In der schweren Krise beim Deutschen Olympischen Sportbund gibt es neue Vorwürfe gegen die scheidenden Verbandsspitzen Alfons Hörmann und Veronika Rücker.
Nach Angaben von drei DOSB-Vorständen haben der Verbandspräsident und die Vorstandsvorsitzende mit ihrem juristischen Vorgehen gegen das frühere Vorstandsmitglied Karin Fehres gegen einen gemeinsamen Beschluss des Vorstandes gehandelt. Das geht aus einem Schreiben von Leistungssport-Vorstand Dirk Schimmelpfennig, Finanzvorstand Thomas Arnold und Sportjugend-Geschäftsführerin Christina Gassner an die Mitarbeiter des Deutschen Olympischen Sportbundes hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
«Den gesamten Vorgang bedauern wir zutiefst», heißt es in der Stellungnahme. Auslöser der Turbulenzen beim DOSB waren anonym veröffentlichte Beschwerden von Mitarbeitern über eine «Kultur der Angst» in der Verbandszentrale. Zuletzt war bekanntgeworden, dass Rücker und Hörmann unter Androhung einer Strafanzeige und Zivilklage Fehres aufgefordert hatten, sich als Verfasserin der anonymen Mail vom 6. Mail zu bekennen. Fehres hatte dies als «absurd und haltlos» zurückgewiesen.
Immer neue Erschütterungen
Hörmann und Rücker waren wegen ihres Vorgehens in die Kritik geraten, mehrere Teilorganisationen des DOSB stellten sich auf die Seite von Fehres. Zwar verteidigten beide in einer gemeinsamen Stellungnahme ihr Handeln, dennoch wird Rücker ihr Amt nun zum Jahresende aufgeben. Hörmann hatte schon vorher seinen Rücktritt angekündigt, ein neuer DOSB-Präsident wird am 4. Dezember in Weimar gewählt.
Die Vorstände begrüßten die Klarstellung von Hörmann und Rücker in der Brief-Affäre. Sie seien «nicht oder nicht vollständig informiert sowie in wesentliche Entscheidungen nicht eingebunden» gewesen. Der Inhalt des Anwaltsschreibens an Fehres sei «mit keinem von uns abgestimmt» gewesen, betonen Schimmelpfennig, Arnold und Gassner.
Seit Monaten gibt es beim Dachverband immer neue Erschütterungen. In ihrer gemeinsamen Stellungnahme vom Freitag verwiesen Hörmann und Rücker auf den «erheblichen Schaden», den der DOSB und der deutsche Sport durch die Affäre um den anonymen Mitarbeiterbrief genommen hätten. «Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass es im Grundsatz richtig und unsere Verantwortung war, zum Schutze des DOSB den Hintergründen des Schreibens nachzugehen», teilten sie mit.
Geordneter Übergang angestrebt
In der Rückschau sei die Kritik an einem unverhältnismäßigen Vorgehen gegen Fehres aber berechtigt, räumten Hörmann und Rücker ein. Das scharf formulierte Schreiben eines Anwalts an Fehres sei allein von ihnen freigegeben worden.
Um weiteren Schaden vom Dachverband abzuwenden, habe sich das Präsidium mit Rücker auf ein Ende der Zusammenarbeit zum 31. Dezember geeinigt. Die 51-Jährige ist seit Januar 2018 im Amt. Zudem seien die Anwälte beauftragt worden, «eine Dokumentation dieses aktuellen Vorgangs zu erstellen, um diese der Ethik-Kommission zur Einschätzung zu übergeben». Inmitten der Turbulenzen wolle man einen «geordneten Übergang» für die neue Verbandsspitze sicherstellen.
Die neuen Vorwürfe gegen die scheidenden Top-Funktionäre dürften auch den offiziellen Beginn des Wahlkampfs um die Hörmann-Nachfolge überschatten. Am Sonntag stellen sich die drei Kandidaten für die DOSB-Präsidentschaft, die von einer Findungskommission empfohlen worden waren, in Düsseldorf den Mitgliedsorganisationen des Dachverbandes vor. Ins Rennen gehen die Ex-Weltklassefechterin Claudia Bokel, der CSU-Politiker Stephan Mayer und der noch amtierende Tischtennis-Weltpräsident Thomas Weikert.
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