Der Sportausschussvorsitzende des Bundestages sieht trotz Rang zwei der deutschen Mannschaft in der Nationwertung der Winterspiele von Peking Reformbedarf.
«Die Platzierung im Medaillenspiegel zeigt eine positive Bilanz, wobei es hier und da noch deutliche Reserven gibt», sagte SPD-Politiker Frank Ullrich der Deutschen Presse-Agentur. Für ihr Abschneiden zolle er den deutschen Athleten «Respekt und Hochachtung», versicherte der Biathlon-Olympiasieger von 1980.
27 Medaillen in Peking
Das deutsche Team hatte in Peking 27 Edelplaketten gewonnen, darunter zwölf aus Gold. Wintersportnation Nummer eins war wie vor vier Jahren erneut Norwegen mit 37 Medaillen. Nachdenklich stimmte, dass allein die Sportler des Deutschen Bob- und Schlittenverbandes und des Deutschen Skiverbandes die Medaillen gewannen. 2018 in Pyeongchang waren es noch fünf Fachverbände, die mit ihren Athleten auf das Siegerpodest gekommen waren. Dabei sollte die vor gut sechs Jahren auf den Weg gebrachte Spitzensportreform bei diesen Winterspielen schon große Wirkung entfalten.
«Ein Blick auf die Medaillenverteilung im deutschen Olympia-Team zeigt, dass die Kufe ihr gesamtes Potenzial ausgeschöpft hat, was wir von anderen Sportarten leider nicht unbedingt sagen können», befand Ullrich, der Bundestrainer für Biathlon und danach im Langlauf war. «Hierzu bedarf es individueller Analysen und natürlich muss sich unsere Sportwelt aus diesen Erkenntnissen heraus auch reformieren», sagte er. Allein im Bob, Rodeln und Skeleton wurden 16 Medaillen eingefahren, elf holten die Sportler des Skiverbandes.
Ullrich will «Siegeszug der Menschenrechte»
Verständnis zeigte Ullrich für die deutschen Athleten, die nach den Debatten vor den Winterspielen über Menschenrechtsverletzungen in China Zurückhaltung in Peking geübt haben. «Jedem Sportler und jeder Sportlerin steht es frei, die erlebten Eindrücke während Spiele in Peking aus sportlicher Sicht zu beurteilen und diese auch zu äußern», sagte er und ergänzte: «Aus meiner Sicht ist die Kritik während der Spiele um die Menschenrechte in China nicht leiser geworden.»
Er sei sich sicher, dass es auch nach den Spielen eine kritische Auseinandersetzung geben wird. «Nach wie vor bin ich der Überzeugung, dass es sinnvoll gewesen wäre, mit einer deutschen Delegation vor Ort auf die Missstände aufmerksam zu machen», sagte der 64-Jährige. Deutschland hatte keine politischen Vertreter nach Peking entsandt, wollte aber nicht wie die USA und andere Länder von einem diplomatischen Boykott sprechen. «Ob China im Moment gewinnt oder verliert, ist nicht die entscheidende Frage, langfristig ist der Siegeszug der Menschenrechte von großer Bedeutung», sagte Ullrich.
Olympische Spiele in Deutschland?
Ein Langzeitprojekt wäre auch eine Olympia-Bewerbung, die Ullrichs Zustimmung fände. «Olympia vor der eigenen Haustür wäre ein unvergessliches und nachhaltiges Erlebnis», sagte er. «Ich bin absolut überzeugt davon, dass wir gemeinsam in der Lage sind, perspektivisch dieses Vorhaben zu erreichen. Olympische Spiele in Deutschland – warum nicht?» Zwischen 2030 und 2040 wäre für ihn ein guter Zeitpunkt dafür: «Dann haben wir die großartige Chance, uns als ein weltoffener Gastgeber zu präsentieren.»
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