Die durch die Rücktritte in der Ethikkommission ausgelöste Krise beim Deutschen Fußball-Bund geht weiter. Jetzt werfen sich der größte Sportverband der Welt und die drei zurückgetretenen Kommissionsmitglieder gegenseitig vor, Unwahrheiten zu verbreiten.
Der Streit könnte auch beim Treffen der Präsidenten der Landes- und Regionalverbände an diesem Mittwoch zur Sprache kommen. Diese tagen «turnusgemäß», teilte der DFB dazu auf Anfrage mit.
In einer gemeinsamen Stellungnahme schrieben Bernd Knobloch, Nikolaus Schneider und Birgit Galley eine «Korrektur der unrichtigen Darstellung» des DFB. Sie wiesen unter anderem Behauptungen zurück, dass gegen Knobloch ein Verfahren vor dem DFB-Sportgericht anhängig sei. Das «entbehre jeglicher Grundlage und hatte nur das Ziel, einen negativen Eindruck über Herrn Knobloch herbeizuführen und den Wahlvorgang zu beeinflussen».
Dem widersprach der DFB in einer Stellungnahme durch Hans E. Lorenz, dem Vorsitzenden des DFB-Sportgerichtes: «Derzeit ist noch ein Verfahren gegen Herrn Knobloch vor dem Sportgericht anhängig. Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen. Sie wird nach abschließender Prüfung in den nächsten Wochen ergehen.»
Die Wahl der Personalberaterin Irina Kummert zur Vorsitzenden der Ethikkommission durch das DFB-Präsidium hatte in der Vorwoche Turbulenzen ausgelöst. Alle übrigen Mitglieder der Kommission traten zurück und machten das Gremium handlungsunfähig.
Laut dem Schreiben der ehemaligen Mitglieder vom Dienstag habe der DFB nach der Wahl Kummerts mit den Rücktritten rechnen müssen. Darin heißt es: «Nach Ankündigungslage gab es genau eine Konstellation, die zur satzungsgemäßen Arbeitsunfähigkeit der Kommission führen würde: Die Wahl von Frau Kummert. Die Arbeit dieser Ethikkommission war vom Präsidium also nicht weiter gewünscht.» Das hatte der DFB bestritten.
Die «Süddeutsche Zeitung» hatte berichtet, der DFB habe «offenbar bewusst» den Eklat und die De-Facto-Auflösung der Kommission provoziert. Hintergrund sei, dass die Ethiker aktuell gegen Interimspräsident Rainer Koch ermitteln im Zusammenhang mit der Initiative «Fußball kann mehr» von mehreren Frauen aus dem deutschen Fußball. Koch hatte solche Vorwürfe genau wie der DFB stets zurückgewiesen.
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