Noch ist Biathlon für Julia Tannheimer nicht das Wichtigste. Erst möchte die ehrgeizige 18-Jährige im April ihr Abitur mit Bestnote ablegen, doch dann ist der Weg frei für die Karriere im Weltcup.
«Julia bereitet sich nach dem letzten IBU-Cup auf eigenen Wunsch auf ihr Abitur vor, was wir ausdrücklich unterstützen», sagte Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon im Deutschen Skiverband. Die zweimalige Junioren-Weltmeisterin, die bereits im Januar in Ruhpolding ihr viel beachtetes Weltcup-Debüt feierte, gehört gemeinsam mit Selina Grotian (19), Julia Kink (20) und Johanna Puff (21) zu einem Quartett der aussichtsreichsten Nachwuchshoffnungen bei den deutschen Skijägerinnen.
Statt Tannheimer ist nun ihre Namensvetterin Julia Kink beim ersten der zwei letzten Saison-Weltcups dabei und darf bei den Rennen ab Freitag in Soldier Hollow/USA (live bei ARD und Eurosport) auf ihr Weltcup-Debüt hoffen. Auch sie holte in der Vorwoche in Otepää zweimal Gold bei der Junioren-WM, im Massenstart und mit Tannheimer zusammen in der Staffel. Sie habe sich den Start durch «ihre guten Leistungen im Laufe der Saison verdient», sagte Bitterling zu dem Talent. Sie ersetzt die weiterhin erkrankte Franziska Preuß.
Gleich USA und Kanada «ein Traum»
«Ich freue mich schon unglaublich darauf, ein bisschen Weltcup-Luft schnuppern zu dürfen, und dass es dann auch noch gleich in die USA und nach Kanada geht, ist natürlich ein Traum», sagte Kink. Sie sei voller Vorfreude und gleichzeitig auch «ein bisschen nervös. Das könnte ich dann höchstwahrscheinlich auch vor dem ersten Rennen sein.»
Tannheimer geht stattdessen ab Donnerstag beim zweitklassigen IBU-Cup im österreichischen Obertilliach an den Start, ehe sie wieder intensiv Schulbücher und Aufzeichnungen wälzt. Wegen der Schule hatte sie auch noch auf einen möglichen Start bei der Weltmeisterschaft im tschechischen Nove Mesto im Februar verzichtet, ganze zwei Wochen Pause wären dann doch zu viel gewesen. «Das war vor allem meine Entscheidung», sagte sie der «Südwest Presse».
Stattdessen räumte die dreimalige Jugend-Weltmeisterin bei der Junioren-WM mit zweimal Gold und zweimal Silber ab. Tannheimer vertritt einen «extremen Leistungsgedanken – das gilt fürs Schulische und fürs Sportliche. Das zeigt, was ihr Anspruch ist», sagte Bitterling, der überzeugt ist: «Ihr gehört die Zukunft.» Um ihren sportlichen Traum zu verwirklichen, hatte sie vor zweieinhalb Jahren ihre Heimat verlassen und war ins Ski-Internat nach Furtwangen gewechselt.
Starke Nachwuchs-WM
Dass im deutschen Biathlon-Nachwuchs was geht, vor allem bei den jungen Frauen, zeigten insgesamt die Ergebnisse bei der Nachwuchs-WM in Estland. Im Junioren-Medaillenspiegel teilten sich Deutschland und Norwegen mit je viermal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze Rang eins. Im Jugendbereich holte das DSV-Team mit einmal Gold durch Alma Siegismund (18/Einzel), die ebenfalls als aussichtsreiches Talent gilt, und einmal Bronze Rang drei. Bei den Junioren wurde der 20-jährige Leonhard Pfund (20) Weltmeister im Einzel, er gilt als sehr starker Schütze. Doch dort ist die Lücke größer als im weiblichen Bereich.
«Da kommt auf jeden Fall ordentlich was nach. Die Frage ist immer, wie lange dauert es, die Lücke zur Weltspitze zu schließen. Aber ich glaube, die deutschen Damen sind auf jeden Fall auf einem sehr guten Weg», sagte Doppel-Olympiasiegerin und ZDF-Expertin Laura Dahlmeier in der Vorwoche beim Weltcup in Oslo. Verstärkung wird perspektivisch gebraucht, denn mit drei Medaillen und ohne Gold in Nove Mesto lief es bei der WM der Profis in diesem Winter nicht wie erhofft.
Wie es gehen kann, zeigte in dieser Saison Selina Grotian. Die viermalige Junioren-Weltmeisterin fuhr mit Staffel-Bronze sowie Rang vier im Einzel starke Ergebnisse bei ihrer WM-Premiere ein. Die zweimalige Junioren-Weltmeisterin Puff war auch dabei, kam aber noch nicht zum Einsatz. Zugleich ist Geduld gefragt, denn Rückschläge gehören dazu – das musste auch Grotian in diesem Winter erfahren. Mit Blick auf sie, Tannheimer, Kink und Puff ist das richtige Maß und die nötige Geduld gefragt: Heranführen ans Weltcup-Team, integrieren und entwickeln. Dann kann etwas entstehen.
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