Als Fußball-Profi eine WM zu verpassen, ist nie ein schönes Gefühl. Die Gründe, den Vierjahreshöhepunkt nur als Zuschauer erleben zu müssen, scheinen aber unterschiedlich schmerzhaft.
Weh tut es in diesem Herbst buchstäblich den Verletzten wie Leipzig-Profi Timo Werner, Frankreichs Starspieler N’Golo Kanté und Portugals Diogo Jota. Bitter war es für die Leistungsträger der nicht-qualifizierten Nationen, allen voran Erling Haaland, Mohamed Salah – und alle Italiener. Bitter ist es wohl noch für jene, die von ihren Nationaltrainern in diesen Tagen vor der Katar-Endrunde nicht nominiert worden sind.
«Dass es für Mats eine Riesenenttäuschung ist, da müssen wir nicht drüber reden», sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über seinen Innenverteidiger Mats Hummels, der nicht mit der deutschen Nationalmannschaft mitfliegen darf. Der Weltmeister von 2014 sei wegen seiner Nicht-Berücksichtigung «sehr angegriffen» gewesen. Außenspieler Robin Gosens, der die Hummels-Leiden teilt, sagte der «Rheinischen Post»: «Ein Lebenstraum ist damit für mich geplatzt, das tut schon weh.»
Nächste Chance 2026
International fielen unter anderem Jadon Sancho (England), Sergio Ramos und Thiago (Spanien), Renato Sanches (Portugal) sowie Ryan Gravenberch (Niederlande) durch. Nächste Chance 2026 in den USA, Mexiko und Kanada – wenn es denn das Alter zulässt.
Bei Haaland dürfte das kein Problem sein, der Ex-Dortmunder ist 22. «Ich habe Lust, mit Norwegen Turniere zu spielen. Und ich hoffe, dass wir das irgendwann schaffen werden», hatte der beim WM-Aus noch für den BVB spielende Torjäger gesagt. Norwegen schied in der WM-Quali aus, nicht zuletzt, weil Torgarant Haaland in den letzten vier Spielen verletzt gefehlt hatte.
Liverpool-Star Salah spielte beim Aus seiner Ägypter sogar eine tragische Rolle. Im entscheidenden Duell mit dem Senegal vergab er im Elfmeterschießen – irritiert von zahlreichen Laserpointern – den ersten Schuss. Während Haaland mit 22 Jahren auf weitere Chancen hoffen darf, hat Salah zumindest schon eine WM erlebt. 2018 in Russland schied sein Team aber in der Vorrunde aus, Salah erzielte zumindest beide Turnier-Tore der Ägypter.
Dass man von Weltmeisterschaften nicht genug bekommen kann, beweist aber Zlatan Ibrahimovic. Der eigenwillige Schwede, der schon 2002 erstmals bei einer WM dabei war und danach noch eine weitere und vier Europameisterschaften spielte, war eigens für den WM-Traum in die schwedische Nationalmannschaft zurückgekehrt. Nach dem Aus in den Playoffs gegen die Polen um den früheren Bayern-Torjäger Robert Lewandowski kündigte er an: «Ich werde so lange weitermachen, wie ich kann. Ihr werdet keine andere Antwort bekommen, nur weil wir nicht zur WM fahren.» 2026 ist er allerdings knapp 45.
WM ohne Europameister
Während Ibrahimovic eher für die Unterhaltung gut gewesen wäre, werden viele in Katar aus rein sportlichen Gründen die Italiener vermissen. Bei der nachgeholten EM im Vorjahr eroberte die Squadra Azzurra noch den Titel. Vorrangig durch starken Teamgeist, aber auch mit echten Typen. In Torhüter Gianluigi Donnarumma, Leonardo Bonucci, Leonardo Spinazzola, Jorginho und Federico Chiesa standen letztlich fünf von ihnen im All-Star-Team der EM. Doch nach dem Scheitern in den Playoffs gegen Underdog Nordmazedonien verpasst der viermalige Weltmeister schon die zweite WM in Folge.
Weil es ihre Nationalteams nicht geschafft haben, werden auch Stars wie der langjährige Bayern-Profi und heutige Real-Madrid-Abwehrchef David Alaba (Österreich), der slowenische Weltklasse-Torhüter Jan Oblak von Atlético Madrid oder Offensivspieler Riyad Mahrez von Manchester City fehlen. Der Algerier war als Zwölfter beim Ballon d’Or bestplatzierter der Fehlenden hinter Salah (5.) und Haaland (10.).
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