Zur Krönung des besten deutschen Biathlon-Starts der Geschichte ließen sich Franziska Preuß und Philipp Nawrath schon wieder jubelnd auf dem Podest feiern – und das auch noch in ihren Gelben Trikots.
Als Führende der jeweiligen Gesamtwertung beendete das deutsche Duo sensationell den märchenhaften Weltcup in Östersund und nimmt die begehrten Leibchen mit zur nächsten Station ab Freitag im österreichischen Hochfilzen. «Ich freue mich sehr, dass ich das Trikot behalte und bin sehr motiviert, es so lange wie möglich zu verteidigen», sagte Preuß der Deutschen Presse-Agentur.
Bester Saisonstart des DSV
Während Preuß zum Abschluss einen um 0,3 Sekunden knapp verlorenen Zielsprint in der Verfolgung hinnehmen musste, verpasste Nawrath seinen zweiten Karrieresieg innerhalb von zwei Tagen auch nur um 5,1 Sekunden. Gut 24 Stunden nach seinem überraschenden Sprinttriumph zog der Schwede Sebastian Samuelsson am Ende noch am starken Allgäuer vorbei. «Ich hoffe, wir kommen heute Abend noch mal alle zusammen, wir haben ein schönes Pizza-Essen geplant. Mit zwei Gelben Trikots können wir sehr happy sein im Team. Für mich ist es ein ganz besonderer Moment», sagte Nawrath der dpa.
Die Enttäuschung darüber hielt sich jedoch in Grenzen, denn zehn Podestplätze in den ersten Saisonrennen bedeuteten eine Leistung, die es so zuvor für die DSV-Skijäger noch nie gab. Nur 2001 hatte es neunmal zum Sprung aufs Podium gereicht. «Die Zeit hier war richtig gut für das ganze Team. Wir freuen uns als Mannschaft richtig über die Ergebnisse», sagte Preuß: «Natürlich hoffen wir alle, dass es so weitergeht.»
Preuß und Nawrath Zweite in Verfolgung
Erstmals in Gelb ging sie in die Verfolgung und musste sich erst auf den letzten Metern der französischen Sprintsiegerin Lou Jeanmonnot geschlagen geben. Dahinter wurde die Thüringerin Vanessa Voigt wie schon im Einzel starke Dritte. «Die Strecke ist doch sehr hart, es gibt nicht mehr PS, nur weil man die gelbe Nummer hat», sagte Preuß.
Im Auftakteinzel hatte sie den Sieg gar nur um 0,1 Sekunden verpasst. Nach vielen Rückschlägen hatte sie vor wenigen Wochen noch über das Karriereende nachgedacht. Nun behält sie wie zuletzt Laura Dahlmeier 2017 das begehrte Leibchen der Spitzenreiterin und wird damit auch in der kommenden Woche unweit ihrer Wahlheimat Ruhpolding in den Alpen antreten.
Nach dem Rücktritt von Olympiasiegerin und Weltmeister Denise Herrmann-Wick im Frühjahr wagte niemand von einem derartigen Auftakt zu träumen. Groß waren die Sorgen, dass es ein trüber Winter ohne Siege werden könnte. Doch die gute Frühform und perfektes Material nach dem neuen Fluorwachs-Verbot katapultierten die Deutschen nach vorn.
Bundestrainer Velepec: «Historischer Moment»
«Langsam wird es schwierig, die richtigen Worte zu finden für diese Leistungen», sagte Sportdirektor Felix Bitterling. Die Premierensiege für die Routiniers Roman Rees im Einzel und Nawrath (beide 30), gleich drei Deutsche abwechselnd an der Weltcupspitze, dazu noch Podestplätze für beide Staffeln sowie zwei für Vanessa Voigt und einen für Justus Strelow und noch mal Nawrath.
An einem verrückten Tag hatte Nawrath im Sprint seinem Teamkollegen Rees zunächst das Gelbe Trikot abgejagt. Drei Deutsche lagen in der Gesamtwertung plötzlich vorn, bevor Rees leicht angeschlagen für die Verfolgung sicherheitshalber absagen musste. «Das ist ein historischer Moment», sagte Bundestrainer Uros Velepec über diese Konstellation, schob aber gleich hinterher: «Wir glauben nicht, dass wir dort sehr lange so bleiben werden, aber wir werden den Moment genießen. Für uns ist das ein Traumtag.»
Nun steigt der Druck
Und der 56-jährige Slowene sollte nicht recht behalten. Denn Nawrath gelang es trotz enorm starker Konkurrenz tatsächlich, das Leibchen zu verteidigen. Er kam sogar in Führung liegend zum letzten Schießen, musste dann aber wie Verfolger Samuelsson (3 Fehler insgesamt) einmal in die Strafrunde. Auf den letzten Kilometern konnte Nawrath (2 Fehler) nicht mehr ganz mithalten. Dritter wurde der Norweger Vetle Sjastad Christiansen (1/+ 7,2 Sekunden).
Mit den Erfolgen wird bei den DSV-Skijägern wohl auch der Druck steigen. «Man sollte jetzt nicht total ausflippen, sondern ruhig bleiben. Das ist nur der Anfang einer langen Saison, da kann viel passieren», sagte die zweimalige Olympiasiegerin Dahlmeier der dpa. Die 30-Jährige war selbst in Östersund als ZDF-Expertin vor Ort und etwas überrascht, wie gut es schon läuft. Die Zeit bis zur Weltmeisterschaft im Februar in Tschechien ist zwar noch lang. Vor allem von ihrer Nachfolgerin Preuß verspricht sich Dahlmeier aber einiges: Man müsse konstant und ruhig weiterarbeiten, sagte die siebenmalige Weltmeisterin: «Dann ist es durchaus auch möglich, so ein Trikot die ganze Saison zu tragen.»
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