23. November 2024

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Deutsches Davis-Cup-Team verpasst Halbfinale

Die deutschen Hoffnungen auf das zweite Davis-Cup-Halbfinale in Folge sind dahin. Die Tennis-Herren liefern ohne Alexander Zverev einen großen Kampf. Eine Serie reißt.

Das deutsche Davis-Cup-Team hat den Überraschungscoup gegen Kanada verpasst und muss im prestigeträchtigen Nationen-Wettbewerb weiter auf den ersten Titel seit 1993 warten. Die Mannschaft von Teamchef Michael Kohlmann verlor in der Nacht zu Freitag in Málaga gegen die favorisierten Kanadier mit 1:2.

Die im Davis Cup zuvor unbesiegte Paarung Kevin Krawietz/Tim Pütz unterlag im entscheidenden Doppel. Im ersten Match des Abends hatte Jan-Lennard Struff die Deutschen in Führung gebracht, Oscar Otte verpasste anschließend seinen ersten Sieg für Schwarz-Rot-Gold.

Ohne den verletzten Olympiasieger Alexander Zverev lieferte das verschworene Team vor phasenweise rund 7500 Zuschauern einen großen Kampf. Mit der imposanten silbernen Davis-Cup-Trophäe vor Augen blieb die deutsche Hoffnung auf den vierten Davis-Cup-Titel nach 1988, 1989 und 1993 aber ein Traum. Besonders bitter: Für Deutschlands Doppel riss beim 6:2, 3:6, 3:6 kurz nach Mitternacht nach 15 Siegen in Folge eine grandiose Serie.

Kohlmann hatte für den Mannschaftswettbewerb in Andalusiens Küstenstadt «Außergewöhnliches» angekündigt – und sollte zunächst nicht enttäuscht werden. Die in den letzten Tagen oft beschworene «sensationelle Teamdynamik» setzte zumindest bei Struff die erhofften Extra-Kräfte frei. Noch vor dem ersten Ballwechsel bildete der Warsteiner mit seinen Teamkollegen Arm in Arm einen Kreis und stimmte sich auf den möglichen Überraschungscoup ein. Die «Auf geht’s»-Rufe des deutschen Fanblocks hallten durch die gesamte Arena.

Die Zuversicht des deutschen Teams war trotz klarer Außenseiterrolle deutlich spürbar. Struff startete mit einer 5:3-Bilanz im direkten Vergleich gegen Denis Shapovalov in die Begegnung. Otte mit dem Gefühl, Felix Auger-Aliassime im Oktober am Rande einer Niederlage gehabt zu haben. Gegen einer seiner Lieblingsgegner sollte Struff nicht enttäuschen.

Wie schon bei den Erfolgen im September wuchs der Warsteiner im Davis Cup über sich hinaus. Der 32-Jährige, dessen Saison von einer zweimonatigen Fußverletzung beeinträchtigt wurde, besiegte Shapovalov in einem Tenniskrimi 6:3, 4:6, 7:6 (7:2). «Unser Zusammenhalt macht es so besonders, für Deutschland zu spielen. Das motiviert mich nochmal extra», sagte Struff, nachdem er im Entscheidungssatz erst bei 5:3, später bei 5:4 einen Matchball vergeben hatte. «Es war sehr schwierig, mental ruhig zu bleiben, aber auch Druck auszuüben», beschrieb der Deutsche den Gefühlsmix.

Auch Otte spielte bei sommerlichen Temperaturen gegen Auger-Aliassime eines der besten Matches seit seiner Knie-Operation im Sommer. Dem kanadischen Überflieger der vergangenen Wochen bereitete der Kölner beim 6:7 (1:7), 4:6 deutlich mehr Probleme als viele vermutet hatten. «Ich kann mir heute nicht viel vorwerfen. Wenn es heute jemand anders gewesen wäre, hätte ich vielleicht gewonnen», befand der Kölner.

Am Ende blieb es bei einem starken deutschen Auftritt ohne Happy End. Nächstes Jahr, 30 Jahre nach dem letzten Erfolg im Davis Cup, starten die Tennis-Herren die nächste Titeljagd.

Jordan Raza, dpa