Im leicht einsetzenden Regen von Merzig schnappte Nils Politt am Teambus erst mal nach Luft. Wenige Minuten zuvor hatte der deutsche Zeitfahrmeister einen kleinen Rückschlag im Kampf um den Gesamtsieg bei der 38. Deutschland Tour hinnehmen müssen.
Beim Tagessieg des belgischen Radprofis Ilan van Wilder erreichte Politt am Donnerstag nach 179 Kilometern mit zehn Sekunden Rückstand als 23. das Tagesziel.
«Ich würde nicht sagen, dass der Zug abgefahren ist. Klar haben wir heute wertvolle Sekunden verloren, aber jetzt müssen wir schauen, dass wir für die kommenden Tage einen guten Plan machen», bilanzierte Politt, der sich zu gern mit seinem zweiten Sieg bei der Heimat-Rundfahrt nach 2021 nach Saisonende vom Bora-hansgrohe-Rennstall zu seinem neuen Arbeitgeber UAE Team Emirates verabschieden würde.
Stolzer van Wilder in Rot
Vorerst ist aber van Wilder im Roten Trikot. «Ich denke, wir können sehr stolz sein. Ich konnte in der letzten Zeit viel Kritik über unser Team lesen, daher freue ich mich umso mehr», sagte der junge Belgier nach seinen ersten Profisieg. Am letzten Anstieg auf dem zweimal zu fahrenden Rundkurs in Merzig hatte sich der 23-Jährige mit dem Österreicher Felix Großschartner und dem Franzosen Pavel Sivakov absetzen können. In der Reihenfolge ging es auch über den Zielstrich. Dem Antritt konnte auch Politt nicht folgen. «Ich habe schnell gemerkt, dass das Tempo zu schnell für mich ist und habe es etwas ruhiger angehen lassen», sagte Politt.
Van Wilder löste damit seinen britischen Teamkollegen und Prologsieger Ethan Vernon an der Spitze der Gesamtwertung ab. Bester Deutscher war am Donnerstag Nikias Arndt mit zehn Sekunden Rückstand auf Platz neun. Politt rangiert vor der zweiten Etappe, die am Freitag über 201,3 Kilometer von Kassel in Nordhessen nach Winterberg ins Sauerland führt, mit 19 Sekunden Rückstand auf Platz sechs.
Pedersen mit großem Rückstand
Keine Chance auf den Gesamtsieg hat hingegen mehr Ex-Weltmeister Mads Pedersen. Der am Vortag auf Platz zwei gefahrene Däne, in diesem Jahr bereits Etappensieger bei der Tour de France und am vergangenen Sonntag Sieger der Hamburger Cyclassics, musste rund 50 Kilometer vor dem Ziel in einem Anstieg abreißen lassen und kam mit fast 15 Minuten Rückstand ins Ziel.
Am Freitag gilt es nochmal knapp 3300 Höhenmeter zu überqueren, was Politt und Co. noch einmal Chancen auf wertvolle Sekunden eröffnet. Sowohl die dritte als auch die abschließende vierte Etappe am Sonntag in Bremen, wo die Rundfahrt nach insgesamt 732 Kilometern zu Ende geht, dürfte eine Angelegenheit für die Sprinter werden.
Von den schnellen Männern nicht mehr dabei ist der norwegische Routinier Alexander Kristoff. Der viermalige Tour-de-France-Etappensieger war beim Prolog kurz vor dem Ende der 2,3 Kilometer gegen ein Gitter der Streckenbegrenzung gefahren und klagte daraufhin über Schmerzen an Arm und Schulter. Zur ersten Etappe trat der 36-Jährige nicht mehr an.
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