Bei Katharina Althaus flossen nach Silber die Tränen, Claudia Pechstein bejubelte ihren letzten Platz wie einen Sieg: Mit der ersten Medaille und einem olympischen Rekord ist das Team Deutschland am Samstag in die Winterspiele von Peking gestartet.
Bei Skispringerin Althaus war sogar Gold drin, die nun achtmalige Olympiateilnehmerin Pechstein will erstmal als Fan durch die Arenen der Spiele tingeln. Für das erste deutsche Gold könnte am Sonntag der zur Halbzeit führende Rodel-Oldie Johannes Ludwig sorgen.
Silber für Skispringerin Althaus
«Ich habe mich irgendwie geärgert und gefreut gleichzeitig, und das war dann ein bisschen viel», erklärte Althaus. «Ich glaube, ich kann mir heute nichts vorwerfen.» Nur 2,2 Punkte fehlten Althaus nach Sprüngen auf 105,5 und 94 Meter zum großen Coup, der stattdessen der Slowenin Ursa Bogataj gelang. Bronze gewann deren Landsfrau Nika Kriznar, während die weiteren deutschen Starterinnen nichts mit der Medaillenvergabe zu tun hatten.
Pechstein mit achtem Start bei Winterspielen
Das hatte Claudia Pechstein über 3000 Meter auch nicht im Ansatz. War ihr aber völlig egal. «Das war ein Sieg für mich. Mit dem Start auf den 3000 Metern habe ich diesen Rekord offiziell geschafft», sagte die fünfmalige Olympiasiegerin. Damit hat sie die Bestmarke des japanischen Skispringers Noriaki Kasai eingestellt. «Da kann man eigentlich nur mit einem Jubeln über die Linie laufen.»
Da störte es die als enorm ehrgeizig bekannte Ausnahme-Läuferin nicht einmal, dass sie nur Letzte wurde und auch noch ihren olympischen Rekord verloren hat. In 4:17,16 Minuten belegte Pechstein den 20. Platz unter 20 Starterinnen. Olympiasiegerin wurde die niederländische Europameisterin Irene Schouten in 3:56,93 Minuten, die damit den Olympischen Rekord der Berlinerin unterbot, die vor 20 Jahren bei den Winterspielen in Salt Lake City in 3:57,70 Minuten Gold gewonnen hatte. Zweite im National Speed Skating Oval von Peking wurde die Italienerin Francesca Lollobrigida in 3:58,06 Minuten vor Isabelle Weidemann aus Kanada (3:58,64).
Frust bei Biathleten und Kombinierern
Deutlichen Frust schoben dagegen die Biathleten und Kombinierer Eric Frenzel. Die in der Vergangenheit erfolgsverwöhnten Skijäger patzten im Team-Mixed als Fünftplatzierte beim Sieg Norwegens. «Ich muss das Rennen erst sacken lassen», sagte Startläuferin Vanessa Voigt. «So habe ich mir mein Debüt sicherlich nicht vorgestellt. Ich weiß jetzt einfach, dass die Nervosität hier eine große Rolle bei mir spielt.» Die Thüringerin hatte zwei Strafrunden laufen müssen, was durch Denise Herrmann, Benedikt Doll und Philipp Nawrath nicht mehr aufzuholen war.
Frenzel wird zu seinem ersten Einsatz dagegen gar nicht erst kommen. Der Olympiasieger hockt nach seinem positiven Test in Corona-Quarantäne – und ist arg angeschlagen. «Ich habe ihn mental in so einer Situation noch nie gesehen», sagte Teamarzt Stefan Pecher, der Frenzel nach eigenen Angaben seit 17 Jahren betreut. «Nicht bei Niederlagen, nicht bei Situationen mit Pech bei Weltcups oder Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Er war mental wirklich am Ende.»
Rodler Ludwig auf Goldkurs
Womöglich kurz vor dem Ende seiner Laufbahn, auf jeden Fall aber dicht an der Goldmedaille ist dagegen Rodler Johannes Ludwig. Der 35 Jahre alte Thüringer hat nach zwei von vier Läufen 0,039 Sekunden Vorsprung vor Österreichs Ex-Weltmeister Wolfgang Kindl. Der dreimalige Olympiasieger Felix Loch hat nach einem Patzer im ersten Durchgang als Vierter immerhin noch eine gute Chance auf Bronze, Max Langenhan ist Siebter.
«Es ist immer alles drin. Morgen beginnt für mich ein neues Rennen. Der Abstand zu Wolfgang ist eigentlich kein Abstand. Ich muss weiter angreifen, darf mich nicht auf irgendwas ausruhen», sagte Ludwig und verriet seinen Gold-Plan: «Im Endeffekt spielen die Abstände keine große Rolle. Ich muss einfach nur meinen Job machen. Das klingt abgedroschen, aber so ist das als Leistungssportler.»
Erstes Gold der Peking-Spiele an Johaug
Die Norwegerin Therese Johaug hat ihr Gold bereits – und es war das allererste der Spiele von Peking. Die 33-Jährige siegte am Samstag im Skiathlon in Zhangjiakou vor Natalia Neprjajewa aus Russland und der Österreicherin Teresa Stadlober. Die deutschen Langläuferinnen konnten erwartungsgemäß nicht in den Kampf um den Medaillen eingreifen. Katherine Sauerbrey aus Hallenberg belegte als beste Sportlerin aus der Mannschaft von Teamchef Peter Schlickenrieder bei großer Kälte den 13. Platz.
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