres Edelmetall in den beiden Staffel-Rennen. Eine Garantie gibt es nicht, wie Denise Herrmanns 22. Platz im Sprint zeigte. Wie eine Corona-Infektion die Hoffnung auf einen Olympia-Erfolg minimieren kann, musste Eric Frenzel erfahren. Im Quarantäne-Hotel bangte der Rekord-Weltmeister in der Nordischen Kombination um einen Start.
Praktisch keine Medaillenperspektive gibt es für die Eisschnellläufer, Eiskunstläufer und Shorttracker. Im Snowboard ist die Hoffnung auf Zählbares gesunken, der Freestyle-Bereich bleibt für den DOSB weiter Entwicklungsland.
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