Nach 28 Jahren gibt wieder ein Golfer namens Tiger sein Debüt bei der British Open. 1995 sorgte der junge Tiger Woods für Aufsehen, nun wird der Nachname Christensen auf dem Leaderboard des traditionsreichen Major-Turniers stehen.
Der 19 Jahre alte Hamburger mit dem außergewöhnlichen Vornamen qualifizierte sich überraschend für die Open im Royal Liverpool Golf Club und spielt erstmals auf der ganz großen Golf-Bühne vor.
«Ich glaube, jeder Golfer verbindet irgendwas mit der Open. Die Historie ist wie keine andere, und einfach als Amateur dort aufzutreten, ist ein Traum, der in Erfüllung geht», sagte Tiger Christensen der Deutschen Presse-Agentur vor der mit 16,5 Millionen US-Dollar dotierten Veranstaltung in Hoylake.
Als Amateur darf Christensen zwar noch kein Preisgeld einstreichen. Und auch bedauert er das Fehlen seines Namensvetters Woods, der wegen der Folgen einer Fuß-Operation passen muss. Aber die Begeisterung überwiegt beim Spieler des HGC Falkenstein: «Es sind so viele wahnsinnig gute Golfspieler dort, die ich auch als Idol sehe, dass es jetzt nicht das Ende der Welt für mich ist.»
Sohn bekannter Eltern
Der Sohn des bekannten Musikproduzenten (u.a. «U 96») und ehemaligen Popstars-Juror Alex Christensen und der früheren Sängerin Nicci Christensen (damals bekannt als «Rollergirl») ist Business-Student an der University of Arizona und hatte sich erst kurzfristig für das letzte Major-Turnier des Jahres qualifiziert. Dabei ließ der Amateur auch bekannte Namen wie den Ryder-Cup-Star Sergio Garcia hinter sich. Ab Donnerstag möchte Christensen auch auf dem Par-71-Dünen-Platz an der britischen Westküste den einen oder anderen Großen hinter sich lassen.
«Ich möchte erst einmal, so viel an Erfahrung sammeln wie möglich und viel lernen», sagt Christensen. «Grundsätzlich ist es aber auch das Ziel, die Medaille für den besten Amateur mitzunehmen.» Die sogenannte «Silver Medal» hatte vor zwei Jahren Matti Schmid als letzter Deutscher gewonnen. Aber auch die heutigen Golf-Superstars Rory McIlroy und Tiger Woods erhielten schon die wertvolle Auszeichnung für den besten Amateur.
Früher Golf-Einstieg
Möglicherweise ahnten Christensens Eltern schon bei der Namenswahl, dass ihrem Sohn eine sportliche Karriere bevorstehen könnte. Denn für den Vornamen waren auch zwei erfolgreiche Athleten Inspiration. «Meine Eltern fanden den Namen generell einfach sehr cool und einzigartig. Mein Dad war gut befreundet mit dem Boxer Dariusz ‚Tiger‘ Michalczewski und auch ein Golf-Fan von Tiger Woods», erzählt Christensen, der früh mit dem Golf anfing. «Da konnte ich gerade laufen, als ich mit Plastikschlägern die Bälle durchs Haus kloppte. Und mit zehn Jahren fing ich dann an, es ernst zu nehmen», sagt das Golf-Talent.
Das frühe Üben scheint sich gelohnt zu haben. Die Schlagweite ist eine der größten Stärken von Christensen. Zudem ergänzt der selbstbewusste Norddeutsche «Gefühl, Kreativität, mein Ehrgeiz und meine Fähigkeit, unter Druck abzuliefern.»
Christensens Trainer Jason Floyd sieht den Teenager vor einer großen Zukunft: «Wenn er so weitermacht, wird es eine außergewöhnliche Karriere – auf dem höchsten Level des Spiels.» Der Schwung-Coach erkennt bei seinem Schützling viele Eigenschaften, die den Unterschied ausmachen können. «Jack Nicklaus, Tiger Woods: Diese Golf-Größen waren ebenfalls mental sehr stark. Ich denke, das ist die Grundlage für einen großen Spieler», sagt Floyd.
Den endgültigen Sprung ins Profigeschäft will Christensen erst nach seinem Uni-Abschluss wagen. Bisher stehen auf der Habenseite eine internationale Amateur-Meisterschaft, ein Sieg bei der Team-EM und zwei College-Titel. Doch der deutsche Tiger träumt groß: «Am Ende der Karriere möchte ich so viele Majors gewonnen haben wie möglich.» Bei der British Open wird Christensen erste Anhaltspunkte liefern, ob der Traum in Erfüllung gehen kann.
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