Der frühere Bundesliga- und DFL-Manager Andreas Rettig hat die Fan-Proteste gegen einen Investoren-Einstieg in die Deutsche Fußball Liga mit dem Arbeitskampf der Gewerkschaft der Lokführer bei der Deutschen Bahn verglichen.
Proteste seien in Ordnung, solange sie kein Selbstzweck seien, sagte der derzeitige Geschäftsführer Sport des Deutschen Fußball-Bundes am Samstagabend im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF. «Es beginnt im Moment zu kippen. Das erinnert mich so ein bisschen an den GDL-Streik, wo man dann irgendwann mal sagt: Jetzt müsst Ihr mal an den Tisch kommen. Solche Dinge werden eben nicht am Gleis oder am laufenden Zug entschieden, sondern in der Verhandlungsstube. Und ich denke, das wäre auch der richtige Weg», erklärte der 60-Jährige.
Grund für die Proteste
Seit Wochen protestiert die Fan-Szene in den Stadien der Bundesliga und der 2. Bundesliga mit dem Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld gegen einen Einstieg von Investoren in die DFL. Dadurch kam es auch am Samstag zu teils sehr langen Spielunterbrechungen.
Die DFL will für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Bei der Abstimmung der 36 Proficlubs über den Deal kam die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande. In der Diskussion ist seitdem das Abstimmungsverhalten von Hannovers Mehrheitsgesellschafter Martin Kind, der von seinem Club angewiesen war, gegen den Einstieg zu stimmen. Unklar ist, ob er indes möglicherweise mit seiner Stimme für die nötige Mehrheit gesorgt hat.
Zwei Ebenen in dem Konflikt
Nach Rettigs Ansicht kann die verfahrene Situation nur durch Kommunikation gelöst werden. Dafür bietet er eine Vermittlung durch den Verband an. «Wir müssen an einen Tisch kommen. Wir sind als DFB auch gern bereit, da unterstützend mit an Bord zu kommen. Ich finde, dass sich da alle Seiten bewegen müssen, und zwar aufeinander zu», erklärte Rettig. Gesprächsangebote der DFL seien in der Fan-Szene nicht auf Gegenliebe gestoßen. «Ich finde, jetzt ist tatsächlich die Zeit gekommen zu sagen, lass uns zusammen kommen», sagte Rettig.
Nach seiner Meinung gibt es zwei Ebenen in dem Konflikt. Zum einen die Aversion der Fans gegen Investoren im deutschen Fußball und zum anderen die Undurchsichtigkeit beim Abstimmungsverhalten. Letzteres sei ein Punkt, «da verstehe ich die Aufgeregtheiten auf der Fan-Seite». Das Thema werfe Fragen auf. Nach seiner Meinung sei es ein Verstoß gegen die 50+1-Regel, wenn Martin Kind nicht dem Auftrag des Vereins Hannover 96 gefolgt sei, gegen den Investoren-Deal zu stimmen.
Die 50+1-Regel im Fußball besagt im Kern, dass der eingetragene Verein mindestens 51 Prozent der Stimmanteile an einer ausgegliederten Profi-Gesellschaft haben muss.
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