Sieben Wochen vor dem Olympia-Start in Tokio sollen die Finals nicht nur eine stimmungsvolle deutsche Leistungsschau werden. Vielen Athleten bieten sie auch eine Möglichkeit für Qualifikationen und Normerfüllungen.
Für das Fernsehen sind sie ein Testlauf. In Berlin und in Braunschweig als Standort für die Leichtathletik sind sogar Zuschauer erlaubt. In 18 Sportarten werden die nationalen Meister und Meisterinnen ermittelt.
LEICHTATHLETIK: Die deutschen Meisterschaften der Leichtathleten stehen mit dem Austragungsort Braunschweig nicht im Zentrum der Finals. «In Corona-Zeiten kann man damit leben, die Außenstelle der Finals zu sein», meinte DLV-Cheftrainerin Annett Stein. Vor zwei Jahren standen die Läufer, Werfer und Springer mit ihren Wettkämpfen in Berlin im Mittelpunkt des Interesses. Die Titelkämpfe sind die wichtigste Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Die Meister mit erfüllter Norm werden so gut wie sicher das Ticket erhalten. Weltklasse-Speerwerfer Johannes Vetter wird allerdings in Braunschweig wegen einer Muskelverletzung fehlen. Auch die Kugelstoß-Asse Christina Schwanitz und David Storl sind nicht dabei.
SCHWIMMEN: Viele Olympia-Starter wie die Medaillen-Hoffnungsträger Florian Wellbrock und Sarah Köhler verzichten in ihrer Olympia-Vorbereitung auf die nationalen Titelkämpfe. Andere Tokio-Teilnehmer nutzen die Rennen in Berlin als Formcheck gut anderthalb Monate vor den Spielen. Aus dem bereits feststehenden Olympia-Team sind unter anderen die Brustschwimmer Marco Koch, Lucas Matzerath und Fabian Schwingenschlögl dabei. Auch Rückenschwimmer Christian Diener sowie Freistilschwimmerin Annika Bruhn wollen in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark in der Hauptstadt ihr Können zeigen.
TURNEN: In Dortmund stellen sich erstmals seit der Heim-WM 2019 fast alle Olympia-Kandidaten den Juroren in einem offiziellen Wettkampf. Die Mehrkampf-Entscheidungen sind zugleich die erste von zwei Olympia-Qualifikationen. Von den Assen fehlt nur Marcel Nguyen (Unterhaching) nach einem Kreuzbandriss. Ansonsten haben die zuletzt verletzten Andreas Bretschneider (Chemnitz) und Nils Dunkel (Erfurt) gemeldet. Favoriten auf den Mehrkampf-Titel sind die EM-Medaillengewinner Andreas Toba (Hannover) und Lukas Dauser (Unterhaching).
Mit besonderer Spannung wird bei den Frauen der erste Auftritt von Pauline Schäfer (Chemnitz) seit ihren Schikane-Vorwürfen gegen Trainerin Gabriele Frehse erwartet. Auch die zuletzt angeschlagene Olympia-Dritte Sophie Scheder (Chemnitz) misst sich mit den EM-Turnerinnen Elisabeth Seitz, Kim Bui (beide Stuttgart), Sarah Voss (Köln) und Emma Malewski (Chemnitz).
In der Rhythmischen Sportgymnastik treten bei der Einzelentscheidung 20 Sportlerinnen an. Für Margarita Kolosov (Potsdam) und Melanie Dargel (Worms) ist es die Generalprobe für die EM (9. bis 13. Juni) im bulgarischen Warna.
WASSERSPRINGEN: Für die Wasserspringer geht es neben den Meistertiteln auch um Tokio-Tickets. In Berlin entscheidet sich, wer die Quotenplätze des deutschen Teams bei den Olympischen Spielen einnimmt. Dementsprechend sind die besten Springerinnen und Springer der Mannschaft von Bundestrainer Lutz Buschkow um Rekordeuropameister Patrick Hausding dabei. Die Wettkämpfe haben bereits am Dienstag begonnen und dauern noch bis Sonntag.
PFERDESPORT: Nur in der Dressur geht es beim nationalen Championat in Balve um gute Ergebnisse für die Olympischen Spiele. Die Meisterschaften sind die erste von zwei Sichtungen für Tokio. Das zweite Bewährungsturnier ist in Kronberg Ende Juni. Die besten deutschen Springreiter sind schon seit Jahren rar bei den nationalen Titelkämpfen. Parallel laufende Turniere sind attraktiver und lukrativer. So macht an diesem Wochenende die Millionenserie Global Champions Tour in Valkenswaard Station, zudem findet das Turnier in St. Gallen mit einem Nationenpreis statt.
TISCHTENNIS: Wer gewinnt das Playoff-Finale der Bundesliga: der Champions-League-Sieger Borussia Düsseldorf mit Timo Boll oder der Titelverteidiger 1. FC Saarbrücken mit seinem Freund und Nationalmannschafts-Kollegen Patrick Franziska? Das ist am Sonntag um 10.45 Uhr in Dortmund die große Frage im Tischtennis. Mit der Vergabe der Olympia-Tickets haben die Finals in dieser Sportart nichts mehr zu tun. Die beiden deutschen Teams für Tokio stehen längst. Düsseldorf gegen Saarbrücken gab es im Dezember bereits im Endspiel der Champions League, da siegten Boll und Co mit 3:1. Jetzt will die Borussia nach Pokal und Europacup das Triple schaffen.
KANU: Der Deutsche Kanu-Verband ist gleich mit drei Sportarten vertreten: Neben Kanu-Rennsport wird auch Polo und Stand-Up-Paddling ausgetragen. Obwohl parallel auch die EM in Posen stattfindet, ist der Kajak-Vierer als Paradeboot mit am Start. Die Rio-Olympiasieger starten erst in Polen und dann bei den Finals. «Ich bin seit vielen Jahren über die Sprintdistanz ungeschlagen in Deutschland und will mir auf den letzten Metern das Zepter nicht abnehmen lassen. Ich will die Finals 2021 gewinnen», sagt Routinier Ronald Rauhe. Zudem gibt Olympiasiegerin Franziska John nach einer Babypause ihr Comeback.
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