24. November 2024

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Die bemerkenswerte NFL-Saison der Chiefs

Ein Sieg fehlt noch, dann stünden die Kansas City Chiefs erneut im Super Bowl. Dass sie es überhaupt ins Duell mit den Ravens geschafft haben, ist eine Überraschung.

Ein Sieg gegen die Baltimore Ravens am Sonntag und die Kansas City Chiefs stehen erneut im Super Bowl der NFL – zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren.

Im Finale der AFC ist das Team um Quarterback-Star Patrick Mahomes sogar bereits zum sechsten Mal in Serie vertreten. Das ist, obwohl die Mannschaft Titelverteidiger ist, eine Überraschung. Die Chiefs haben eine durchwachsene Saison mit ungewohnten Patzern, sechs Niederlagen und zahlreichen Ablenkungen hinter sich – Taylor Swift als neue Freundin an der Seite von Travis Kelce ist dabei die größte.

Die Liga und alle, die mit ihr Geld verdienen, freuen sich enorm über das gigantische Interesse, das der Pop-Superstar der NFL seit Monaten beschert. Wann immer sie ein Football-Spiel der Chiefs besucht, sind die Kameras auch während der Partie wieder und wieder auf die Sängerin gerichtet.

Trainer Andy Reid, Mahomes und natürlich Kelce selbst müssen immer wieder Fragen zu ihr beantworten – so auch am Mittwoch vor dem bislang wichtigsten Saisonspiel gegen die Ravens. «Für mich war das cool zu sehen. Er bekommt natürlich all die Aufmerksamkeit», sagte Mahomes über den Fokus auf seinem Kumpel. «Aber er ist noch immer Travis Kelce. Er läuft noch immer durchs Stadion und begrüßt jeden, als wäre es sein bester Kumpel.»

Kelce als Werbe-Ikone

Bemerkenswert ist das auch deswegen, weil Kelce inzwischen 34 Jahre alt ist, körperlich so viele Probleme hatte wie wohl noch nie seit seinem Profi-Debüt und in dieser Saison mehrfach Szenen mit nicht gefangenen Bällen erlebte, die ihm in den vergangenen Spielzeiten nicht passiert waren. Erstmals seit fast neun Jahren beendete er die Saison mit weniger als 1000 Yards nach Pässen, nur zwei Mal in seiner Karriere hatte er in der Hauptrunde weniger als die fünf Touchdowns aus dieser Saison. 

So frustriert er auf dem Platz deswegen mitunter wirkte, abseits davon scheint es Kelce blendend zu gehen. Die Beziehung zu Swift hat ihn über Football-Fan-Kreise hinaus zu einem Star gemacht, kaum eine Sendung im US-Fernsehen kam in den vergangenen Monaten ohne einen Werbespot mit Kelce als Hauptfigur aus. «Ich hatte nicht das Gefühl, dass ihn das beeinflusst hat», betonte Trainer Reid. «Er war etwas verbeult und die eine Woche Pause da hat ihm geholfen, aber ansonsten macht er einfach. Beziehung, all das Zeug abseits des Platzes mit Drehs für Werbung, Saturday Night Live, all das, er macht weiter.»

Mahomes: «Wir wollen jede Woche gewinnen»

Wie auch die Chiefs als Team. Als es nach der Auftaktniederlage gegen die Detroit Lions um Amon-Ra St. Brown, die im Duell mit den San Francisco 49ers nun selbst die Chance auf den Einzug in den Super Bowl haben, mit sechs Siegen in Serie weiterging, war das Normalität. Dann aber folgte eine Phase von fünf Pleiten in acht Spielen – das war Mahomes in seiner sechsten Saison als Stammkraft nicht gewohnt. Plötzlich sah man ihn Helme schmeißen an der Seitenlinie, er reagierte beleidigt auf Fragen. Dennoch steht die Mannschaft nun im Finale der American Football Conference. 

«Wir wollen jede Woche gewinnen, so ist das in der NFL. Aber das geht nicht. Also musst du einfach alles tun, um besser zu werden und das haben die Jungs getan. Deswegen sind wir jetzt in diesem Spiel», erklärte Mahomes vor der Reise nach Baltimore. «Das versuchen wir zu gewinnen und danach versuchen wir wieder besser zu werden für den Super Bowl.» Zum ersten Mal bestreitet er ein AFC-Championship-Game auswärts und nicht in Kansas City.

Gewinnen die Chiefs gegen die starke Mannschaft um Quarterback Lamar Jackson tatsächlich, sind sie erneut Teil des größten Einzelsportereignisses der Welt – dieses Jahr in Las Vegas. Für die Halbzeitshow zeichnet Usher verantwortlich, nach dem Formel-1-Spektakel im November rechnen viele mit einem Super Bowl der Superlative. Die Chiefs wollen dafür sorgen, dass es am Ende aber vor allem um den Sport geht. Und womöglich auch um Taylor Swift im Konfettiregen.

Von Maximilian Haupt, dpa