21. November 2024

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DOSB-Vorstandschef zu WM: Nicht «Wertewächter der Welt»

Die Debatte um die Fußball-WM in Katar wirkt weiter. Der DOSB-Vorstandschef mahnt, auch die Bedeutung des Turniers für die arabische Welt zu berücksichtigen.

Der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester hat bei der Beurteilung der Fußball-WM in Katar vor einer eingeschränkten Sichtweise aus deutscher Perspektive gewarnt. «Es gibt Menschenrechtsverletzungen in Katar und sie müssen angesprochen werden», sagte der hauptamtliche Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes der Deutschen Presse-Agentur. 

Dies hätten der DOSB und der Deutsche Fußball-Bund in einer Stellungnahme vor der WM getan. «Es ist aber auch richtig anzuerkennen, dass dieses Weltereignis in vielen Teilen der Welt als sportliches Ereignis positiv gesehen wird», meinte er. «Die Öffentlichkeit in Deutschland hat unterschätzt, was so eine Veranstaltung für die arabische Welt bedeutet.» 

In der Berichterstattung und in der Gesellschaft müsse aus seiner Sicht aufgepasst werden, «nicht immer den Zeigefinger zu erheben» und zu meinen, «wir sind die Wertewächter der Welt», betonte Burmester.

«Brücken bauen, verbinden und nicht ausgrenzen»

Die Weltmeisterschaft im Emirat stand unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen in Katar und der Situation von Gastarbeitern in der Kritik. Bei allem, was es an Schwierigkeiten im WM-Gastgeberland gebe, müsse ein Stück weit auch anerkannt werden, «dass es für die arabische Welt ein überragendes und wichtiges Ereignis» gewesen sei, sagte Burmester. 

«Allein, dass Marokko ins Halbfinale gekommen ist, führt zu einem Selbstwertgefühl in Marokko und in der arabischen Welt, das wesentlich zur Partizipation beiträgt», sagte er. «Deshalb müssen wir schauen, was der Sport macht und vermag: nämlich Brücken bauen, verbinden und nicht ausgrenzen.» Marokko hatte als erstes afrikanisches Land das Halbfinale einer WM erreicht.

Die deutsche Nationalmannschaft und weitere europäische Top-Teams wollten in Katar mit der «One Love»-Armbinde als Zeichen für Toleranz und Vielfalt auflaufen. Die FIFA untersagte das aber sehr kurzfristig und drohte sportliche Sanktionen an.