Der haushohe Favorit THW Kiel ist raus aus dem Rennen um den DHB-Pokal. Der Cup-Verteidiger und Rekordmeister unterlag zum Auftakt der Endrunde in Hamburg dem Liga-Rivalen TBV Lemgo Lippe überraschend mit 28:29 (18:11) und verpasste das sicher geglaubte Finale.
Im Endspiel am 4. Juni (17.30 Uhr/ARD und Sky) will Lemgo Lippe den Cup erstmals nach 2002 holen. Vor 19 Jahren war der Club letztmals bei der Endrunde. Der Gegner der Ostwestfalen wird im anderen Halbfinale MT Melsungen gegen TSV Hannover-Burgdorf ermittelt.
«Wir haben das überragend gemacht», sagte Linksaußen Bjarki Mar Elisson bei Sky. «Wir wollen jetzt den Pokal.» Die Mannschaft tanzte minutenlang auf dem Feld und konnte den Erfolg nicht fassen. «Jetzt muss ich die Jungs runterholen», sagte Trainer Florian Kehrmann, der um die Regeneration und Konzentration vor dem Finale fürchtete. Die Ostwestfalen waren letztmals 2002 bei der Endrunde dabei. Damals holten sie die Trophäe, die in der jetzigen Ausfertigung 3,5 Kilogramm schwer ist und einen Materialwert von 20.000 Euro hat.
Lemgo mit Kämpferherz
Schon der Auftakt hatte die Hoffnung auf Spannung aufkommen lassen. Der 36 Jahre alte Christoph Theuerkauf, eigentlich Nachwuchskoordinator beim TBV und ein Mann für Notfälle, hatte den Torreigen in der Partie eröffnet und das 1:0 für den Außenseiter erzielt. Der Tabellenelfte hielt gegen den großen Favoriten jedoch nur 13 Minuten mit, dann legte die Kieler ihre Nervosität ab und spulten ihr Programm ab. Mit sieben Toren lagen sie zur Pause vorn.
Was in der ersten Halbzeit nicht gelang, klappte beim TBV im zweiten Durchgang. «Köpfe aus den Hintern, dann geht’s weiter», hatte Theuerkauf in der Halbzeitpause gefordert. Mit Elan kam die Mannschaft von Trainer Kehrmann aus der Kabine und verkürzte den Rückstand Tor um Tor. Vier Minuten vor dem Ende gingen die Lemgoer mit 28:27 in Führung.
Lemgos Torhüter der Matchwinner
Plötzlich lag eine Überraschung in der Luft. Die Kieler, bei denen Kreisläufer Patrick Wiencek nach überstandenem Wadenbeinbruch Mitte Mai sein Comeback gab, verloren ihre Souveränität, wurden nervös und leisteten sich im Angriff Fehler zuhauf. Lemgos starker Torhüter Peter Jahannesson wurde zum Matchwinner, als er Sekunden vor Schluss einen Wurf von Harald Reinkind hielt. «In der zweiten Halbzeit waren wir nicht da. Es hat gar nichts geklappt», gestand Kiels Regisseur Domagoj Duvnjak geknickt.
Obwohl 2000 Zuschauer unter Corona-Auflagen in der Barclayard-Arena zugelassen waren, konnten in der Kürze der Zeit nur 1600 Tickets verkauft werden. Erst drei Tage zuvor hatte der Veranstalter die Nachricht erhalten, nach der positiven Entwicklung der Inzidenzzahlen statt 1000 die doppelte Anzahl Karten verkaufen zu dürfen.
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