24. November 2024

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Dirk Nowitzki und der NBA-Titel: «Werde ich nie vergessen»

Vor zehn Jahren gewinnt Dirk Nowitzki als erster Deutscher mit seinem Team den Titel in der NBA - das hat ihm bis heute niemand nachgemacht. Über einen Sportler, der nicht nur in Dallas bis heute verehrt wird.

Zehn Jahre danach scheinen die Bilder von Dirk Nowitzkis Meisterschaft in der NBA mit den Dallas Mavericks wie aus einer anderen Welt.

Die Hallen in Dallas und Miami waren rappelvoll und Menschen direkt am Spielfeldrand, LeBron James im Alter von 27 Jahren wirkt im Trikot der Miami Heat im Vergleich wie ein Teenager und auch Nowitzkis Äußeres hat sich verändert. Der Würzburger ist nicht mehr so kantig im Gesicht wie noch mit 32, die Haare sind deutlich kürzer und im Sitzen zeichnet sich derzeit ein kleiner Bauch ab beim besten deutschen Basketballer der Geschichte.

Unvergesslicher Moment

Die Erinnerung an jenen Abend am 12. Juni 2011 in der American Airlines Arena in Miami ist bei Nowitzki aber noch immer frisch. Wie er nach dem entscheidenden 105:95-Sieg der Finalserie mit verschwitzten Haaren, einer schief sitzenden Kappe und dem blauen Trikot mit der Nummer 41 darauf den Pokal überreicht bekommt, auf den er sein ganzes Sportlerleben hingearbeitet hatte. «Den Moment werde ich nie vergessen, als mir die Trophäe gegeben wurde», sagte er erst kürzlich der ARD-Sportschau.

Viele Sportfans in Deutschland haben dieses Bild dagegen gar nicht so vor Augen. Denn nicht nur die Finalserie, sondern Nowitzkis außergewöhnliche Karriere in den USA spielte sich vor allem nach heutigem Maßstab mit Live-Übertragungen im Streamingdienst DAZN und der Reichweite sozialer Netzwerke noch weitgehend im Verborgenen ab.

Dabei war dieser Moment für alle Beobachter besonders, auch für Rick Carlisle, damals wie heute Trainer der Mavericks. «Das ist eine der großartigen Erinnerungen, Dirks Reaktion nach dem Spiel zu sehen. Das Spielfeld zu verlassen, eine emotionale Erfahrung zu haben, wie er sie zuvor nie hatte. Das ist wunderbar», erzählte der 61-Jährige. Denn Nowitzki, der am 19. Juni 43 Jahre alt wird, war unmittelbar nach der Partie in den Katakomben verschwunden und von seinen Gefühlen übermannt worden. «Ich schickte sogar unseren PR-Mann weg und sagte: Ich will nicht raus, ich will die Trophäe nicht! Lass‘ mich in Ruhe! Er musste mich regelrecht aus der Dusche zerren. Zum Glück hat er sich durchgesetzt», sagte Nowitzki kürzlich der «Sport Bild».

Die Rolle von «Superstar» Nowitzki

Die Fußball-Nationalspieler Toni Kroos und Mats Hummels gehören zu den Menschen, die durch Nowitzki zu Anhängern der Mavericks wurden und es auch nach dessen Karriereende vor zwei Jahren weiterhin sind. Basketball-Fans können den enormen Erfolg Nowitzkis in den USA in etwa ermessen, für die breite Öffentlichkeit in Deutschland aber ist Nowitzki durch seine Rollen als Werbefigur in TV-Spots einer Bank bekannter geworden als durch seine überragende Leistung im Duell mit den klar favorisierten Miami Heat und deren drei Superstars James, Dwyane Wade und Chris Bosh.

Dabei ist Nowitzki nicht nur der erste und noch immer einzige Deutsche, der die Meisterschaft in der stärksten Basketball-Liga der Welt gewinnen konnte. Er wurde in der Liga auch als erster Europäer zum wertvollsten Spieler gewählt und wird noch heute dafür verehrt, dass er seine komplette Karriere bei den Mavericks verbracht und in dieser Zeit immer wieder auf viel Gehalt verzichtet hat, um bessere Mitspieler um sich haben zu können. «Ich will in einer super Mannschaft spielen, ich will um die Meisterschaft mitspielen und da haben wir beide ein bisschen Loyalität gezeigt», erzählte er in der ARD von einer Vertragsverhandlung mit Mavericks-Boss Mark Cuban.

Nur fünf Spieler in der Geschichte der Liga haben mehr Punkte erzielt als Nowitzki mit seinen 31 660 Zählern, selbst Legenden wie Wilt Chamberlain oder Shaquille O’Neal haben weniger. Der wichtigste Titel aber ist und bleibt die Meisterschaft.

«Das hat sein Erbe auf einem ganz anderen Niveau gefestigt», sagte Mavericks-Trainer Carlisle. «Diese Serie wurde mit einem Superstar gewonnen. Dirk war der einzige Superstar», sagte der Coach mit Blick auf seinen damaligen Kader. «Wenn man sich die Geschichte von Meisterschaften zu der Zeit anschaut und danach, da gab es fast immer zwei Superstars und MVP-Kandidaten. Wenn man es in diesem Kontext anschaut, war diese Errungenschaft auf einem noch höheren Level.» Eine Statue zur Ehrung vor der Halle in Dallas ist in Arbeit.

Von Maximilian Haupt, dpa