Einen Gewinner unter lauter deutschen Verlierern gab es dann doch noch in Warschau. Malick Thiaw wird das 0:1 gegen Polen im Gegensatz zu seinen etablierten Teamkollegen und auch Bundestrainer Hansi Flick als einen besonderen Moment in seiner Fußball-Karriere in Erinnerung behalten.
Der couragiert aufspielende Debütant haderte zwar ebenfalls mit der «unnötigen Niederlage», den 21 Jahre alten Verteidiger von der AC Mailand traf jedoch keine Schuld am nächsten Frusterlebnis der Nationalmannschaft.
Thiaws Auftritt «sehr solide und reif»
Der Bundestrainer hob Thiaw als «Highlight» des Länderspiels hervor. Der frühere Schalker habe «sehr solide» und «sehr reif» gespielt, lobte Flick am Freitagabend. Auch Antonio Rüdiger war nach seinem 60. Länderspiel sehr beeindruckt von dem Neuling. «Er hat super gespielt und Persönlichkeit gezeigt. Es war ein sehr, sehr gutes Debüt, sehr, sehr positiv», sagte der 30 Jahre alte Innenverteidiger von Real Madrid.
Thiaw füllte in einer verunsicherten DFB-Elf beim zweiten Dreierketten-Test nach dem wilden 3:3 gegen die Ukraine gleich den schwierigen Job als zentraler Defensiv-Akteur aus, neben den international erfahreneren Antonio Rüdiger und Thilo Kehrer. «Natürlich muss ich in der Mitte viel reden. Aber ich habe neben mir zwei Topleute. Und vor allem Toni hat mir hier von Tag eins an sehr viel geholfen», schilderte der 1,94 Meter große Thiaw nach dem Spiel.
Erst am Spieltag hatte er von Flick erfahren, dass er auflaufen werde. Aber er hatte es schon geahnt, «weil ich beim Training in der Startelf war». Thiaw gewann robust seine Zweikämpfe und hätte vor der späten Auswechslung sogar fast das 1:1 erzielt. Seinen Schuss aus der Drehung konnte Polens Torwart Wojciech Szczesny mit einem Reflex abwehren. «Ich konnte dem Ball nicht genau nachsehen, weil er so schnell war. Ich habe nur die Parade gesehen», sagte Thiaw zu der Offensivaktion. Es wäre dann wohl endgültig sein Abend gewesen.
Thiaw: «EM ein klares Ziel für mich»
Anfang des Jahres war er noch fest für die anstehende EM der U21-Junioren vorgesehen. Nach dem Debüt im A-Team nimmt Thiaw nun die Heim-EM 2024 ins Visier: «Das ist ein klares Ziel für mich.»
Der Wechsel vor einem Jahr vom damaligen Bundesliga-Aufsteiger FC Schalke 04 zur AC Mailand war für ihn eine Art Karrierebeschleuniger. Auch wenn er in Italien anfangs auf seine Chance warten musste. «Ich bin Mailand unglaublich dankbar für die Entwicklung und dass sie mir die Chance gegeben haben. Ich hatte erwartet, dass ich nicht sofort dort spielen würde, weil ich von Schalke zum italienischen Meister gekommen bin. Aber ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden», erzählte er in Warschau in den Stadion-Katakomben.
Am kommenden Dienstag (20.45 Uhr/RTL) kehrt er nach Schalke zurück. Im letzten EM-Test vor der Sommerpause gegen Kolumbien möchte er in Gelsenkirchen dann gerne wieder ein «Highlight» in einem dann möglichst siegreichen deutschen Team sein.
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