Mark Lebedew bezeichnet sich selbst als Nerd. Der neue Trainer von Volleyball-Rekordmeister VfB Friedrichshafen verfügt über riesiges Fachwissen und weiß, dass ihn das auch ein bisschen zum Sonderling macht.
Der langjährige Coach der Berlin Volleys pflegt seinen eigenen Blog «At Home On The Court», in dem er praktische Tipps gibt, und veranstaltet auch Seminare, in denen er zum Beispiel über das optimale Training im Mittelblock berichtet.
«Ich bin auf der Suche nach dem perfekten Spiel», sagte Lebedew, als er in Friedrichshafen Michael Warm ablöste und im April einen Vertrag über zwei Jahre unterschrieb. «Vielleicht bin ich tatsächlich ein Volleyball-Nerd, wenn man so sagen kann.»
Ziel: Die Meisterschaft
Vielleicht kann dieser wissbegierige Australier auch die Volleyball-Herrschaft der Berlin Volleys brechen. Und nicht weniger als die Meisterschaft lautet die Mission für den 54-Jährigen vor dem Saisonstart am 6. Oktober (19.00 Uhr) gegen die SVG Lüneburg.
2015 hat Friedrichshafen letztmals den Titel errungen, damals noch unter Trainer-Legende Stelian Moculescu. Seitdem hat stets Berlin die Meisterschaft gewonnen und dabei Angriffe der Trainer Vital Heynen sowie jüngst Warm abgewehrt.
Aber Lebedew, der zuletzt Gwardia Breslau in Polen betreute, kennt sich mit so einer Situation bestens aus. 2010 wurde er Coach in Berlin und durchbrach mit den Meisterschaften von 2012 bis 2014 die damalige Regentschaft von Friedrichshafen. «Ich kenne also die Situation», berichtete Lebedew.
«Absoluter Wunschkandidat» Lebedew
Für den VfB war der Mann aus Down Under, der auch schon in Belgien, Italien und als Nationaltrainer in seiner Heimat gearbeitet hat, der «absolute Wunschkandidat», wie es Friedrichshafens Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt ausdrückte. «Mark Lebedew ist ein großer Volleyballfachmann, hat enorme Erfahrung und konnte in der Vergangenheit bereits viele Erfolge feiern.»
Das «Wohnzimmer» des Vereins findet Lebedew aber nicht am Bodensee. Weil die bisherige Halle auf dem Messegelände in Friedrichshafen nicht mehr zur Verfügung steht, trägt der Traditionsverein seine Heimspiele im rund 110 Kilometer entfernten Neu-Ulm aus. In der ratiopharm Arena sind die Ulmer Bundesliga-Basketballer zuhause.
«Wir haben viele Möglichkeiten und Hallen geprüft», erläuterte Späth-Westerholt. «Aber entweder waren die Hallen belegt oder aber sie haben nicht die Anforderungen der Volleyball Bundesliga und des europäischen Verbands erfüllt.» Die Neu-Ulmer Arena erfüllt diese Kriterien etwa mit einer Deckenhöhe von 14 Metern. Lebedew wird mit seinem Team aber weiter in der Messe am Bodensee trainieren.
Der VfB hatte schon vor der Saison 2020/21 ohne eigene Halle dagestanden. Da hatte sich herausgestellt, dass die ZF-Arena in Friedrichshafen wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste.
Berlin-Volleys mit hohen Ansprüchen
Solche Probleme haben die Berliner nicht, die in der Max-Schmeling-Halle zum Branchenprimus geworden sind. Mit Nationalspieler Ruben Schott haben die Volleys im Außenangriff noch mal an Qualität dazugewonnen. «Mit diesem Kader ist es unser Anspruch, wieder um alle nationalen Titel zu kämpfen», betonte Geschäftsführer Kaweh Niroomand.
Teil eins gelang dem Champions-League-Starter mit dem deutlichen 3:0-Erfolg im Supercup gegen die United Volleys Frankfurt schon mal. Der erste Minischritt in Richtung Meisterschaft soll dann mit einem Heimsieg am 6. Oktober (19.30 Uhr) gegen die Helios Grizzlys Giesen folgen.
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